Wird in Bad Neustadt vielleicht schon ab 2023 eine Drohnenbasis etabliert, die von der BRK-Landesgeschäftsstelle koordiniert wird? Vom Flugplatz Grasberg in der Kreisstadt könnte die Drohne nicht nur starten, sondern auch in kürzester Zeit an den jeweiligen Einsatzorten sein.
Noch ist es eine Idee von der Forschungsgruppe der Hanseatic Aviation Solutions in Kooperation mit der TU Dortmund, der RWTH Aachen und Uwe Kippnich, Projektleiter für das sogenannte "LARUS Projekt" im BRK Rhön-Grabfeld. Vorgestellt wurde das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Forschungsprojekt am Flugplatz Grasberg in Bad Neustadt. Und zwar vom Technischen Projektleiter des Forschungsprojekts, Michael Schmidt und Projektkoordinator Thomas Lübke.
Hochrangige Gäste vor Ort in Bad Neustadt
Unter den Gästen waren Dr. Serge Röhrig und Christian Schoschis vom Projektträger, die für die Überwachung der korrekten Projektdurchführung verantwortlich sind. Ebenso Vertreter der Regierung von Unterfranken, des BRK-Kreisverbands Würzburg, des Landratsamtes, Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner sowie Heiko Stäblein vom BRK Rhön-Grabfeld.
Bei zwei Demonstrationen waren Interessierte der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, das Technische Hilfswerk, Feuerwehren und Vertreter der Berg- und Wasserwacht mit dabei. Im Mittelpunkt stand die 25 Kilogramm schwere Drohne, vergleichbar mit einem ferngesteuerten Modellflugzeug mit einer Spannweite von 3,60 Metern. Bis zu sieben Stunden kann sie bei einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern in der Luft zu bleiben.
Uwe Kippnich sprach von einem deutschlandweit bislang einmaligen Projekt, das für die Seenotrettung vorgesehen war und erstmals auf dem Land erprobt wurde. Speziell technisch umgerüstet war der Einsatzleitwagen des BRK Rhön-Grabfeld, der als mobile Bodenkontrollstation diente. Mehrere Monitore ermöglichten dort die Überwachung und Steuerung der Drohne.
Drohne: Welche Schwierigkeiten auf dem Land herrschen
Konkret ist es das Forschungsprojekt LARUS-PRO, erklärte Technischer Projektleiter Michael Schmidt und sagte, dass die LARUS-Drohnen von Experten technisch optimiert werden, weshalb solche Probeflüge und Übungen notwendig und hilfreich sind. Schwierigkeiten auf dem Land im Gegensatz zur Nord- oder Ostsee sprach Thomas Lübke von den Seenotrettern an. Konkret meinte er unterschiedliche Windeinflüsse, die durch Bäume und Büsche auf das Flugzeug einwirken. Das sei nicht zu vergleichen mit dem Einsatz auf dem Meer, wo es solche Unterschiede nicht gibt.
Uwe Kippnich ist sich sicher, dass Drohnen im Rettungsdienst die Zukunft bedeuten. Er nennt hochauflösende Kameras und die entsprechende Technik, um die Bilder, teils auch per Satellit, auf die Bildschirme der Rettungsmannschaft zu übertragen. Bei der Übung war bewusst die Rettungshundestaffel Rhön-Grabfeld mit Alexandra Klinger, Horst Kaufmann, Alexandra Stäbe und Marie Blöck eingebunden. Sie erhielten die Bilder der Rettungsdrohne auf ein Tablet und wurden, als die "vermisste Person" (ein Dummy) von der Drohne lokalisiert war, zum Einsatzort gerufen.
Was ist alles in einem Notfallset enthalten?
Das Problem für die Drohne, so stellte sich heraus, war der Ablageort des Dummy an einem Abhang, der schwer einsehbar war. Flächensuchhund Hailey zeigte durch Bellen die genaue Stelle an. Nach der Erstversorgung wurde der "Patient" mit dem "ARGO", einem geländegängigem Fahrzeug dem Rettungsdienst übergeben.
Am Grasberg erfuhr man, dass das LARUS-Modell ein 2,5 Kilogramm schweres Notfallset transportieren kann, welches mit einem Fallschirm zu der verletzten oder von Wasser eingeschlossenen Person abgeworfen werden kann. Die Kapsel enthält sowohl einen Schlafsack, als auch eine Leuchtrakete, Verbandsutensilien und notwendige Nahrung. In Bad Neustadt konnte man dies schon einmal unter die Lupe nehmen.
Die Drohne wäre schon bei der Flut im Ahrtal hilfreich gewesen
Auf einem Großbildschirm wurden die Bilder der Drohne live übertragen, wobei man auch sah, wie die Drohne Kreise zog und diesen immer wieder erweiterte. BRK-Projektleiter Uwe Kippnich erinnerte an die Überschwemmungskatastrophe im Ahrtal, wo solch eine Technik hilfreich gewesen wäre. Die komplexe Drohnentechnik für die verschiedenen Einsätze des BRK zu nutzen, das sei eine der größten Herausforderungen des Projektes, meinte er.
Verbesserungen sieht Drohnenpilot Michael Schmidt noch in der technischen Übertragung der Videodaten. Auch eine automatisierte Weitergabe von Koordinaten an die Hundestaffel oder suchende Mannschaft müsse noch entwickelt werden.
Ein großer Dank galt abschließend Joachim Wagner, Vorsitzender des Aeroclub Bad Neustadt, der den Flugplatz für die Demonstration zur Verfügung stellte.