Die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Mellrichstadt hat Zuwachs bekommen. Seit 1. Juli gehört Bastheim zur Gemeinschaft und stärkt den Zusammenschluss als fünfte Gemeinde im Bunde. Mit nun 34 Mitarbeitern, die für über 11 000 Bürgerinnen und Bürger im Streutal zuständig sind, festigt die VG Mellrichstadt ihren Status als drittgrößte Verwaltung im Landkreis Rhön-Grabfeld und schreibt zugleich Geschichte. Denn mit der Aufnahme der Gemeinde Bastheim findet bayernweit ein einmaliger Vorgang statt: "Zum allerersten Mal im Freistaat tritt eine Gemeinde einer VG bei", hob Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus bei der Begrüßung der neuen Kollegen hervor.
Die Dienstversammlung am Mittwochnachmittag in der Oskar-Herbig-Halle umwehte entsprechend ein Hauch von Pioniergeist, gepaart mit leichter Bangigkeit vor dem Unbekannten und doch auch Vorfreude auf das Neue. Michael Kraus als Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft ließ seinen Blick freudig über die große Runde schweifen und hieß das Rathaus-Team aus Bastheim im Kreise der Kollegen willkommen. Bürgermeister Tobias Seufert und die fünf neuen Mitarbeiter aus dem Besengau verstärken verschiedene Abteilungen im Haus und bringen langjährige Erfahrung mit.
Der Weg zum Anschluss der Gemeinde an die VG war kein einfacher. Zunächst fiel die Entscheidung für Mellrichstadt via Bürgerentscheid, dann ließ der erforderliche Beschluss des bayerischen Landtags, dass der Zusammenschluss der Verwaltungen über eine Rechtsverordnung erfolgt, länger als gedacht auf sich warten. Zu guter Letzt bremste die Corona-Pandemie samt Lockdown die Vorbereitungen zur Zusammenarbeit aus. "Wir sind nach dem Bürgerentscheid mit Enthusiasmus und Tatendrang gestartet und wurden gleich von der Rechtsaufsicht eingebremst", blickte Tobias Seufert zurück. Jetzt müssen alle Mitarbeiter ins kalte Wasser springen und die neue Herausforderung meistern. "Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit", sagte der Bastheimer Bürgermeister mit Blick in die Runde.
Das neue Miteinander braucht seine Zeit
"Es war eine schwierige Zeit, aber wir haben sie gemeistert", fügte Michael Kraus an. Er freute sich ebenso wie die Bürgermeisterkollegen Stefan Kießner aus Oberstreu und Martin Link aus Stockheim über den Schulterschluss mit der neuen Mitgliedsgemeinde. Für die Mitarbeiter wird es eine Anlaufphase brauchen, dessen sind sich die Verantwortlichen gewiss. Es braucht Zeit, um sich in neue Aufgabenbereiche einzuarbeiten. "Wir erwarten nicht, dass ab morgen alles flutscht, weil es auch keine Vorlage oder Beispiele für solch einen Zusammenschluss gibt und Neues immer auch Unsicheres ist", sagte Michael Kraus in Richtung aller Mitarbeiter. Die Bastheimer Kollegen haben zum 1. Juli ihre neuen Büros bezogen, nachdem der Umbau der VG im Frühjahr über die Bühne gegangen war.
An wen sie sich wenden können, wenn es mal im Getriebe knirscht, stellte der Personalratsvorsitzende Fabian Steiner vor. Er vertritt ebenso wie seine Kolleginnen Juliane Hergenhan und Nicole Hein die Interessen aller Angestellten der Behörde und versprach den neuen Kollegen, stets ein offenes Ohr für ihre Belange zu haben. "Für Fragen sind wir immer zur Stelle, nehmen aber auch gerne Anregungen entgegen", versprach er.
Die erste Anfrage einer anderen Gemeinde ist schon da
Geschäftsstellenleiter Peter Hehn begrüßte die neuen Kollegen ebenfalls herzlich und merkte an, dass der geschichtsträchtige Zusammenschluss schon seine Kreise ziehe. Er habe bereits eine Anfrage aus Würzburg von der Regierung von Unterfranken erhalten, ob die Zweckvereinbarung, die vor dem offiziellen Zusammenschluss zwischen der VG und Bastheim geschlossen wurde, an andere Gemeinden weitergegeben werden darf. Die interkommunale Zusammenarbeit vor dem rechtlichen Beschluss des Landtags könnte folglich als Vorbild für weitere Fusionen dienen.
Da die Verwaltung für immer komplexere Aufgaben gerüstet sein müsse, werden in Zukunft größere Einheiten mit fachlich versiertem Personal gebraucht. Mit dem Zuwachs aus Bastheim sieht man sich in der VG Mellrichstadt gut aufgestellt. "Alle Welt spricht von Bürokratieabbau, die Realität sieht aber anders aus", sprach Hehn klare Worte. Er sieht im Zusammenschluss eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, um das enorme Aufgabenspektrum zukünftig zu bewältigen. "Die Haushalte der Gemeinden und Verbände unter dem Dach der VG umfassen zusammen 46 Millionen Euro. Solch eine Bandbreite braucht eine starke Verwaltung", machte Hehn deutlich.
Am Ende strahlte ein kleiner Schlüssel große Symbolkraft aus: Der VG-Gemeinschaftsvorsitzende überreichte den neuen Kollegen aus Bastheim, allen voran Bürgermeister Tobias Seufert, den Eingangsschlüssel zum Verwaltungsgebäude in der Mellrichstädter Hauptstraße. Auch wenn Tobias Seufert weiterhin im Büro im Bastheimer Rathaus Ansprechpartner für die Bürger sein wird, ist er in der Verwaltungsgemeinschaft und im Kreise seiner Amtskollegen stets willkommen.