Es ist nicht so, dass sich aktuell im Bastheimer Rathaus Umzugskartons in den Büros und auf den Fluren stapeln, Bilder von den Wänden abgehängt, Zimmerpflanzen verstaut und persönliche Utensilien verpackt werden. Im Moment deutet fast gar nichts darauf hin, dass in der Gemeindeverwaltung von Bastheim, Braidbach, Geckenau, Reyersbach, Rödles, Simonshof, Unterwaldbehrungen und Wechterswinkel in wenigen Tagen fast alle Lichter ausgehen. Und doch weht ein Hauch von Wehmut und Abschiedsschmerz durch die Räume. Die Zeichen stehen auf Veränderung: Am 1. Juli wird die Verwaltung in die VG Mellrichstadt integriert.
Dass es ein Rathaus in die Schlagzeilen schafft, kommt selten vor. In Bastheim waren es die Bürgermeister-Wahlen 1984 und 2008, als es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Anwärtern auf den Bürgermeistersessel gab, die das Rathaus in alle Munde brachten. Ansonsten wurden dort Tag für Tag all die Verwaltungsaufgaben erledigt, die bei einer Einheitsgemeinde mit sieben Ortsteilen und mehr als 2000 Einwohnern eben anfallen. Der 1. Juli 2021 wird allerdings wieder ein Tag sein, der in die Geschichte eingeht. Denn am Mittwoch, 30. Juni, endet die eigenständige Verwaltung Bastheims. Seit der Gebietsreform 1978 schließt sich damit erstmals in Bayern eine Gemeinde freiwillig einer Verwaltungsgemeinschaft an. Die VG Mellrichstadt wird künftig die Aufgaben übernehmen, die bislang im Rathaus von den sieben Mitarbeitern ausgeführt wurden.
Was empfindet das Rathaus-Team?
Was bewegt Bürgermeister Tobias Seufert und sein Rathaus-Team in diesen Tagen? Wehmut, Vorfreude, ein flaues Baugefühl angesichts dem, was da neu auf sie zukommt ?
Ruth Müller ist sozusagen die "Mutter der Bastheimer Verwaltung". Sie ist schon 41 Jahre lang im Dienst der Bürgerinnen und Bürger tätig, war Standesbeamtin, erste Ansprechpartnerin bei Geburten, Zu- und Wegzügen, bei der Beantragung von Personalausweisen und Reisepässen, bei Gewerbean- und -abmeldungen, bei der Anmietung der Besengau-Scheuer, bei Rentenfragen oder auch bei anstehenden Beerdigungen. 1983 hat sie den Umzug vom alten Verwaltungsgebäude gegenüber der Kirche in das neu gebaute Rathaus in der Obergasse mitgemacht, erlebte die Einführung der EDV hautnah mit, kann aber auch noch vom Steno-Diktat sowie vom Tippen auf der Schreibmaschine berichten. Ihr fällt der Abschied vom Rathaus schwer.
"Ich hätte es lieber gesehen, wenn wir weiterhin eigenständig geblieben wären", gesteht sie offen ein. Doch es waren vor allem die äußeren Zwänge, die die vormalige Bürgermeisterin Anja Seufert und den letzten Gemeinderat dazu veranlasst hatten, den Beitritt zu einer Verwaltungsgemeinschaft in die Wege zu leiten. Die zunehmende Anzahl von Verwaltungsaufgaben, die immer komplexer werden und beträchtliche Ansprüche an Qualifikation, Wissen und Erfahrung der Mitarbeiter stellen, brachten die kleinste Verwaltung im Landkreis inzwischen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Ohne eine deutliche Aufstockung des Personals mit qualifizierten Verwaltungsfachkräften und somit beträchtliche Personalmehrkosten wäre die Arbeit im Bastheimer Rathaus künftig nicht mehr zu leisten gewesen. So entschied man sich schweren Herzens, die eigene Verwaltung aufzugeben und sich einer VG anzuschließen.
Lange Zeit der Ungewissheit ist nun vorüber
Durch einen Bürgerentscheid war die Wahl im Frühjahr 2020 auf die VG Mellrichstadt statt auf die VG Ostheim gefallen. Zur Hängepartie geriet allerdings der Zeitpunkt des Beitritts. Denn der dafür notwendige Landtagsbeschluss – ursprünglich für Sommer 2020 erwartet – wurde erst in der vergangenen Woche gefasst. Bastheims Bürgermeister Tobias Seufert ist froh, dass die lange Zeit der Ungewissheit nun endlich vorüber ist und klare Verhältnisse bestehen. "Nur gut, dass wir in den beiden Verwaltungen von Mellrichstadt und Bastheim bereits seit geraumer Zeit vorgearbeitet, organisiert und geplant haben", betont er und ist für die bisherige Unterstützung der VG Mellrichstadt vorab sehr dankbar. Er ist sich sicher, dass man künftig sehr gut zusammenarbeiten wird. Auch wenn naturgemäß aktuell noch nicht alles reibungslos geklappt hat.
Allerdings blickt auch Seufert, der weiterhin im Bastheimer Rathaus bleiben wird, ein wenig wehmütig auf die vergangenen Monate zurück, als er die Vorzüge einer eigenen Verwaltung genießen konnte und immer gleich einen Ansprechpartner im Rathaus zur Verfügung hatte. "Wir hatten eine kleine, aber sehr familiäre Verwaltung, in der fast jeder jeden vertreten konnte und musste." Dennoch weiß auch er, dass auf lange Sicht die Entscheidung, einer VG beizutreten, absolut richtig war. "Nur so können den Bürgern auch zukünftig die Dienstleistungen einer Kommune bestmöglich gewährt werden."
Zeit der Umstellung ist nicht leicht
Die Zeit der Umstellung ist derweil nicht leicht. Wie werden die neuen Aufgabengebiete aussehen? Wie klappt die Einarbeitung in die größtenteils unbekannten EDV-Programme der VG Mellrichstadt? Die Bastheimer Mitarbeiter sehen dem Neustart noch mit gemischten Gefühlen entgegen. "Wir wissen noch gar nicht so recht, was da auf uns zukommt", heißt es aus dem Rathaus. Auch für die Bürger werde es eine erhebliche Umstellung geben, ist man überzeugt. Bislang steht fest, dass die bisherige Vorzimmer-Mitarbeiterin von Bürgermeister Tobias Seufert, Christine Roos, in die VG-Kämmerei wechselt. Verwaltungsangestellter Harald Müller wird das Bauamts-Team in Mellrichstadt verstärken, während die bisherige Kassenverwalterin Doris Fuchs auch in der VG-Kasse eingesetzt werden soll. Von Montag bis Mittwoch wird Ruth Müller ab Juli im Bürgeramt der VG zu finden sein. Donnerstags und freitags unterstützt sie dann die Verwaltungsangestellte Anja Hübner, die als einzige Mitarbeiterin weiterhin im Bastheimer Rathaus an der Seite von Bürgermeister Tobias Seufert bleiben wird.
Das Rathaus wird künftig donnerstags von 8 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 17.30 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr für den Parteiverkehr geöffnet sein. Geplant ist, dass die Bürgeranlaufstelle im Erdgeschoss des Rathauses eingerichtet wird, so dass ein barrierefreier Zugang gewährleistet ist. Auch der Bürgermeister wird dort ein Büro beziehen. Der langjährige Geschäftsleiter und Kämmerer Klaus-Dieter Hahn tritt in wenigen Tagen in die Freistellungsphase seiner Altersteilzeit ein. Nach mehr als 34 Jahren Dienstjahren im Bastheimer Rathaus denkt er gerne an seine Amtsjahre mit den Bürgermeistern Manfred Dietz, Anja Seufert und Tobias Seufert sowie an Kollegen wie Rudi Pötzl, Marianne Krämer, Anneliese Bieler, Monika Fuchs, Manfred Karl oder Theo Zimmer zurück.
Der zweite Anlauf kann Schule machen
Die Ehe zwischen der VG Mellrichstadt und der Gemeinde Bastheim soll eine fruchtbare werden. Über 40 Jahre nach dem ersten Versuch ist man da guter Hoffnung. Im Zuge der Gebietsreform war am 1. Mai 1978 die VG Elstal mit den Gemeinden Bastheim und Oberelsbach gegründet worden – mit Sitz in Oberelsbach und dem Bastheimer Bürgermeister Georg Türk als VG-Vorsitzenden. Bereits zum 31. Dezember 1979 war der Zusammenschluss durch die Korrektur der Gebietsreform wieder aufgelöst worden. Zum 1. Juli wird nun ein neues Kapitel für Bastheim, aber auch die VG Mellrichstadt mit ihren Mitgliedsgemeinden Mellrichstadt, Stockheim, Oberstreu und Hendungen aufgeschlagen. Eines, das Schule machen kann. Ganz Bayern schaut dabei aufs Streutal.