Wo gerade ein Plätzchen frei ist, steht neues Mobiliar, in einigen Büros werden die Schreibtische und Schränke schon aufgebaut. Auf den Fensterbänken liegen Akkuschrauber, Leitern und ausgehängte Türen stehen im Flur. In der Verwaltungsgemeinschaft Mellrichstadt herrscht reger Betrieb. Handwerker bevölkern die Gänge und Büros, schleifen Parkettböden ab und verlegen Leitungen. Der Umbau des Verwaltungstrakts ist voll im Gange und bringt modernes Flair ins 200 Jahre alte Haus.
Das geht natürlich nicht spurlos, und auch nicht von heute auf morgen. Seit Anfang März arbeiten die rund 30 Mitarbeiter der Verwaltungsgemeinschaft unter erschwerten Bedingungen. Der Umbau im laufenden Betrieb ist mit einigen Beschwernissen verbunden. Nicht nur, was Lärm und Staub angeht. Kisten mit Akten und Arbeitsmaterial müssen vom Büro ins Ausweichquartier und wieder zurück geschleppt, Schränke und Schreibtische neu befüllt beziehungsweise eingerichtet werden. Doch der Aufwand lohnt sich, wie ein Blick in die neu gestaltete Kämmerei zeigt. Das Büro, das auf Wunsch der Mitarbeiter in grün-weiß gestaltet wurde, verfügt nun über sechs Arbeitsplätze mit höhenverstellbaren Schreibtischen und modernem Interieur. Hier hat neben den Beschäftigten der Finanzverwaltung, die bislang auf drei kleinere Räume verteilt waren, auch eine neue Kollegin aus der Gemeinde Bastheim ihren Arbeitsplatz.
Die VG wächst und braucht mehr Platz
Der Anschluss der Gemeinde Bastheim an die VG Mellrichstadt ist der Grund, warum das historische Gebäude, das bis Anfang der 1970-er Jahre als Landratsamt diente, im Innern neu gestaltet wird. Denn drei Kollegen aus dem Besengau werden künftig fest in Mellrichstadt arbeiten, zwei weitere Arbeitsplätze werden gebraucht, wenn das Rathaus in Bastheim an bestimmten Tagen geschlossen ist. Für Bürgermeister Tobias Seufert und seine Amtskollegen Stefan Kießner aus Oberstreu, Martin Link aus Stockheim, Florian Liening-Ewert aus Hendungen sowie Hausherr Michael Kraus wird zudem ein neues Besprechungszimmer eingerichtet, das auch von auswärtigen Behördenvertretern, etwa bei Rentensprechtagen, genutzt werden kann.
Der Umbau geht zügig voran, während der Zusammenschluss der Verwaltungen noch auf sich warten lässt. Der Grund: Dieser muss über eine Rechtsverordnung erfolgen, die im bayerischen Landtag beschlossen werden muss. "Wir hoffen, dass Mitte des Jahres grünes Licht aus München kommt", sagt Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus. Denn nicht nur die neuen Kollegen sollen so schnell wie möglich integriert werden, es gehe vor allem darum, dass die interkommunale Zusammenarbeit, die derzeit bereits im Bereich der Bauverwaltung, der Kämmerei, der Lohnbuchhaltung und des Einwohnermeldeamts umgesetzt wird, auf eine rechtlich fundierte Basis gestellt wird.
"Wir wollen endlich zusammenwachsen", sagt der Stadtchef, zumal in der Gemeinde Bastheim mit Klaus-Dieter Hahn der Geschäftsstellenleiter, Kämmerer und Bauamtsleiter in einer Person in den Ruhestand geht. Hier springen bereits Mellrichstadts VG-Chef Peter Hehn und Bauamtsleiter Christian Roßhirt in die Bresche und erledigen einige Aufgaben für das Bastheimer Rathaus.
Mit fünf Gemeinden unter dem Dach der Verwaltung wächst auch der Mitarbeiterstamm, zumal die Aufgaben immer fachspezifischer werden, wie Peter Hehn anführt. Und so werden im zweiten und dritten Geschoss neue Verwaltungsräume gestaltet, um auch die Voraussetzungen für eine effektive Verwaltungsarbeit zu schaffen. Das Bürgeramt im ersten Stock bleibt davon unberührt.
Firmen vor Ort geben sich die Klinke in die Hand
Beim Umbau setzen die Verantwortlichen auf örtliche Firmen, die Bauleitung hat Architekt Holger Wüst von der Mellrichstädter Firma Streit Werke. Ob Wände herausgerissen oder neu eingezogen werden mussten, Estrich verlegt, Parkettböden abgeschliffen wurden oder neu gestrichen werden muss: "Die Firmen geben sich die Klinke in die Hand, der Baufortschritt ist sehr gut abgestimmt", lobt Michael Kraus.
Im dritten Stock, wo neben der Bauabteilung das Büro von Gertraud Kokula von der Streutalallianz und die Zulassungsstelle untergebracht sind, war vor knapp sechs Wochen der Baustart erfolgt. Die freien Räume der Barmer Ersatzkasse, die einst ein Büro in Mellrichstadt unterhielt, wurden für die Verwaltung hergerichtet.
Direkt im Anschluss begann für die VG-Mitarbeiter die Reise nach Jerusalem. Die Mitarbeiter der Kämmerei und der EDV im zweiten Stock zogen nach oben, während ihr Büro vergrößert und neu gestaltet wurde. Während die Kämmerei nun wieder nach unten zieht, bleibt IT-Fachmann Thomas Finger im dritten Stock. Die Bauabteilung vergrößert sich und nimmt auch die Räume auf der gegenüberliegenden Flurseite in Anspruch, die als Ausweichquartier für die Kämmerei dienten.
Das Ende der Arbeiten ist in Sicht
Das bedeutet zwar für alle Mitarbeiter ein Hin und Her, doch ein Ende ist schon in Sicht. Bis 23. April soll der Umbau abgeschlossen sein, sagt VG-Geschäftsstellenleiter Peter Hehn. Wie er erzählt, sind nicht nur die Mitarbeiter der VG von den Umzügen betroffen, auch ein Rechnungsprüfer vom kommunalen Prüfungsverband musste jüngst bei seiner Arbeit gleich dreimal das Büro wechseln. "Er hatte eindeutig den falschen Zeitpunkt für seine Arbeit in Mellrichstadt gewählt", sagt Hehn verschmitzt.
Rund 220 000 Euro inklusive Planungskosten sind im aktuellen Haushalt der VG für die Maßnahmen eingestellt. Rund 50 000 Euro kostet das neue Mobiliar, die Versorgung mit Glasfaser kommt dank Zuschuss auf 5200 statt 32 000 Euro, in die EDV werden rund 75 000 Euro investiert. Der Umbau macht nach den Personalkosten den zweithöchsten Posten im aktuellen VG-Haushalt aus, der am vergangenen Montag bei der Gemeinschaftsversammlung verabschiedet wurde.
Vorfreude auf den geordneten Alltag
Auch wenn alles bislang reibungslos geklappt hat, fiebern Bürgermeister, VG-Chef und Mitarbeiter dem Abschluss der Maßnahmen entgegen. "Wir freuen uns alle darauf, wenn das letzte Kabel verlegt und die letzte Folie entfernt wurde und wieder Alltag einkehrt", sagt Bürgermeister Michael Kraus. "Dann gibt es auch endlich wieder staubfreien Kaffee", fügt VG-Geschäftsstellenleiter Peter Hehn scherzhaft an.
Das Ende der Baumaßnahmen in dem historischen Gebäude bedeutet das aber noch nicht. "Auch der Eingangsbereich der VG soll heller und moderner werden", fasst Michael Kraus einen Wunsch der Bürgermeister zusammen. Heute oder morgen wird das aber nicht umgesetzt. "Wenn wir mit dem aktuellen Umbau fertig sind, können wir in die Planung für das nächste Projekt gehen", sagt Peter Hehn. Das 200 Jahre alte Haus, das mit dem Alten Schloss verbunden ist und einen markanten Punkt an der nördlichen Stadtausfahrt setzt, geht also weiter mit der Zeit.