Die kommunale Verwaltung muss sich rüsten für immer komplexere Aufgaben. Beispielsweise beim Steuerrecht und bei der Auftragsvergabe wird das Procedere für die Kommunen immer komplizierter. Dafür braucht es mehr und fachspezifisches Personal, wurde bei der Gemeinschaftsversammlung der VG Mellrichstadt, die kürzlich stattgefunden hatte, deutlich. Der Haushalt 2021 der Verwaltungsgemeinschaft wurde bei der Sitzung verabschiedet. VG-Geschäftsstellenleiter Peter Hehn stellte das Zahlenwerk vor.
In der Summe steigt der vom Gremium verabschiedete Gesamthaushalt für das Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um rund 450 000 Euro auf knapp 2,55 Millionen Euro (Verwaltungshaushalt: 2,147 Millionen Euro, Vermögenshaushalt 407 000 Euro). Dass der Vermögenshaushalt so hoch ausfällt, ist vor allem dem Umbau der Verwaltungsgemeinschaft geschuldet. Rund 220 000 Euro inklusive Planungskosten sind für die Maßnahmen eingestellt. Der Umbau macht nach den Personalkosten den zweithöchsten Posten im VG-Haushalt aus. Zur Finanzierung des Vermögenshaushalts wird eine Investitionsumlage von 170 000 Euro eingehoben.
Verwaltungsumlage steigt
Die Verwaltungsumlage beträgt 1,758 Millionen Euro. Das bedeutet, dass sich die Umlage je Einwohner um rund 20 Euro im Vergleich zum Vorjahr auf 196,79 Euro erhöht. Das sei einem allgemeinen Trend geschuldet, der nahezu allerorten im Landkreis Rhön-Grabfeld festzustellen ist: Die Einwohnerzahlen sinken, gleichzeitig steigen die Anforderungen, die an die Verwaltung gestellt werden.
Der VG Mellrichstadt gehören als Mitgliedsgemeinden Mellrichstadt mit den sechs Stadtteilen sowie die Gemeinden Hendungen mit Rappershausen, Stockheim und Oberstreu mit Mittelstreu an. Lagen die Einwohnerzahlen im VG-Bereich im Jahr 2010 noch bei knapp 9600, leben heute noch 8934 Bürger in den Gemeinden. Niedriger waren die Einwohnerzahlen laut VG-Geschäftsstellenleiter noch nie. Rund 2100 Einwohner kommen durch den Schulterschluss mit der Großgemeinde Bastheim hinzu. Hierbei wartet man aber noch auf grünes Licht aus München. Denn der Zusammenschluss erfolgt über eine Rechtsverordnung, die im bayerischen Landtag beschlossen werden muss.
Höhere Personalausgaben
Mit Abstand der größte Ausgabeposten im Verwaltungshaushalt der VG sind mit rund 1,796 Millionen Euro die Personalausgaben (2020: 1,65 Millionen Euro). Die Ursache für die Erhöhung in diesem Jahr ist im Wesentlichen darin begründet, dass im Haushalt zwei volle zusätzliche Stellen (Kämmerei und Bauabteilung) abgebildet worden sind, um den stetig steigenden Anforderungen im Bereich der Verwaltungsaufgaben gerecht zu werden. Außerdem ist eine weitere neue Stelle in der Kämmerei aufgrund von Elternzeit veranschlagt. Dies führt laut VG-Chef zu einem massiven Anstieg bei den Lohnkosten.
Im Herbst 2020 war zudem der Tarifvertrag neu ausgehandelt worden. Für die Beamten ist für 2021 eine Gehaltserhöhung von 1,4 Prozent in den Haushalt eingeplant. Summiert man die Lohnerhöhungen seit 2010 auf, ergibt sich eine Erhöhung von 24,2 Prozent, rechnete Hehn vor. Auch in den kommenden Jahren wird hier mit Zuwächsen zu rechnen sein. Da die Personalkosten 84 Prozent des VG-Haushalts ausmachen, wird die Verwaltungsumlage auch in Zukunft entsprechend ansteigen.
Pensionslasten ablösen
Ebenso haben sich laut Hehn die Kosten für die Versorgungsbezüge im Bereich Kämmerei massiv erhöht, da seit dem Jahr 2020 die Ablösekosten für eine Beamtin zu Buche schlagen, die von der VG in das Landratsamt gewechselt ist. In diesem Rahmen muss die Verwaltungsgemeinschaft die nächsten fünf Jahre eine erhöhte Abschlagszahlung an die Versorgungskasse leisten, um die späteren Pensionslasten abzulösen. Ab dem Jahr 2025 werden diese Kosten (rund 45 000 Euro pro Jahr) wieder entfallen.
Ende 2022 geht ein Beamter in der VG in Pension, was zur Folge hat, dass das Verhältnis der Zahlungen für die aktiven zu den passiven Beamten kippt. Dadurch erhöht sich die Umlage an den Versorgungsverband von 130 auf 165 Prozent und wird um rund 40 000 Euro ansteigen.
Ganz Bayern schaut auf Mellrichstadt
Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus macht deutlich, dass der Zusammenschluss der Verwaltungen von Mellrichstadt und Bastheim, der eigentlich schon im vergangenen Herbst vom bayerischen Landtag abgesegnet werden sollte, dringlich erwartet wird. "Wir hoffen, dass Mitte des Jahres grünes Licht aus München kommt", so Kraus. Denn die interkommunale Zusammenarbeit, die derzeit bereits im Bereich der Bauverwaltung, der Kämmerei, der Lohnbuchhaltung und des Einwohnermeldeamts umgesetzt wird, soll auf eine rechtlich fundierte Basis gestellt werden.
Die VG Mellrichstadt, die 1975 als erste Verwaltungsgemeinschaft in Unterfranken an den Start ging, steht dadurch nach 46 Jahren erneut im Fokus im Freistaat. Denn bayernweit ist der Zusammenschluss der erste seit der Gebietsreform 1978. Das bedeutet: Ganz Bayern schaut hier auf Mellrichstadt. In der VG sieht man sich durch den Schulterschluss mit der Gemeinde Bastheim gut für die Zukunft aufgestellt.