Jahrelang ist am immer weiter zerfallenden, aber denkmalgeschützten "Schmitts Mary Haus" in Bad Neuhaus unweit des Kurviertels von Bad Neustadt nichts passiert. Nachdem der Regen für einen Teileinsturz der Hausfassade gesorgt hatte, scheint nun alles ganz schnell zu gehen.
Wie eine Sprecherin des Landratsamtes Rhön-Grabfeld aktuell mitteilt, wird momentan in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege eine Abrissverfügung vorbereitet. Der Grund: Nach den derzeit vorliegenden Erkenntnissen sei die Standsicherheit des Gebäudes nicht mehr gewährleistet. Eine Notsicherung zur Wiedererlangung der Standsicherheit – wenn überhaupt möglich – wäre nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden.
Das gesamte "Schmitts Mary Haus" ist in Mitleidenschaft gezogen worden
Am vergangenen Wochenende stürzte ein Teil des Obergeschosses des "Schmitts Mary Hauses" ein. Durch das nun fehlende Auflager des Daches in diesem Bereich ist, so das Landratsamt weiter, das gesamte Gebäude in Mitleidenschaft gezogen worden. Zur Abwendung unmittelbarer Gefahren wurden zunächst Sicherungsmaßnahmen im unmittelbaren Umgriff des Gebäudes vorgenommen.
Michael Werner, Bürgermeister von Bad Neustadt, hatte am Sonntag von dem Teileinsturz der Fassade des historischen Hauses an der Wandelhalle erfahren. Er setzte daraufhin Landrat Thomas Habermann darüber in Kenntnis. Am Montagmorgen fand mit Vertretern von Stadt (Bau- und Ordnungsamt), Landratsamt und Rhön-Klinikum als Eigentümer des Hauses ein Treffen vor Ort statt. Dort kam man überein, dass ein Komplettabriss unumgänglich ist.
Ein Abriss in der aktuellen Situation als logische Schlussforderung
Für den Bürgermeister ist dieser Schritt die logische Schlussfolgerung. Unter anderem seien die Sandlehmwände am Schmitts Mary Haus durch den Regen aufgeweicht. Aus Sicherheitsgründen ist das Haus nun mit einer Absperrung versehen worden, Fußgänger sollen die andere Straßenseite nutzen. Mit einem weinenden Auge blicke er nach dem wohl kommenden Abriss dem Verlust von Geschichte in der Stadt entgegen.
Auch laut Rhön-Klinikum – das Anwesen ist in Besitz der Tochterfirma BGL-Grundbesitzverwaltungs-GmbH – sah man nach dem gemeinsamen Treffen keine Alternative mehr zu einem Abbruch des Gebäudes. Das erklärte eine Sprecherin des Campus auf Nachfrage der Redaktion.
Rhön-Klinikum in Bad Neustadt spricht von einem "zeitnahen Rückbau" des Hauses
Die notwendig getroffenen Vorkehrungen rund um das Gebäude sollen bis zu einem "zeitnahen Rückbau" die Sicherheit für Passanten und Verkehrsteilnehmer gewährleisten. Ein Eilantrag für die Abbruch-Genehmigung des Gebäudes wurde laut Unternehmen bereits bei der zuständigen Unteren Bauaufsichtsbehörde eingereicht.
Die Eigentümerin stehe zudem in engem Austausch mit Stadt und Landratsamt sowie Experten aus dem Bereich Abbruch und Rückbau. "Alle Beteiligten sind sich bezüglich des geplanten Vorgehens nach dem Teileinsturz einig", so die Sprecherin. Vor der Verschlimmerung des Hauszustandes hatte das Unternehmen laut eigener Aussage 2014, 2016 und 2018 Abrissanträge gestellt, die abgelehnt worden waren. Der angegebene Grund damals: Bedenken zur Standsicherheit des Gebäudes.
Landesamt für Denkmalpflege: "Es dürfen keine Menschen zu Schaden kommen."
Wann und in welchem Umfang es zu einem Abbruch des "Schmitts Mary Hauses" kommt, ist derzeit noch unklar. Seit Dienstag steht das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege aus München mit dem Landkreis in Kontakt. Wie es von einer Sprecherin des Amtes am Mittwochnachmittag auf Nachfrage heißt, habe derzeit die Sicherheit der Anwohnerinnen und Anwohner beziehungsweise Passanten oberste Priorität: "Es dürfen keine Menschen zu Schaden kommen."
Aus Sicht des Landesamtes sei es wichtig, dass der Eigentümer schnellstmöglich untersuchen lässt, ob weitere Einsturzgefahr besteht und welche Maßnahmen dagegen getroffen werden müssen. Für eine belastbare Aussage brauche es ein Büro der Tragwerksplanung. Dieses muss dann klären, ob und unter welchem Aufwand eine Notsicherung des vollständigen Bestands möglich ist, heißt es weiter. Erst dann könne eine fundierte Entscheidung getroffen werden, ob und in welchem Umfang ein Rückbau nötig ist, um das Gebäude vor weiteren Einstürzen zu sichern.
Welcher Teil vom Schmitts Mary Haus in Bad Neustadt abgerissen werden könnte
Vom jetzigen Einsturz betroffen ist laut der Behörde das Eckwohnhaus. "Das anschließende, ebenfalls zum Baudenkmal gehörende Wohn- und Geschäftshaus, ist nach unserer Kenntnis nicht von den jetzt entstandenen Schäden betroffen. Ein Abbruch dieses Gebäudes wäre nicht mit der Gesetzeslage vereinbar", macht die Sprecherin deutlich.
Unabhängig davon bedauert das Landesamt für Denkmalpflege sehr, "dass nun ein weiterer Teil dieses historisch und städtebaulich wichtigen Baudenkmals zerstört ist." Nicht nur die bemerkenswerte noch erhaltene Ausstattung mache es so wertvoll, sondern auch die ortsbildprägende Lage gegenüber von Kirche und Schloss, "und die Tatsache, dass die beiden einstmals jüdischen Wohnhäuser ein wichtiges Zeugnis des jüdischen Lebens im Bayern des 19. Jahrhunderts sind."
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde im Laufe des Tages aktualisiert.
Trotzdem: Für mich das Rhön-Klinikum, also die Tochter. Vielleicht hätte ja Herr Münch auch etwas aus seiner Stiftung dazu gegeben - wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch ...
Und auch manch engagierter Bürger (ich gendere nicht) hätte sicher auch was gespendet, z. B. ich.
Denken Sie doch mal an den engagierten Artikel des Main-Post Autors von Anfang September!
Und wie oft haben Bürger, die gesehen haben, dass die Plane herunterhängt oder der Wildwuchs nicht entfernt ist, bei der unteren Denkmalpflege angerufen...? Die untere Denkmalpflege sitzt im Landratsamt und der Eigentümer doch direkt gegenüber .....
Der Eigentümer hat nichts gemacht und das Amt für "Untere Denkmalpflege" hat nichts genehmigt / keine Auflagen erteilt/etc.
Wer ist denn nun der "Schuldige".
Wie meine Oma zu sagen pflegte: Alle in einen Sack und dann den Knueppel raus, Du triffst immer einen Richtigen.
Hier könnten sie sich endlich mal sinnvoll einbringen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass in den Augen des Landesamtes für Denkmalschutz jede Bruchbude ein historisch wertvolles und egal mit welchem Aufwand zu erhaltenes Gebäude ist (nachdem man sich offensichtlich jahrzehntelang um den fortschreitenden Verfall niemals gekümmert hat).