"Ich halte daran fest", sagt Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner im Gespräch mit dieser Redaktion. Wenn es nach ihm geht, soll es auch künftig Kinder- und Jugenddiscos in Bad Neustadt geben. Am liebsten wieder in der Diskothek Pinocchio. In der Stadtratssitzung bekräftigte er noch einmal diese Postion.
Die erste Kinder- und Jugenddisco, die die Stadt Bad Neustadt in Zusammenarbeit mit der Diskothek Pinocchio veranstaltet hatte, war vor eineinhalb Wochen mit einem Großeinsatz von Rettungskräften geendet. Anwesende Kinder und Jugendliche hatten über "Unwohlsein" geklagt. Auslöser der Symptome dürften letztlich, so der derzeitige Erkenntnis-Stand der Polizei, der Konsum von andernorts gekauften Energydrinks gewesen sein. Zwei zwischenzeitlich ins Krankenhaus eingelieferten Besuchern ging es am Montag nach dem Vorfall wieder gut.
Bürgermeister Michael Werner: "Vom Konzept her haben wir alles richtig gemacht."
"Vom Konzept her haben wir alles richtig gemacht", so Bürgermeister Werners Einschätzung. Zehn Minuten, nachdem der Verdacht bekannt wurde, Jugendlichen sei etwas ins Glas gegeben worden, waren laut Werner entsprechende Videoaufzeichnungen ausgewertet. Und zumindest dieser Vorwurf wieder aus der Welt geschafft.
Auch die Disco-Betreiber hätten sich an die Vorgaben gehalten, nur alkoholfreie Getränke auszuschenken. Letztlich habe der Einsatz gezeigt, "wie gut unser Rettungssystem funktioniert". Das Sicherheitskonzept habe gegriffen.
Was verursachte die Beschwerden der Jugendlichen? Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt ermittelt.
Nichtsdestotrotz ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft Schweinfurt rund um die Teenie-Disco. Die Ermittlungen bezögen sich im Augenblick auf die Frage nach den Ursachen für die Beschwerden der Jugendlichen, so der stellvertretende Oberstaatsanwalt Reinhold Emmert auf Anfrage.
Michael Werner erhofft sich von diesen Ermittlungen Erkenntnisse, ob absichtliche Fehlbeschuldigungen von Jugendlichen letztlich den Großeinsatz auslösten. "Falschbeschuldigungen müssen Konsequenzen haben", so Werner im Gespräch mit der Presse. Sein Wunsch wäre, dass in diesem Falle Jugendliche auch die Einsatzkosten tragen müssten. "Das wäre dann ein Warnsignal an alle."
Michael Werner: "Wir müssen etwas für die Jugendlichen anbieten."
Mit Ermittlungsergebnissen sei frühestens in einem Monat zu rechnen, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Ob und wer gegebenenfalls die Kosten des Einsatzes der Rettungskräfte zu zahlen habe, werde aber nicht von der Staatsanwaltschaft entschieden.
"Wir müssen etwas für die Jugend anbieten", findet Bürgermeister Michael Werner. Jugendräume gebe es in Bad Neustadt wenige. Auch Initiativen, diese wiederzubeleben, wie derzeit in Lebenhan, könne er nur unterstützen. Für Zwölf- bis 17-Jährige fehle es einfach an Angeboten.
Disco-Betreiber Dirk Mehling fordert eine "tragfähige Lösung"
Die erste Kinder- und Jugend-Disco sei mit rund 70 Teilnehmern gut besucht gewesen. Einige wenige hätten sich nicht an die Regeln gehalten und vor der Disco Energydrinks konsumiert. "Dafür alle zu bestrafen, wäre doof."Als Wunsch-Frequenz für Teenie-Veranstaltungen nennt Werner ein Mal im Quartal.
Derzeit laufen Gespräch mit den Disco-Betreibern. Werner äußerte sich optimistisch, dass Lösungen gefunden werden könnten. Dirk Mehling, einer der Betreiber des Pinocchio, erklärt: "Prinzipiell sind wir offen. Wir machen das gern weiter." Allerdings brauche es zuvor einen runden Tisch mit Polizei, Rettungskräften und der Stadt Bad Neustadt mit einer "tragfähigen Lösung". Ein solcher "Großeinsatz wegen letztlich gar nichts, nur weil das Stichwort Kinder fällt" müsse künftig vermieden werden. Das könne er seinen Mitarbeitern nicht noch einmal zumuten.
Teenie-Discos sollen künftig eher auf den Sonntag gelegt werden
Teenie-Discos, so die Idee von Betreiber und Stadt, sollen künftig nicht samstags, sondern sonntags stattfinden. Dann hätten naheliegende Discounter geschlossen. "Ein Restrisiko, dass Jugendliche etwas in die Disco mitbringen" bestehe natürlich dennoch, so Mehling. Zumal Körperkontrollen des Sicherheitsdienstes bei Kindern und Jugendlichen "indiskutabel" seien, so der Disco-Betreiber.
Erstmals wird am Freitag, 14. April – unberührt von dem Vorfall rund um die Teenie-Disco - im Pinocchio eine Veranstaltung für ab 16-Jährige stattfinden. In den vergangenen fünf Jahren, berichtet Mehling, konnten Besucher immer nur ab 18 Jahren in die Diskothek in der Saalestraße.
Über-16-Jährige dürfen künftig immer freitags mit "Mutti-Zettel" ins Pinocchio
Seit jedoch das Gleis13 geschlossen habe, wurden die Betreiber immer wieder aus der Bevölkerung auf entsprechende Angebote für Jüngere angesprochen. Auch die Polizei habe bei ihm mit diesem Ersuchen angeklopft: "Ihr macht alles richtig", habe man ihm gesagt. Ob sie nicht doch einen Abend für Jüngere öffnen wollten.
Immer freitags können Über-16-Jährige deshalb künftig mit "Mutti-Zettel" ins Pinocchio, also in Begleitung einer volljährigen Aufsichtsperson. Der Personalausweis werde beim Kommen abgegeben und erst beim gemeinsamen Nachhausegehen wieder ausgehändigt, erläutert Mehling.
Welche alternativen Veranstaltungsräume kommen für Jugendliche infrage?
Zumindest für Über-16-Jährige gibt es also ein Angebot. Was, wenn für Jüngere keine gemeinsame Lösung mit den Disco-Betreibern des Pinocchio gefunden würde? Sollten die Gespräche wider Erwarten nicht erfolgreich sein, so Werner, könne er sich alternative Räume für derartige Events vorstellen. Werner nennt im Gespräch mit dieser Redaktion beispielsweise den Bildhäuser Hof oder die Hörbar in der Stadthalle. Dennoch präferiere er klar das Pinocchio.
Ergänzend zum Disco-Angebot forderte Stadträtin Gudrun Hellmuth in der Stadtrats-Diskussion "konsumfreie Räume und Begegnungsstätten für Jugendliche". Als Beispiel nannte sie das JUZE, das man als Ort des Zusammenkommens nach der Schule wiederbeleben solle. "Das hätte einen viel größeren Wert als neue Events zu schaffen." "Am JUZE geht es nicht vorbei", zeigte sich auch Stadtrat Johannes Benkert in der Sitzung überzeugt.
Unsere Kinder waren dort und sie sind noch heute begeistert von dem erlebten. Der Einsatz ist bei ihnen längst verarbeitet und vergessen.
Was bleibt sind die Erlebnisse mit Freunden und Klassenkameraden.
Wir hatten in der Jugend im nahen Umkreis 6 Discotheken, die es alle nicht mehr gibt. Um so wichtiger halte ich so eine zentrale Veranstaltung.
Danke an die Betreiber und Organisatoren.
Siehe Brendauen oder Schulbusplatz am Schulberg, Papillon in Mühlbach usw.. Überall wird fast jedes Wochenende randaliert oder teils große Mengen Müll und zerbrochene Flaschen hinterlassen.
Am Schulberg liegen seit kurzem sogar immer wieder Kondome rum. Müllbehälter sind ausreichend vorhanden. All die Jugendlichen die sich diszipliniert verhalten und sich Jugendräume aufbauen werden da oft genug mit den anderen die Mist bauen in einen Topf geworfen. Sehr Schade so was.
Um dieses Vorgehen nicht zu normalisieren, möchte ich an dieser Stelle dringend auf §1 Abs. 1 Satz 3 des Personalausweisgesetzes (PAuswG) hinweisen:
> Vom Ausweisinhaber darf nicht verlangt werden, den Personalausweis zu hinterlegen oder in sonstiger Weise den Gewahrsam aufzugeben.