Die Party-Randale in Ostheim ist gerade einmal sechs Wochen her. Doch sie hat auch Auswirkungen auf die kommenden närrischen Tage: Die Polizei wird bei den Faschingsumzügen in der Region präsenter sein als in den Vor-Corona-Jahren. "Mehr Beamte begleiten die Umzüge, sie stehen auch am Abend den Sanitätern zur Seite und werden insgesamt ein äußerst wachsames Auge auf die Veranstaltungen haben", sagt Mellrichstadts Polizeichef Elmar Hofmann.
Es ist nichts Greifbares, sondern vielmehr ein Bauchgefühl, das die Beamten der Dienstgruppe zu verstärkter Vorsicht und höherer Präsenz verleitet. "Wir wissen in diesem Jahr nicht, was auf uns zukommt. Insgesamt haben wir aber das Gefühl, dass die Grundstimmung bei den Leuten anders ist als früher."
Polizei erlebt immer öfter Aggressivität bei Feiernden
Es sei die allgemeine Gemütslage bei Feiernden, die die Beamten zum Nachdenken bringe, fasst es Elmar Hofmann im Gespräch mit dieser Redaktion zusammen. Aggressivität, fehlende Distanz und kein Respekt nennt er als Schlagworte, die umreißen, was den Polizisten derzeit bei Einsätzen entgegenschlägt. Besonders, wenn Alkohol im Spiel ist. "Das haben wir sehr deutlich in Ostheim erlebt, das kommt aber auch bei anderen Veranstaltungen im kleineren Rahmen immer häufiger vor."
Vor drei Jahren, erinnert sich Hofmann, haben Jugendliche – salopp gesagt – mal gemotzt, wenn die Polizei eine Fete wegen Ruhestörung aufgelöst hat. "Dass das jetzt wie in Ostheim derart eskaliert, das gab es früher in unserer Gegend nicht", sagt der Mellrichstädter Polizeichef. So etwas soll sich beim Faschingsendspurt mit den großen Umzügen in Mellrichstadt, Heustreu und Wargolshausen nicht wiederholen. "Wir wollen einfach, dass es ein schöner Fasching wird, bei dem alle unbeschwert feiern können."
Veranstalter setzen mehr Sicherheitspersonal ein
Dafür hat sich die Polizei intern intensiv vorbereitet und auch den Veranstaltern geraten, bei den Umzügen deutlich mehr Sicherheitspersonal einzusetzen. "Wir sind mit diesem Vorschlag überall auf offene Ohren gestoßen", sagt Hofmann. Auch bei einfachen Tanzveranstaltungen werden mittlerweile mehr private Sicherheitskräfte engagiert, um für Sicherheit und Ordnung zu sorgen, wie er weiß. "Das sagt doch auch schon einiges aus."
Ein zweites Ostheim will im Landkreis niemand erleben. "Bei der Party sind letztendlich vier Jugendliche straffällig geworden. Aber insgesamt sind 50 Personen stehengeblieben, haben gefilmt und auch dafür gesorgt, dass sich die Täter stark fühlen konnten", sagt Elmar Hofmann zum Einsatz. Warum haben sie die Aufforderung der Beamten, zu gehen, ignoriert? Und kann so etwas wieder passieren, wenn beim Fasching etwas aus dem Ruder läuft?
Umzüge: Betretungsverbot gegen fünf Personen ausgesprochen
Die Beamten jedenfalls sorgen vor, die Mellrichstädter arbeiten eng mit den Kollegen in Bad Neustadt und auch aus Schweinfurt zusammen. Dennoch bleiben viele Fragen offen. Als ein junges Mädchen nach der Auswertung des Videomaterials zum Vorfall in Ostheim sein Handy bei der Dienststelle abgeholt hat, hatte Elmar Hofmann die 17-Jährige gefragt, warum sie nicht gegangen sei, als die Polizei dazu aufgefordert hatte. "Da stand ein verschüchtertes Kind vor mir, das mir darauf keine Antwort geben konnte."
Die jungen Leute, gegen die nun ermittelt wird, sind der Polizei derweil längst bekannt. Gegen sie sowie eine weitere Person wurde jüngst von den Verwaltungsbehörden auch ein Betretungsverbot für die großen Faschingsumzüge im Kreis ausgesprochen. "Die Stadt Mellrichstadt ist hier vorangegangen, und die VG Heustreu hat gleich mitgezogen", sagt Elmar Hofmann. Der Ausschluss sicherheitsrelevanter Personen setzt ein Zeichen. "Wir hoffen, dass es ankommt."
Jugendliche müssen lernen, wann es genug ist
Dabei hat der Erste Polizeihauptkommissar durchaus Verständnis für die Jugendlichen. "In der Corona-Zeit konnten sich die jungen Leute kaum treffen und feiern. Sie müssen nun lernen, wie es auf Festen zugeht." Und lernen, wann es genug ist. Mit verstärkter Polizeipräsenz soll das bei den Umzügen gut gelingen. Dennoch: Ein Stück Unsicherheit bleibt.
"Das Stimmungsbild innerhalb der Dienstgruppe, bei den Kollegen, die Tag und Nacht draußen sind, ist eindeutig: Etwas ist anders als in den vergangenen Jahren. Entsprechend müssen wir uns auf alle Eventualitäten einstellen", sagt Hofmann. Die Vorfälle in Ostheim waren dafür das Tüpfelchen auf dem i.
Elmar Hofmann hofft, dass sich die Grundstimmung vor allem bei jungen Leuten in den kommenden Monaten wieder normalisiert und die Randale in Ostheim die Ausnahme bleibt. Und dass alle Faschingsfreunde die kommenden tollen Tage unbeschwert genießen können.