Das ehemalige Offiziersheim am Hainberg-Areal kennt Elmar Hofmann gut. Der 54-jährige Filker traf sich vor Jahren dort oft mit befreundeten Offizieren, nutzte intensiv die Kegelbahn im Keller. Dass er hier als neuer Leiter der Mellrichstädter Polizeiinspektion (PI) vorgestellt würde – Hofmann hätte es nie vermutet. Und doch war es am Freitag so. Zugleich nahm Vorgänger Robert Ilnyzckyj Abschied.
Hofmann hatte seine Laufbahn am 1. Oktober 1980 als Polizeipraktikant bei der Grenzpolizeiinspektion Mellrichstadt, Außenstelle Fladungen, gestartet. Ein halbes Jahr später begann die Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg. Hofmann schloss sie, befähigt zum mittleren Polizeivollzugsdienst, ab.
Nach den Stationen Nürnberg und Schweinfurt sattelte der Jung-Polizist drauf, absolvierte ab September 1988 den Lehrgang zum gehobenen Polizeivollzugsdienst in Fürstenfeldbruck. Nach dem Abschluss 1990 arbeitete er zwölf Jahre als Dienstgruppenleiter – erst in Bad Neustadt, von 1996 bis 2002 in Mellrichstadt, dann wieder in Bad Neustadt.
Noch in den ersten Neustädter Jahren schien dem Filker der Gedanke, eine Inspektion zu leiten, unrealistisch. „In den 80er Jahren haben Kollegen bis zu 17 Jahre gewartet, nur um vom Polizeiober- zum -hauptmeister befördert zu werden. Es gab einfach keine Planstellen.“
Außerdem: Hofmann sah fähige Kollegen vor sich. Unter ihnen war Egon Sturm, bis November 2014 Inspektionsleiter in Mellrichstadt.
Die Zeiten änderten sich. Hofmann kam voran, leitete zum Schluss interimsmäßig für ein halbes Jahr die PI Hammelburg. In Bad Kissingen war er Leiter Einsatz. Nun steht der 54-Jährige vor der wohl letzten Station seiner inzwischen 35-jährigen Karriere. Kommt nichts dazwischen, kann er die Mellrichstädter Inspektion noch siebeneinhalb Jahre bis zum Ruhestand anführen.
Polizeihauptkommissar Walter Weber kennt Hofmann seit 25 Jahren. In der Dienstgruppe in Bad Neustadt arbeiteten sie zusammen – vom Einsatz, weil eine Gartenparty zu laut geraten war, über schwere Unfälle bis zum Tötungsdelikt kam alles auf sie zu.
Weber genoss die Ehre, seinen neuen Dienststellenleiter als Erster offiziell begrüßen zu dürfen. Nicht, weil er ihn so gut und lange kennt, sondern weil er quasi kommissarisch die Polizeiinspektion leitet. Der bisherige Chef, Robert Ilnyzckyj, hat sich offiziell Ende Juni verabschiedet. Und Stellvertreter Klaus-Dieter Sopp hat Urlaub.
Weber verglich die PI mit einem Flaggschiff. Hofmann bringe als neuer Kapitän frischen Wind. Die Mannschaft werde „die Segel setzen, um langsamere Frachter zu überholen“.
Der Polizeihauptkommissar warnte aber augenzwinkernd: Zu viel Wind bedeute Sturm. Viele Schiffe lägen schon auf dem Meeresgrund. Aber die Mellrichstädter Inspektion sei ein robustes, widerstandsfähiges Schiff. Schließlich habe sie zehn Jahre (Egon) Sturm hinter sich.
Weber wollte mit diesen Worten niemanden kritisieren. Vielmehr appellierte er an ein vernünftiges Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Chef. Er kenne Elmar Hofmann als jemanden, der Entscheidungen auch konsequent umsetze. Der neue Leiter setzt auf einen vernünftigen, ehrlichen Umgang miteinander. „Am Ende muss man sich in die Augen blicken können.“ Sturm und Ilnyzckyj hätten ihm eine funktionierende Dienststelle hinterlassen.
Bürgermeister Eberhard Streit und Josef Demar, stellvertretender Landrat, unterstrichen das ausgesprochen gute, enge Verhältnis zur Polizei. Elmar Hofmann möchte das fortsetzen. Er will in den kommenden Wochen den Kontakt zu Verwaltungen, Vereinen, dem Landratsamt und anderen suchen. Viel Zeit und Engagement investieren „für eine bürgernah arbeitende Polizei“.
Das jetzt vom THW genutzte ehemalige Offiziersheim erlebte auch den (vorerst) letzten Auftritt von Robert Ilnyzckyj. Dem 33-Jährigen, der die PI über ein Förderprogramm knapp acht Monate leitete, bescheinigte Polizeipräsident Gerhard Kallert „ganz hervorragende Arbeit“. Ilnyzckyj selbst nannte seine Zeit in Mellrichstadt „erfahrungsreich“ und den „bisherigen Höhepunkt meiner polizeilichen Laufbahn“.
Nach bestandener Prüfung für die vierte Qualifikationsebene will der Hesse für zwei Jahre an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster studieren. Wer weiß: Vielleicht sieht er das einstige Offiziersheim vor den Toren von Mellrichstadt in ein paar Jahren wieder.