Burgwallbach, ein Ortsteil von Schönau im Landkreis Rhön-Grabfeld. Die Wohnung von Karin und Robert Geiger ist ein heimeliger Zufluchtsort an diesem kalten Wintertag. Holzdecken sorgen für eine urige Atmosphäre, Stofftiere sitzen auf Sofas und Sesseln, der Schlag einer Wanduhr erfüllt alle paar Minuten den Raum. Auf dem Tisch liegen eine bunte Blechdose, Deko - und zwei Medikamentendosierer. Einer für Robert Geiger, einer für seine Frau Karin. Beide sind mit Tabletten in verschiedenen Formen und Größen gefüllt.
Karin und Robert Geiger benötigen diese Medikamente täglich. Sie sind schwer krank und auf regelmäßige Besuche beim Hausarzt angewiesen. Das Problem: Allgemeinmediziner Dr. Peter Metz in Windshausen, der das Ehepaar betreute, hat Ende 2023 seine Praxis geschlossen. Und die Geigers fanden seither – trotz einjähriger Suche, wie sie sagen – keinen Arzt im Umkreis, der sie aufnehmen konnte.
Schließung der Praxis Metz in Windshausen macht Ehepaar Geiger sehr betroffen
Wie verzweifelt Robert und Karin Geiger sind, darüber können auch die lächelnden Stofftiere und die farbenfrohen Bilder an den Wänden nicht hinwegtäuschen. "Die Schließung war ein Schock für uns", sagt Karin Geiger. Die Lage der Praxis Metz sei für sie ideal gewesen: nur fünf Minuten Fahrzeit entfernt.
"Der Doktor hat sich so gut gekümmert. Er war zeitweise jeden zweiten Tag bei uns zu Hause, manchmal sogar in seiner Mittagspause. Oder saß morgens um 7 Uhr in unserer Küche, um Blut abzunehmen", erzählt die 70-Jährige über Peter Metz. "Ich habe immer gesagt, der gehört ins Fernsehen wie der Bergdoktor. Menschen wie er sind für mich Helden".
Schlaganfall, Krebs und weitere gesundheitliche Probleme
Als die Hausarztpraxis vor einem Jahr die Schließung Ende 2023 ankündigte, begannen die Geigers gleich mit der Suche nach einem neuen Allgemeinmediziner. Beide sind krebskrank, den 73-jährigen Robert Geiger ereilte ein Schlaganfall. Weitere gesundheitliche Probleme kommen dazu, sodass sie beide regelmäßig untersucht werden müssen und auf Medikamente angewiesen sind.
Wann und wie die Tabletten zu schlucken sind, damit kennt sich Karin Geiger aus, sie arbeitete jahrelang als Pharmazeutisch-Technische Assistentin. Das Problem: Zwar erhält das Ehepaar viele Behandlungen und Rezepte für Medikamente direkt von Fachärzten. Für die Grundversorgung sind die beiden Senioren aber auf einen Allgemeinarzt angewiesen. Weil sie nicht mehr gut zu Fuß sind, hofften sie, in einer Hausarztpraxis mit Parkplätzen vor der Tür – möglichst in der Nähe von Burgwallbach – aufgenommen zu werden.
Karin Geiger: Praxen können oft nur Patienten aus dem eigenen Ort annehmen
"Mein Mann kann nicht mehr Auto fahren", sagt die 70-Jährige. "Und ich wegen einer Augenoperation auch nicht länger als 15 bis 20 Minuten." Im Winter bei Dunkelheit und schlechtem Wetter morgens eine Stunde zu fahren, um früh um 7.30 Uhr für das Blutabnehmen in einer Praxis zu sitzen - "das ist nicht machbar". Ihre beiden Kinder könnten sie auch nicht zu Arztterminen bringen. Sie leben samt Enkeln und allen anderen Verwandten im Ruhrgebiet.
"Wir sind wirklich keine Leute, die wegen jeder laufenden Nase zum Arzt rennen", sagt die ehemalige Pharmazeutisch-Technische Assistentin. Doch die Suche nach einem neuen Hausarzt sei extrem schwierig: "Wir werden seit einem Jahr in jeder angerufenen Praxis im Umkreis von 20 Kilometern abgewiesen".
Manche würden generell niemanden mehr annehmen, andere hätten keinen Grund genannt. In manchen Praxen sei das Nein mit Personalmangel begründet worden. Oder es würden nur Patientinnen und Patienten aufgenommen, die direkt im Ort wohnen.
Burgwallbacher Rentner Robert Geiger hadert mit dem Gesundheitssystem
"Was ist das für ein Gesundheitssystem, in dem man keinen Hausarzt für sich findet? Das ist doch krank", sagt Rentner Robert Geiger, der als Elektrotechniker ein eigenes Ingenieur-Büro geführt hat. Nach ihrer ergebnislosen Suche im Umkreis wandten sich die Geigers am 24. Januar an die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB).
Sie soll Patienten bei der Suche nach Terminen und der dauerhaften Aufnahme bei einem Hausarzt unterstützen. Bei den ersten Anrufen dort, sagt Karin Geiger, sei sie immer in einer Warteschleife gelandet und habe deshalb jedes Mal nach 15 oder 20 Minuten aufgegeben. Bis sie irgendwann doch noch einen Mitarbeiter der Servicestelle erreichen konnte.
Er habe ihr versichert, sich innerhalb von 14 Tagen mit einem Termin in einer Praxis im Umkreis von 50 Kilometern bei ihr zu melden, berichtet Karin Geiger. 50 Kilometer seien zwar sehr weit für sie – "das würden wir aber in Kauf nehmen, wenn wir dann einen festen Hausarzt haben".
Ehepaar Geiger aus Burgwallbach wandte sich hilfesuchend an die KVB
Allerdings, so die Auskunft des KVB-Mitarbeiters laut Karin Geiger: Termine könne die Servicestelle nur jeweils einzeln für sie und ihren Mann vermitteln. "Es könnte also sein, dass mein Mann einen Termin bei einem anderen Hausarzt erhält als ich." Der Mitarbeiter habe ihr geraten, bei der Praxis, in der sie ihren Termin bekomme, anzufragen, ob ihr Mann mit aufgenommen werden könnte.
Bis ein solcher Termin stattfindet, will das Ehepaar Geiger das Angebot der Praxis aus Hohenroth nutzen. Dorthin können sie notfallmäßig kommen, um sich Rezepte ausstellen zu lassen. Ihr Vorrat an den nötigen Grundmedikamenten reiche nur noch bis Anfang Februar, sagen die Geigers. Die Versorgung mit Medikamenten ist für die beiden Burgwallbacher also zunächst gesichert. Ob es auch mit der dauerhaften Aufnahme bei einem Hausarzt klappt, wird sich in einigen Tagen zeigen.
Hinzu kommt neben der Krisen, die viele Ressourcen, ob richtig oder falsch eingesetzt, gefordert haben, bereits spürbar der demografische Wandel:
Es gibt erstens zu wenig Nachwuchs, auch in anderen Branchen, und hier zweitens zu viele Hürden und Arbeitsumgebungen, die der junge Nachwuchs nicht als vereinbar mit seinen Vorstellungen von Work-Life-Balance inkl. Vergütungsanspruch betrachtet.
Bevor man sich da so ganz weit aus dem Fenster lehnt: und die jungen Ärzte, das sind alles durchaus tolle junge Menschen, deren Anspruchshaltung wir (bin auch älter) mit gefördert haben, oder? Nicht die Ampel allein! Die ist wirklich verbesserungsfähig, aber das Elend wurde in den Jahren vorher befördert, inkl. einer Wahnsinnsbürokratie, auch ein Grund, der junge Ärzte ins Ausland treibt. Und jetzt gibt es viele Baustellen gleichzeitig!
Lauterbachs Vorhaben ist ein kleiner Schritt, vielleicht temporäre Notlösung. Er geht nicht das Problem an, unser System muss umgestellt werden, mehr Präventionsmaßnahmen, die auch die Kasse zahlt, viel mehr korrekte wahre qualifizierte Infos und Vorträge/ggf. Pflicht- Kurse dazu, wie sie z.B. für manche Krankheiten (früher z. B. bei Diabetes?) in der Reha besucht werden MUSSTEN! Vor allem Selbstverantwortung und ggf. Risikozuschläge für Unbelehrbare, die das System und andere GKV-Zahler ausnutzen - und später noch die Frühverrentung obendrauf. Andere Länder haben billigere bessere Systeme und und gesündere Bürger, D hat Platz 16 in der EU!
sind schon sehr arm drann, denn dort gibt es ja weder praktische Ärzte und auch keine Zahnärzte mehr, die meisten Geschäfte beschrenken sich auch auf den oben genannten Ortschaften, der Vorgängergesundheitsminister hat hierin schon versagt und der jetzige noch mehr. Deutschland wird immer mehr zum Entwicklungsland, wenn man die Lage betrachtet, was alles fehlt.
Wie kommen Sie zu der Aussage. Bei einem Gesundheitsminister Jens Spahn der keine Ahnung von Corona hatte und Millionen von Menschen in den Lockdown geschickt hat und Milliarden von Euro für zu teure Masken in den Sand gesetzt hat, kann ich das noch verstehen.
Aber was hat ein Gesundheitsminister Lauterbach, der die Krankenhauslandschaft erstmal reformieren will bevor er weitere Milliarden in ein krankes System investiert oder gerade die Bugetierung der Hausärzte aufheben will, falsch gemacht. Wir scheinen in unterschiedlichen Realitäten zu leben.
Bei Lauterbach kann man sich kurz fassen: Er ist maßgeblich für den heutigen, miserablen Zustand der Krankenhäuser verantwortlich. Als Berater der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) war er vor 20 Jahren für die Einführung der DRG, des Rabattvertragssystems sowie des GKV-Modernisierungsgesetzes u.v.m. federführend verantwortlich. Er versucht jetzt nur, seine gröbsten Fehler der Vergangenheit zu korrigieren.
Die Maskenpreise haben mich weniger gestört, die paar Mios ruinieren D nicht. Doch dass da keine Kontrolle, oder ggf. doch Begünstigung durch wegsehen war, schon. Das war Wucher auf der Gesundheit der Bürger. Und im Gerichtsprozess von CSU-Politikertochter Tandler widerliches Drumherum bei dem Deal wegen Steuerhinterziehung mit der Staatsanwaltschaft, eine Millionen-Wahnsinnsprovision für ein paar Vermittlungsgespräche.
Mag sein, dass Lauterbach indirekt da früher beratend dabei war, rechnerisch erschien das damals vernünftig. Wer ein bisschen weiter in menschlichen, nicht immer logischen Überlegungen denken kann, hat das Problem gesehen - wurde aber durchgesetzt.
Trotzdem, L. war nicht VERANTWORTLICH! Das war eben sein Auftrag, VERANTWORTLICH war die Regierung in dem Fall.
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/masken-emix-spahn-103.html
"Karl Lauterbach kündigt Ende der Budgetierung bei Ärzteleistungen an"
https://www.zeit.de/gesundheit/2024-01/aerzte-karl-lauterbach-gesundheitsminister-praxen
Leider funktioniert das auf Dauer nicht. Man muss den Bürgern reinen Wein einschenken und klarmachen, dass in einer alternden Gesellschaft mit immer besseren medizinischen Leistungen Kostenexplosionen unausweichlich sind. Die Versicherten werden sich - sofern man Leistungseinschränkungen oder Selbstbehalte nicht hinzunehmen bereit ist - auf saftige Beitragserhöhungen einstellen müssen, wie sie in der Privaten Krankenversicherung schon längst der Fall sind.