
Eine Krone auf dem Haupt kann schon eine Last sein. Das gilt auch für den Kopfschmuck der Fränkischen Weinkönigin. Nach ein paar Stunden verursacht die Krone nämlich Kopfschmerzen. Das habe ihm jedenfalls Carolin Meyer erzählt, berichtete Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, am Freitag bei der Wahl von Meyers Nachfolgerin. Eva Brockmann dürfte es erstmal egal gewesen sein. Die 23-Jährige, die für den Weinort Großwallstadt (Lkr. Miltenberg) angetreten war, ist im Würzburger Vogel Convention Center (VCC) von einer rund 100-köpfigen Jury zur neuen Fränkischen Weinkönigin gewählt worden.
Damit kommt erstmals seit 1973 wieder eine Weinkönigin aus dem Landkreis Miltenberg. "Ich blicke voller Erwartung und Vorfreude auf das, was da kommen mag", sagte die ausgebildete Winzerin mit Freudentränen in den Augen. Brockmann war für viele Beobachterinnen und Beobachter als Favoritin ins Rennen gegangen und setzte sich gegen Emmi Wendemuth aus Albertshofen (Lkr. Kitzingen) und Linda Keller aus Ramsthal (Lkr. Bad Kissingen) durch.
Brockmann ging mit Rotwein ins Rennen
Rund 500 Gäste verfolgten im VCC am Freitag die Veranstaltung, die durchaus etwas Faszinierendes hat: Die Wahl der Markenbotschafterin für Frankenwein erinnert mitunter an eine TV-Spiel-Show aus den 1990ern und folgt seit Jahren der gleichen Choreografie. Vorstellung der Kandidatinnen, Fragerunden und geheime Wahl per Ted. Dennoch zog die Veranstaltung nach der dreijährigen Corona-Zwangspause wieder Prominente von der früheren Landtagspräsidentin Barbara Stamm bis zu Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger an und löste Emotionen aus wie nur wenige Events in der Region.
Jubel, Trubel, Heiterkeit – dazu Tränen der Freude und Rührung: Eva Brockmann passte gut in die weinselige Veranstaltung. Und wirkte von Anfang an, als ob das alles für sie weniger ein Wettbewerb, sondern eher ein großer Spaß ist. Unkonventionell auch ihre Entscheidung für den Wein, den sie als Kandidatin präsentierte: einen Spätburgunder aus Churfranken – durchaus mutig in der "Silvanerheimat". Auch dass die Weinbau-Studentin ihre Zukunft nicht in Franken sieht, sondern irgendwann zurück nach Österreich will, wo sie bereits in einem Weingut im Burgenland gearbeitet hat – geschenkt. Präsident Steinmann jedenfalls war zufrieden mit dem Ausgang der Wahl, die laut Verbandsgeschäftsführer Herrmann Schmitt "die spannendste" seit knapp 20 Jahren war.
Schwierigkeiten Kandidatinnen zu finden
Dabei hätte die Kür um ein Haar gar nicht stattgefunden, weil sich zunächst keine Kandidatinnen gefunden hatten. Als diese Nachricht im Februar aber "durch die Öffentlichkeit ging", hätten sich mehrere junge Frauen gemeldet und ihre Bereitschaft zur Kandidatur erklärt, sagt Steinmann. Sie hätten sich nur deshalb nicht früher gemeldet, weil ihre Lebensplanung anders ausgesehen habe. Steinmann schloss daraus: "Das Amt der Fränkischen Weinkönigin ist nicht unattraktiv, aber es ist ein Fulltime-Job, der in die Lebensplanung passen muss."
Damit hat die Krone nach drei Jahren endlich ein neues Haupt gefunden. "Heute geht's mir nicht so gut", gestand Carolin Meyer zu Beginn der Veranstaltung im Gespräch mit dem Moderatoren-Duo Nicole Then-Plannasch und Axel-Robert Müller. Es sei "ein schlimmer kleiner Abschied". Aber es sei Zeit zu gehen und sie freue sich auf das, was kommt. Weil während der Corona-Pandemie keine Wahl stattfinden konnte, war die heute 26-Jährige aus Castell (Lkr. Kitzingen) so lange wie keine ihrer 63 Vorgängerinnen im Amt. Nun kehrt Meyer ganz in den elterlichen Winzerbetrieb zurück, der bereits auf sie überschrieben ist. Derzeit baut sie eine neue Kelterhalle, eine neue Vinothek soll folgen.

In ihrer Abschiedsrede erklärte Meyer sichtlich bewegt, was sie am meisten in ihrer Amtszeit berührte. Nicht die Begegnungen mit Prominenten. Vielmehr etwa das Treffen mit einem 87-jährigen Winzer, der noch immer jeden Tag in den Weinberg geht. Oder die Freude in einem Ort im Landkreis Bad Kissingen über ihren Besuch auf dem dortigen kleinen Weinfest.
Die Krone drückt auch Eva Brockmann
Solche Erlebnisse, insgesamt rund 400 Termine, warten nun auf Eva Brockmann. Steinmann wird wohl auch sie wie ihre Vorgängerin Meyer siezen. So wolle er immer wieder seinen Respekt ausdrücken, erklärte er. Mit Blick auf Weinkönigin und Weinprinzessinnen betonte er: "Das sind keine Mädchen, sondern junge Frauen mit Persönlichkeit und Potenzial."
Bleibt die Frage nach der schmerzenden Krone. "Da müssen wir eine Lösung finden", sagte Steinmann auf der Bühne. Und überreichte Meyer als Abschiedsgeschenk eine Miniatur der Weinköniginnenkrone. Ob für Brockmann sogar ein neues, tragefreundlicheres Modell angefertigt wird? Der Verband will sich darum kümmern, hieß es. Aber wohl erst bis zur nächsten Wahl. Pech für Brockmann: Schon nach wenigen Minuten als Weinkönigin gestand sie, die Krone "drückt tatsächlich, aber sie ist auch noch nicht an meinen Kopf angepasst".
Und alle 3 Kandidatinnen waren hervorragend!
Jede hätte die Krone verdient gehabt!
Aber leider konnte man den Eindruck gewinnen, dass das regionale Denken schon im Vorfeld für eine Vorentscheidung bei den Politikern und Fachfremden in der Jury eine große Rolle gespielt hat. Nach so langer Zeit ist einfach der Untermain mal dran. Da spielt es keine Rolle wie die Kandidatin im Wein und der Familie im Weinberg verwurzelt ist, dass sie wieder nach Österreich gehen wird (nach mir die Sinnflut) oder das das fachpraktische nicht korrekt beantwortet wurde.
Mann wollte wohl einfach ein bisschen mehr dass der Untermain gewinnt und nicht die Authentizität.