Am Donnerstagmorgen entdeckte ein Schäfer im Naturschutzgebiet Lange Rhön (Lkr. Rhön-Grabfeld) ein totes Lamm. Vieles deutete darauf hin, dass ein Wolf das junge Schaf gerissen hat. Würde sich das bestätigen, wäre es ein weiterer Fall in einer Serie von etwa zehn Nutztierrissen durch den Wolf in nur wenigen Tagen.
Inzwischen hat der Landkreis Rhön-Grabfeld einen Antrag auf die Tötung des oder der Wölfe gestellt. Dazu ist allerdings ein enormer juristischer Aufwand erforderlich.
Abschuss-Genehmigung für Wölfe in wenigen Tagen
Das könnte künftig wesentlich einfacher werden. Ebenfalls am Donnerstag schlug Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) die Möglichkeit von Schnellabschüssen von Wölfen nach Angriffen auf Weidetiere vor.
Die Ministerin plädierte dafür, dass ein Wolf, der sich im Zeitraum von 21 Tagen nach einem ersten Riss im Umkreis von 1000 Metern von der Rissstelle aufhält, ohne viel Bürokratie geschossen werden darf. "Dort, wo Wölfe Schafe reißen, (...) müssen wir diese Wölfe schießen, weil sie gelernt haben, dass man dort leichte Beute machen kann", sagte Lemke. Ein anlassloses Abschießen von Wölfen dürfe es aber weiter nicht geben.
Voraussetzung wäre, dass der Angriff auf Weidetiere in einer Region erfolgt, in der dies häufiger vorkommt. Der Wolf müsse dabei Herdenschutzmaßnahmen überwunden haben. Sind diese Bedingungen erfüllt, könnten die Behörden innerhalb weniger Tage den Schnellabschuss genehmigen.
Kritik an Lemke-Konzept zum Wolf aus der Union, Lob von Umweltverbänden
Die Ministerin strebt nun einen Beschluss der Umweltministerkonferenz der Länder im November an. Dann könne der Vorschlag zum 1. Januar 2024 umgesetzt werden, rechtzeitig zur nächsten Weidesaison.
Kritik am Konzept von Steffi Lemke kam unter anderem aus der Union, Lob von Umweltverbänden. Für die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Anja Weisgerber, oder Bayerns Agarministerin Michael Kaniber greifen die Vorschläge zu kurz. Beide kritisierten, dass sich Lemkes Vorschläge auf den Abschuss von Problemwölfen beschränken.
"Derweil wächst die Wolfspopulation ungebremst. Die Bestände müssten aber dringend klein gehalten werden, wenn wir den Weidetierhaltern helfen wollen", sagte Weisgerber.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger lobte dagegen: "Die allermeisten Wölfe respektieren Herdenschutzmaßnahmen." Für die wenigen Fälle, in denen trotzdem Weidetiere gerissen würden, seien Lemkes Vorschläge sinnvoll.
Mit Material von epd und dpa