Daniel Geiling aus Zeilitzheim ist leidenschaftlich gerne Schäfer. Um rund 150 Schafe, Lämmer und Ziegen kümmert sich der 28-Jährige. Doch zur Freude, die ihm die Tiere bereiten, mischen sich zuletzt immer mehr Sorgen. Großen Anteil daran hat ein Jäger, der vor allem nachts zuschlägt: der Wolf.
Zwar hat der große Beutegreifer, wie Behörden einen Wolf auch bezeichnen, nach Angaben des Landesamts für Umwelt (LfU) in Geilings Herde noch kein Opfer gefunden. Überhaupt hat das LfU, das bayernweit alle Fälle erfasst und auswertet, im Landkreis Schweinfurt keinen einzigen Fall registriert, in dem ein Wolf ein Tier gerissen hat. Auch sind dort nach Kenntnis des LfU keine Reviere mit dauerhaft lebenden Wölfen vorhanden, teilt die Pressestelle der Behörde mit.
Zweifelsfreier Nachweis gefragt
Doch es werden in der Region immer wieder Wölfe gesichtet, zumindest mutmaßlich, wie im Frühjahr an der A 70 bei Bergrheinfeld – der eindeutige Nachweis, dass es sich bei einem gesichteten und vielleicht sogar fotografierten Tier um einen Wolf handelt, ist gar nicht so leicht zu erbringen. Für den zweifelsfreien Nachweis braucht es beispielsweise DNA-Spuren, entweder in Form von Kot oder aber von den Kadavern gerissener Tiere.
Dass im Landkreis Schweinfurt noch kein Wolf nachgewiesen wurde, beruhigt Schäfer Geiling aus Zeilitzheim keineswegs. Denn ein umherschweifender Wolf ist genauso gefährlich wie ein sesshafter. Und das nächste bekannte sesshafte Wolfsrudel ist nicht weit entfernt. Es lebt auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken in der Rhön.
Deshalb hat sich Geiling wie die allermeisten seiner Kolleginnen und Kollegen hierzulande längst auf die von Wölfen ausgehenden Gefahren für seine Tiere vorbereitet. Es sind vor allem Schafe und Ziegen, die für Wölfe neben dem Rehwild eine verlockende Beute darstellen. Dass Wölfe unter den Weidetieren ein Blutbad anrichten, ist für Geiling keine theoretische Gefahr. Sie ist für ihn sehr real, wie er gegenüber dieser Redaktion schildert. Dazu hat er, der auch Schafe schert und weit herumkommt, von Kollegen schon zu viel Schreckliches gehört.
Zaun schützt nicht immer
In der Nähe von Herlheim weidet seine Herde gerade auf der Fläche einer Photovoltaikanlage. Obwohl diese komplett umzäunt ist, hat Geiling den Bereich, in dem seine Tiere sich aufhalten, nochmals mit einem mobilen, 1,10 Meter hohen Elektrozaun umgeben. Denn der Zaun, der die Photovoltaikanlage schützen soll, schließt nicht mit dem Boden ab. Ein Wolf könnte darunter leicht hindurchkriechen.
Und selbst die 1,10 Meter Elektrozaun stellen keinen absolut sicheren Schutz dar, sagt Geiling. Es gebe immer wieder Fälle, in denen Wölfe gelernt haben, solche Zäune zu überspringen. Und befinden sie sich erst mal mitten unter den Schafen, dann gerieten sie schnell in eine Art Blutrausch, berichtet der Schäfer. Andernorts hätten Wölfe in kurzer Zeit Dutzende Schafe und Lämmer getötet oder so schwer verletzt hat, dass diese eingeschläfert werden mussten.
Neben den emotionalen Belastungen bleibt den Schäfern ein finanzieller Schaden, sagt Geiling. Zwar würden die unmittelbar vom Wolf getöteten Tiere auf Antrag komplett ersetzt. Diesen Ausgleich für Schäden, die Wildtiere verursacht haben, zahle der Staat nach Angaben der Landesanstalt für Landwirtschaft freiwillig, auch, um die Akzeptanz von Wölfen im Land in der Bevölkerung zu erhöhen.
Schrecken der Überlebenden
Doch würden Schäfer laut Geiling kein Geld für Tiere erhalten, die infolge der von Wölfen angerichteten Verletzungen eingeschläfert werden. Auch müssten die Tierhalter weitere Folgen ausbaden, die Wölfe anrichten, wenn sie eine Herde angreifen. Die überlebenden Tiere seien völlig verschreckt, müssten oft lange Zeit im Stall bleiben und langsam wieder daran gewöhnt werden, auf die Weide zu gehen.
Zudem wiesen auch die vom Staat unter bestimmten Voraussetzungen zu 100 Prozent bezuschussten Maßnahmen zum Wolfsschutz Lücken auf. Die in Bayern gültige Förderrichtlinie sehe zwar den Kostenersatz für Elektrozäune vor. Doch den Kauf und Unterhalt von Herdenschutzhunden, die Wölfe abwehren sollen, finanziere der Staat nicht überall, bemängelt Geiling.
Laut LfU werden die Kosten für Herdenschutzhunde – mindestens zwei pro Herde, bei größeren Herden auch mehr – dann übernommen, wenn die Weideflächen innerhalb eines Radius von 60 Kilometern um bekannte Reviere standorttreuer Wölfen liegen. Ausgehend vom Wolfsstandort bei Wildflecken bedeutet dies laut den vom LfU online einsehbaren Unterlagen, dass Zeilitzheim knapp innerhalb des Fördergebiets liegt. Schäfer in Brünnstadt oder Gerolzhofen erhalten dagegen keine Zuschüsse für Herdenschutzhunde.
Schäfer und Politikerin sind sich einig
Für Geiling ist dies unverständlich, wie er neulich im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber (CSU) erläuterte. Denn: Allein bis ein Herdenschutzhund trainiert und an eine Herde gewöhnt ist, vergehe viel Zeit. Erst auf einen Wolfsriss in der Nähe warten zu müssen, um dann einen bezahlten Schutzhund anschaffen zu können, helfe den Schäfern nicht weiter.
Die Politikerin, die mit dem Thema Wolfsschutz auch als umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag zu tun hat, sieht dies genauso. Sie ist sich mit Geiling ebenso einig, dass verbesserte Schutzmaßnahmen gegen Wölfe allein nicht ausreichen. Ihrer Ansicht nach müsse die Bundesregierung national und auf Ebene der EU-Kommission mehr dafür unternehmen, dass der Wolfsbestand in Deutschland nicht weiter zunimmt. Dies ginge nicht ohne ein verbessertes Bestandsmanagement für die Wölfe im Land, die Weisgerber mit rund 2700 Wölfen beziffert, deren genaue Population aber nur annähernd geschätzt werden kann.
Entscheidend ist für Weisgeber neben einer Herabsetzung des geltenden Schutzstatus für Wölfe der erleichterte Abschuss sogenannter Problemwölfe, auch über gezielte Lizenzjagd. Ihrer Ansicht nach sei der für einen gesunden Erhaltungszustand der Wölfe in Deutschland notwendige Bestand überschritten. Einem von ihrer Fraktion eingebrachten Antrag zur Ausweitung der Wolfsjagd zufolge wachse der Wolfsbestand in Deutschland um jährlich 30 Prozent und sei "unverzüglich zu dezimieren". Andernfalls, so fürchtet Weisgerber, drohe auch die Akzeptanz des Wolfes im Land "zu kippen", nicht nur bei Schäfern und Landwirten.
Allerdings wird das in diesem Jahr vor den Landtagswahlen seitens der Politik ordentlich ausgekostet. In den letzten 5 Jahren seit 2019 habe ich von Fr. Weisgerber ehrlich gesagt nichts zu diesem Thema gehört.
Würde auch ohne Wahlen ein Thema sein.
In Deutschland leben zur Zeit ca. 2000 Wölfe.
FINDE DEN Fehler.
Der Wolf/ Wölfe verschaffen sich Zugang in den Pferch und richten ein Blutbad an. Sie reißen nicht nur das eine Tier, welches genügen würde, sondern machen Jagd auf alle anderen Tiere, die dann schwerverletzt schmerzvoll dahinvegetieren, bis sie dann bei Eintreffen des Schäfers erlöst werden müssen!
Ihre Aussage, Herr Koch, empfinde ich barbarisch, da Sie das Leid der gepferchten Tiere in Ihrer Wortwahl als ganz normal hinstellen!
Und welche "Freßfeinde" fressen denn die Wölfe weg?
Wenn der Wolf das Angebot Schaf hat, greift er wohl auf das in bequemer Weise zu fassende Tier zurück und macht nicht mühselige Jagd auf ein Reh.
Und die paar wenige Leute, die noch der Schäferei nachgehen, halten unsere Flächen (Alpen/Rhön) von Verbuschung frei oder "mähen" das Gras z.B. in PV Anlagen.
Und da der Wolf keine natürlichen Feinde hat muß der Mensch eingreifen, um die zu erwartende Überpopulation zu regulieren.
Den paar wenigen Leuten die noch von Weidetierhaltung leben.
Den sonstigen Landwirten und den Forstwirten fressen sie die Fressfeinde weg und sind damit sehr nützlich.
Unsere Milchviehherde im Offenstall sind mir auch ein zukünftiges Sorgenkind. Ob ich sie beschützen könnte zweifelhaft.
Unsere Hühner hat der Fuchs schon auf dem Gewissen, Elektrozaun für ihn nach ein paar Jahren keine abschreckend Absperrung.
Der junge Mann ist nicht nur Schafhalter, er schert die Schafe bundesweit und pflegt auch deren Klauen.
Die Lebensgefährtin des Herrn Geiling ist sogar im Hauptberuf Schäferin, die zusammen mit Herrn Geiling, der in dritter Generation Schafe hütet, sich mit um die kleine Herde kümmert.
Oder stört Sie die Tatsache, daß es eine Volksvertreterin der csu ist, die sich um Sorgen und Nöte der in derem Wahlkreis lebenden Bürgern vor Ort kümmert?