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Bad Neustadt
Schnelle Hilfe, ein Defibrillator und viel Glück: Wem Michael Lehmann aus Bad Neustadt sein Leben zu verdanken hat
Michael Lehmann erlitt in der Franz-Marschall-Straße einen schweren Herzinfarkt. Polizei und Rotes Kreuz waren aufgrund von mehreren Glücksfällen schnell zur Stelle.
Den 47. Hochzeitstag feierten Ursula und Michael Lehmann in der Neurologischen Klinik in Bad Neustadt. Vielen glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass Michael Lehmann einen Herzinfarkt überlebte.
Foto: Thomas Lehmann | Den 47. Hochzeitstag feierten Ursula und Michael Lehmann in der Neurologischen Klinik in Bad Neustadt. Vielen glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass Michael Lehmann einen Herzinfarkt überlebte.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:35 Uhr

Michael Lehmann wollte nur mal schnell mit dem Rad zur Post fahren. "Ich bin gleich wieder da", sagt er zum Abschied seiner Frau. Es sollte anders kommen. Der Bad Neustädter erleidet kurz vor der Post in der Meininger Straße einen Herzinfarkt. Er bricht zusammen und bleibt neben der Straße liegen.

Zu der Zeit findet gerade eine "Montagsdemonstration" statt. Eine begleitende Polizeistreife bemerkt den am Boden liegenden Mann. Die beiden Polizisten Moritz Fleckenstein und Sebastian Rothaug ordern sofort einen Rettungswagen und führen eine Herzdruckmassage durch. Außerdem beatmen sie mit einer Beatmungshilfe den 77-Jährigen. 

"Dass mein Mann heute noch lebt und so wohlauf ist, ist glücklichen Umständen zu verdanken", sagt seine Frau Ursula gegenüber dieser Redaktion. Denn nicht nur die Polizei konnte schnell helfen, auch das Rote Kreuz. In dessen Dienstgebäude in der Meininger Straße - unmittelbar neben dem Einsatzort - fand gerade die Nachbesprechung eines anderen Einsatzes statt. Mehrere Sanitäter und auch Notarzt Dr. Georg Kochinki waren mit dabei und daher rasch an der Unglücksstelle. "Ich hatte nicht nur einen Schutzengel", betont Michael Lehmann im Nachhinein. 

Bei der Ersten Hilfe ist die Herzdruckmassage sehr wichtig

Bei einer Reanimation könne man gar nicht genug Leute haben, erklären die drei Nofallsanitäter Georg Hein, Elias Holzheimer und Florian Barthelmes, die mit einem weiteren Kollegen den Rettungssanitäter unterstützten. Herzdruckmassage, Atemwegsicherung, Medikamentieren und etliches mehr – da sei jede helfende Hand willkommen gewesen. Vor allem, da der Rettungswagen aus Rödelmaier kommen musste. Zwei Fahrzeuge waren bereits bei anderen Unfällen im Einsatz. 

Aufgrund mehrerer Glücksfälle konnte Michael Lehmann, der in der Franz-Marschall-Straße einen Herzinfarkt erlitt, geholfen werden. Das war unter anderem den  Notfallsanitätern Florian Barthelmes (mit einem Defibrillator in der Hand), Elias Holzheimer und Georg Hein (von links) zu verdanken.
Foto: Sigrid Brunner | Aufgrund mehrerer Glücksfälle konnte Michael Lehmann, der in der Franz-Marschall-Straße einen Herzinfarkt erlitt, geholfen werden.

Das Wichtigste und Vordringlichste bei einer Ersten Hilfe sei die Herzdruckmassage, um bei einem Kreislaufstillstand wieder Sauerstoff durch die Blutbahn zu transportieren, erläutert Georg Hein. Er lobt ausdrücklich die beiden Polizisten, die das bis zum Eintreffen des Roten Kreuzes übernommen hatten. "Bessere Ersthelfer kann man sich nicht wünschen", sagt Hein.

Polizist Sebastian Rothaug begleitete medizinische Evakuierungen in Afghanistan

Das Wissen der Polizisten kommt nicht von ungefähr. Polizeihauptmeister Moritz Fleckenstein führt gegenüber dieser Redaktion aus, dass sein Kollege Sebastian Rothaug in der Bundeswehrzeit in Afghanistan medizinische Evakuierungen begleitet und auch Wunden im Kriegsgebiet versorgt habe. 

Polizeihauptmeister Moritz Fleckenstein mit einer Beatmungshilfe. Jedes uniformierte Einsatzfahrzeug ist damit ausgestattet.
Foto: Polizei Bad Neustadt/Christopher Lumpe | Polizeihauptmeister Moritz Fleckenstein mit einer Beatmungshilfe. Jedes uniformierte Einsatzfahrzeug ist damit ausgestattet.

Auch Fleckenstein hebt hervor, dass der gute Ausgang für Michael Lehmann "vielen glücklichen Umständen und ebenso vielen tatkräftigen Händen zuzuschreiben" sei. Er und sein Kollege seien aber auch froh gewesen, als die Kräfte des Roten Kreuzes über die Straße herbeieilten. "So konnten wir die Wiederbelebungsmaßnahmen in professionelle Hände geben. Es ist schon ein Unterschied, wenn ein Mensch vor dir liegt und jede Sekunde zählt, als an einer Puppe zu trainieren."

Mit einem Defibrillator das Herz wieder in seinen Rhythmus gebracht

Eingesetzt wurde bei der Reanimation von den Rotkreuzlern auch ein Defibrillator. "Bei einem Kammerflimmern steht das Herz nicht still, es zittert unkontrolliert und produziert keinen Auswurf mehr", erläutert Georg Hein. Ein Defibrillator schickt einen Stromstoß zum Herzen und dieses steht kurz still. "Dann hofft man, dass das Herz wieder in den normalen Rhythmus geht", so der Notfallsanitäter.

Bei Michael Lehmann hat das - allerdings erst beim vierten Versuch - funktioniert. Als dieser ins Krankenhaus transportiert wurde, schlug sein Herz wieder von selbst. Der Kreislauf sei stabil gewesen, sagt Elias Holzheimer. 

Polizeiobermeister Sebastian Rothaug konnte in seiner Bundeswehrzeit medizinische Erfahrungen sammeln. Das kam ihm beim Notfall zugute.
Foto: Polizei Bad Neustadt/Roland Kirch | Polizeiobermeister Sebastian Rothaug konnte in seiner Bundeswehrzeit medizinische Erfahrungen sammeln. Das kam ihm beim Notfall zugute.

Nicht nur die schnelle Hilfe war für Michael Lehmann ein Glücksfall, sondern auch, dass die lebensrettenden medizinischen Gerätschaften zur Hand waren. "Es wäre wichtig, dass noch mehr Defibrillatoren aufgestellt werden", ist es Ursula Lehmann wichtig zu betonen. Und, dass man Erste Hilfe leisten kann. Die 72-jährige ehemalige Lehrerin hat sich vorgenommen, in Bälde einen entsprechenden Kurs zu absolvieren. 

Große Dankbarkeit gegenüber den Einsatzkräften von Polizei und BRK

Die Lehmanns sind den Einsatzkräften von Polizei und BRK für ihre schnelle und effektive Hilfe überaus dankbar. Ihre Dankbarkeit könnte man gar nicht in Worte fassen. "Sie waren mein Freund und Helfer", betont Michael Lehmann. "In dem Augenblick zählte jede Minute." Das Ehepaar bedankte sich bereits persönlich auf der Polizeidienststelle. 

Ein AED-Defibrillator, wie er im öffentlichen Raum zu finden ist. Das ist die einfachere Variante als die EKGs mit integriertem Defibrillator, wie sie beim Rettungsdienst zu finden sind.
Foto: Sigrid Brunner | Ein AED-Defibrillator, wie er im öffentlichen Raum zu finden ist. Das ist die einfachere Variante als die EKGs mit integriertem Defibrillator, wie sie beim Rettungsdienst zu finden sind.

Wie viele Defibrillatoren in Rhön-Grabfeld aufgestellt sind, darüber lässt sich nur schwer eine Aussage treffen. Beim BRK-Kreisverband sind nur die registriert, die über diesen bestellt wurden. Stefan Bergmann, der zuständige medizinische Produktberater beim Roten Kreuz, beziffert die Anzahl auf 17. Bei acht bis zehn weiteren Defibrillatoren läuft der Bestellvorgang. Beim BRK sind alle Rettungsdienstfahrzeuge mit einem Defibrillator ausgestattet.

Vor der Handhabung eines Defibrillators muss man keine Angst haben

Für etwa 1500 Euro könne man ein solides Gerät erhalten, führt Florian Barthelmes aus. Er betont darüber hinaus, dass man vor der Handhabung eines Defibrillators keine Angst zu haben brauche. Der Apparat sei selbsterklärend und der Ablauf sicher durchzuführen. Sobald man ihn anschaltet, spricht er und gibt klare Anweisungen. 

"Ein Defibrillator kann Leben retten", betont Barthelmes. Noch wichtiger als dieser sei jedoch die Herzdruckmassage. Auch vor dieser dürfe man keine Angst haben. "Alles ist besser, als nichts zu machen", pflichtet Georg Hein seinem Kollegen bei. Die drei Notfallsanitäter appellieren an die Bevölkerung, sich in Erster Hilfe fit zu halten. "Eine Erste Hilfe kann von unschätzbarem Wert sein", so Elias Holzheimer. 

In der Neurologischen Klinik wurde der 47. Hochzeitstag gefeiert

Wie im Fall von Michael Lehmann. Diesem geht es heute nach eigener Aussage gut. "Ich bin zwar noch nicht so belastbar, aber glücklich und zufrieden." Es sei ihm aber auch deutlich gemacht worden, wie schnell das Leben zu Ende sein kann. "Wir wollen nichts mehr auf die lange Bank schieben", so seine Frau. 

Aktuell verbringt Michael Lehmann noch seine Reha in der Neurologischen Klinik in Bad Neustadt. Das Ehepaar konnte Ende Juli dort auch seinen 47. Hochzeitstag feiern. Es sei ein sehr glücklicher Hochzeitstag gewesen, stellt seine Frau heraus. "Fast hätten wir ihn nicht gehabt."

 
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Kommentare
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  • Olaf Schlemmer
    Ich habe mal gehört das eine App geschaffen werden soll bei der man automatisch sieht wo der nächste Defibrillator zu Verfügung steht. Gibt es in der Schweiz und Österreich schon. Vielleicht sollte der Landkreis da mal die Vorreiterrolle übernehmen und so eine App machen lassen wo die die einen Defibrillator schon haben sich registrieren können. Es gibt zum Beispiel viele Sportvereine bei denen einer vorhanden ist.
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  • Susanne Orf
    Es gibt die App Defikataster. Hier der Link zur dazugehörigen HP:

    http://definetz.online/defikataster-hp
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