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Fußball
Saisonabbruch: Diese Zweiten (und Dritten) steigen als Meister auf
Die Entscheidung steht: Die Mehrheit der Vereine im BFV hat sich für den Saisonabbruch nach Paragraf 93 mit Auf- und Absteigern entschieden. Das sind Gewinner und Verlierer.
Die Saison wird abgebrochen, der Quotient entscheidet über Meisterschaft und Aufstieg. Statt Jubelarien im Stadion gibt es allerdings nur verhaltene Freude auf der Couch. 
Foto: Anand Anders | Die Saison wird abgebrochen, der Quotient entscheidet über Meisterschaft und Aufstieg. Statt Jubelarien im Stadion gibt es allerdings nur verhaltene Freude auf der Couch. 
Daniel Rathgeber
,  Jürgen Sterzbach
,  Matthias Lewin
 und  Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:16 Uhr

Die Anwendung der Quotientenregel, um die Abschlusstabellen zu ermitteln, bringt Gewinner und Verlierer hervor. Auch der Bayerische Fußball-Verband teilte in den Veranstaltungen für Vereinsvertreter in der vergangenen Woche mit, dass es Härtefälle geben werde.

In Unterfranken sind acht Ligen direkt betroffen, in denen der nach Punkten Erste jeweils auf den zweiten oder gar dritten Platz zurückfällt, wohingegen die jeweiligen Zweiten oder in zwei Fällen sogar die Dritten nach ganz vorne rücken und aufsteigen. Hätte die Mehrheit der Vereine für die Alternative "Nur Aufsteiger, keine Absteiger" votiert, wäre auch der Zweite aufgestiegen, und der Platztausch an der Tabellenspitze hätte beim Aufstieg keine Rolle gespielt.

In einer Main-Spessart-Kreisklasse fällt die Entscheidung um die Meisterschaft nun aufgrund eines nur um 0,01 besseren Quotienten. In zwei Fällen aus der Rhön überholt der Dritte nicht nur den Zweiten, sondern auch den Ersten – einmal geht es dabei um den Aufstieg in die Bezirksliga. In einer Schweinfurter A-Klasse darf ein ehemaliger Landesligist dagegen wegen des besseren Quotienten seinen ersten Aufstieg nach neun Jahren feiern. 

Bezirksliga Ost

Zweimal hatte der TSV Gochsheim (1,87) in den vergangenen Jahren knapp in der Relegation den Aufstieg in die Landesliga verpasst – jetzt hat er es gepackt, und zwar vor dem TSV/DJK Wiesentheid (1,83). Dominik Ruh hätte, bevor er als Trainer aufhört und die Mannschaft Stefan Riegler überlässt, gerne noch mal gespielt: "Ich freue mich riesig und will beim ersten Landesligaspiel der Jungs dabei sein, aber es fühlt sich schon anders an, wenn man im November das letzte Spiel hatte und im Mai auf diese Weise aufsteigt", sagt er auf Anfrage.

Mit dieser Entscheidung sei zu rechnen gewesen, findet Wiesentheids Sportleiter Thomas Weigand: "Die Vereine, für die es dabei um nichts ging, und das waren die meisten, die mussten ja so abstimmen." Er findet, dass es sich der Verband damit recht einfach gemacht habe: "Gerade die Spieler, die werden schon enttäuscht sein, denn eigentlich waren sie ja Erster."

Kreisliga Schweinfurt 1

Da die Abschlusstabelle in beiden Fällen nach dem Quotienten berechnet worden wäre, hätte dem TSV Ettleben/Werneck (2,56) egal sein können, welcher Fall eintritt: Denn Meister und Aufsteiger in die Bezirksliga waren sie sowieso. Jedoch stimmte der Verein für die Alternative, um somit seinem direkten Konkurrenten aus Gerolzhofen (2,43) ebenfalls zum Aufstieg zu verhelfen.

Auch die Gerolzhöfer hatten sich gegen Paragraf 93 ausgesprochen. Sie schlossen sich der Rimparer Forderung mit dem Zusatz an, dass alle Mannschaften, die auf einem Aufstiegs- oder Relegationsplatz stehen, auch aufsteigen sollten. Dennoch sagte Abteilungsleiter Jürgen Hept bereits vor gut vier Wochen: "Der BFV hat es ja nicht einfach, und das Leben ist kein Wunschkonzert. Natürlich gibt es bei uns einen Eigennutzen. Wenn wir nicht aufsteigen, ist das dann leider so."

Kreisliga Schweinfurt 2

Die SG Stadtlauringen/Ballingshausen (2,53) überholt mittels Quotienten den FC Haßfurt (2,45) an der Tabellenspitze und steigt erstmals in der Vereinsgeschichte in die Bezirksliga auf. "Wir haben Gespräche am Laufen", weiß Angreifer Julian Braun, dass der aktuelle Kader neben dem im Winter hinzugekommenen Torhüter Matthias Oppermann dafür die eine oder andere Verstärkung durchaus gebrauchen könnte. Nicht mehr in der höheren Liga dabei ist Trainer Michael Scheuring, er macht Platz für Klaus Seufert.

Ihre Entscheidung für Paragraf 93 haben die Verantwortlichen der SG in erster Linie für ihre zweite Mannschaft und deren Abstieg getroffen. Die ist abgeschlagen Letzter in der Kreisklasse Schweinfurt 4. "Für die Kreisklasse sind wir zu schwach", gibt Braun offen zu. Im Falle des Klassenerhalts hätte man sie wohl freiwillig zurückgezogen, wäre dann aber bis in die B-Klasse abgerutscht. "So geht die Mannschaft runter in die A-Klasse, das passt", meint Braun.

Kreisliga Rhön

Die Quotientenregel macht den nach Punkten Dritten TSV Trappstadt (2,10) zum Meister vor Großbardorf II (2,09) und Ramsthal (2,05). Für Trappstadt ist der Titel samt Aufstieg in die Bezirksliga der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. In die Freude von Abteilungsleiter Michael Bader mischt sich jedoch ein Schuss Schwermut: "Normalerweise würden wir jetzt mit der Musikkapelle durch den Ort ziehen. Die Meisterschaft auf der Couch zu gewinnen, ist für uns alles andere als perfekt."

Die Großbardorfer hatten im Vorfeld angekündigt, gegen Paragraf 93 zu stimmen. "Uns ging es dabei allerdings nicht darum, dass wir als Zweiter in die Bezirksliga hätten aufsteigen können", betont Teammanager Manuel Leicht. "Sondern wir finden, dass niemand durch die Anwendung der Quotientenregelung schlechter gestellt werden sollte."

Kreisklasse Würzburg 3

Der FC Gössenheim (2,16) ist Meister vor dem SV Sendelbach-Steinbach (2,15). Die Gössenheimer wollten oben mitspielen, jetzt dürfen sie sich über den Aufstieg in die Kreisliga freuen. "Wir haben eine gute Runde gespielt und es ein Stück weit auch verdient", findet Trainer Michael Worbis. "Auch wenn es sehr knapp war." Überrascht zeigte sich Worbis über das Ergebnis der Abstimmung, an der sich sein Klub übrigens nicht beteiligt hatte: "Es hätte mich nicht gewundert, wenn es andersherum ausgegangen wäre."

A-Klasse Schweinfurt 5

Wieder nach oben geht es für den FC Augsfeld (2,56). Der Ex-Landesligist aus dem Haßfurter Stadtteil überholt dank der Quotientenregel die um einen Zähler bessere SG Dürrfeld/Obereuerheim (2,47), feiert Titel und Aufstieg in die Kreisklasse. "Völlig verdient", wie der sportliche Leiter Michael Hehn meint, der das Augsfelder Abstimmungsverhalten nicht preisgeben wollte. "Es sollte geheim sein und bleibt geheim", so Hehn augenzwinkernd.

Die Augsfelder peilten die Meisterschaft schon vor Saisonbeginn an, auch, um dem eigentlich scheidenden Spielertrainer Johannes Derra ein Abschiedsgeschenk zu machen. "Aber ein Abschied ohne Spiel ist doch nix", sagt Hehn, weshalb es für die Augsfelder nicht sonderlich schwer war, Derra zu überzeugen, nun doch für ein weiteres Jahr am Lindenhain zu bleiben.

A-Klasse Rhön 3

Die SG Mellrichstadt/Frickenhausen (2,60) hatte zwei Spiele weniger als ihre Konkurrenten absolviert und zieht somit in der Tabelle am TSV Ostheim (2,47) sowie an der SG Eußenhausen/Mühlfeld (2,41) vorbei und steigt als Meister in die Kreisklasse auf. "Ich fühle mit den Ostheimern", sagt SG-Trainer Matthias Petzold, der auch schon den TSV unter seinen Fittichen hatte. Zwei Dinge, sagt er, hätten ihn am Ergebnis der Abstimmung gewundert: dass es so klar pro Paragraf 93 ausgefallen ist und dass knapp 20 Prozent der Klubs nicht abgestimmt haben. 

A-Klasse Würzburg 5

Der SV Rieneck (2,25) lässt Mittelsinn/Obersinn (2,17) in der Tabelle hinter sich, da er zum Zeitpunkt des Abbruchs zwei Spiele weniger absolviert hatte und somit den besseren Quotienten erreicht. Dadurch sprach der Wert klar für die Rienecker, die den Aufstieg natürlich am liebsten gemeinsam gefeiert hätten. Stattdessen starten die Verantwortlichen mit den Planungen für die Kreisklasse. Große Veränderungen wird die neue Liga aber gar nicht bringen, Trainer und Team sollen größtenteils gleich bleiben.

 
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