Die zwei Rasenplätze des FC Augsfeld strahlen saftig grün. Michael Hehn, der "Co-Co-Trainer" der ersten Mannschaft und Spieler Stefan Klemm laufen mit fast andächtigem Blick in Richtung Grün am Rande der Spielfelder entlang. Hätten sie früher gewusst, dass "die Presse" vorbeikommt, wäre der Rasen vorher gemäht worden, durchbricht Hehn den Moment der Stille. Den Augsfeldern geht es wie so vielen im Amateursport derzeit. Sie vermissen den Rasen, das Spiel, die Bratwurst und das gemeinsame Kaltgetränk im Sportheim.
Das bislang letzte Heimspiel in der A-Klasse liegt nun bereits eineinhalb Jahre zurück. Außer FCA-Stürmer Felix Zeiß, der damals alle Tore beim 4:0 gegen den SV Mönchstockheim erzielte, wird sich kaum noch jemand an diesen Tag erinnern. Am vergangenen Wochenende gab es nach der langen Zeit zumindest mal wieder eine kurze Möglichkeit der Begegnung auf dem Vereinsgelände, bei einem "Bratwurst-to-go"-Verkauf am Sportplatz. Wahrscheinlich wurde da auch hier und dort kurz und mit ausreichend Abstand über den voraussichtlich bevorstehenden Aufstieg gesprochen, der sicherlich der merkwürdigste in der 72-jährigen Vereinsgeschichte werden würde.
Die Augsfelder würden von der neuen Regelung profitieren
In der aktuellen Tabelle der A-Klasse Schweinfurt 5 rangieren die Augsfelder auf dem zweiten Tabellenplatz hinter der SG DJK Dürrfeld/Obereuerheim - mit einem Punkt, aber auch einem Spiel weniger. In der "Abbruch-Tabelle" nach der Quotientenregelung hat der FCA allerdings die Pole-Position inne. Ein schlechtes Gewissen hätte Hehn im Falle eines Aufstiegs nicht. "Wir hätten es auch so geschafft, aufzusteigen, wenn die Runde normal zu Ende gespielt worden wäre", sagt er selbstbewusst.
Kurz vor der jüngsten Saisonunterbrechung im Oktober musste die Mannschaft erstmals in der XXL-Saison 2019/21 als Verlierer vom Feld gehen. Das 0:1 bei der SG Fürnbach/Dankenfeld wurmt Hehn immer noch. Klemm und seine Mitspieler ließen Chance um Chance liegen. Überhaupt ist die Chancenverwertung schon weit vor der Pandemie das große Manko gewesen. Es fehlt ein echter Knipser vorne drin, wie ihn viele Vereine haben, die in ihren Ligen oben mitmischen. "Manche haben dafür einen Spielertrainer, aber unserer schießt leider nicht so viele Tore", erklärt Hehn und lacht herzlich.
Johannes Derra, der seit 2017 den Spielertrainer im Haßfurter Ortsteil gibt, wird den Schmäh verschmerzen. Von einer derart kompakten Truppe, die in 16 Saisonspielen nur sechs Gegentreffer kassierte, können viele seiner Kollegen nur träumen. "Wir haben eine gute, auf jeder Position ausgeglichene Mannschaft", findet Allrounder Stefan Klemm. Wenn es hoch in die Kreisklasse geht, sieht der Klub sich gut gerüstet: Die Mannschaft bleibt zusammen - und wenn möglich, soll noch der ein oder andere Spieler verpflichtet werden. "Was schwer genug ist, weil wir kein Geld bezahlen", ergänzt Hehn.
"Schiffbruch" in der Landesliga
Das war freilich einmal anders beim FC Augsfeld. Von 2012 bis 2014 spielte der Dorfklub in der Landesliga, dann erlitt er "Schiffbruch". Alles auf Anfang, es musste von fast ganz unten wieder angefangen werden. Die Schuldenlast war hoch, es ging letztlich einfach nur darum, den Verein am Leben zu halten. Stefan Klemm und Fabian Kraus sind in der aktuellen Mannschaft die letzten Verbliebenen aus den glanzvollen Landesliga-Tagen. Aus dem Gröbsten ist der Verein mittlerweile fast raus, die finanziellen Altlasten hat man weitgehend abgeschüttelt. Die junge Vorstandschaft hat alles im Griff, da ist sich Hehn sicher: "Wir sind gut aufgestellt."
"Nach dem Abstieg aus der Landesliga waren die Schwerpunkte, nicht mehr extrem erfolgreich Fußball zu spielen, sondern wieder Spaß zu haben – mit einheimischen Spielern", skizziert Hehn den Weg des Vereins damals. Die Spiele in der Landesliga möchte Klemm aber trotzdem nicht missen: "Das waren Highlights für so einen Dorfverein." Den Neustart nach dem steilen Absturz in den Jahren nach 2014 hat er "sofort angenommen", erinnert er sich, "weil mein Herz einfach für den FC Augsfeld schlägt". Rein sportlich sei es dennoch "schwer zu akzeptieren" gewesen.
Freudige Blicke in die nahe Zukunft
Spaß macht es aber in der A-Klasse auch, betont der 34-Jährige, der vom gleichaltrigen Spielertrainer meist als Außenverteidiger und nicht auf seinen Lieblingspositionen auf der Sechs oder der Zehn eingesetzt wird. "Spaß ist doch das Wichtigste in so einem Verein", findet er: "Ohne Geld kann heute ja fast keiner mehr höher als Kreisklasse spielen."
Es scheint so, als hätte der Verein vor sieben Jahren unfreiwillig den eigenen Königsweg gefunden. Auch mitten in der Pandemie blicken Hehn und Klemm freudig in die Zukunft. Klar, die vergangenen Monate gingen auch allen beim FCA gewaltig auf die Nerven. Klemm joggte zwar dieses Jahr schon über 600 Kilometer, aber ihm fehlt die Mannschaft. "Der BFV lässt die Vereine etwas hängen", glaubt Hehn. Vor allem die Situation im vergangenen Herbst hat er als sehr demotivierend wahrgenommen.
Die Hängepartie mit dem Saisonabbruch und den Regelungen zu Auf- und Abstieg könnten längst geklärt sein, ist er überzeugt. Ein was Gutes hat die zerfahrene Situation aber dann doch für den FCA. Spielertrainer Johannes Derra, der im November 2020 bereits seinen Abschied zum Saisonende verkündet hat, hängt nun doch noch eine Spielzeit dran. Einen ganz so klammheimlichen Abschied hätte er nach den erfolgreichen Jahren in Augsfeld als nicht angemessen empfunden. "Man kann sich keinen besseren Spielertrainer vorstellen", freut sich Klemm. "Eigentlich ist er fast zu schade für die A-Klasse", ergänzt Hehn: "Aber wir steigen ja jetzt auf." Und bis zum Kreisklassen-Start wird dann auch das saftige Grün ganz sicher rechtzeitig gemäht sein.
Die Aussage ""Ohne Geld kann heute ja fast keiner mehr höher als Kreisklasse spielen" halte ich trotz der Auswüchse doch für etwas übertrieben. Bis zur Bezirksliga setzten sich ie Mannschaften doch meist komplett aus einheimischen Spielern zusammen.
Und wenn der Verein Fahrtgeld bezahlt oder Getränke und Essen im Sportheim dann ist das für mich kein Lohn, erst recht wenn es Studenten oder Azubis betrifft. Allerdings sollte man im Gegenzug auch Engagement für den Verein erwarten dürfen.
Möglicherweise ist schon der ein oder andere "Söldner" bei ambitionierten Kreisligamannschaften oder höher unterwegs. Allerdings sind die Vereine selbst schuld wenn sie durch solche Leute Unfrieden in den Verein bringen. Tja und wer auf Jahrzehnte hinaus alles von einem "Großsponsor" abhängig macht ist eh verlassen! Dafür gibt es viele Beispiele v.a. in kleinen Vereinen.
Ich persönlich halte das für keine gute Entwicklung! Ist nicht damit zu vergleichen, wenn der ganzen Mannschaft nach dem Spiel mal ein Essen im Sportheim gesponsert wird oder alle das gleiche Kleidungsstück bekommen. Aber gut, muss jeder selber wissen.....
Ich persönlich halte das für keine gute Entwicklung! Ist nicht damit zu vergleichen, wenn der ganzen Mannschaft nach dem Spiel mal ein Essen im Sportheim gesponsert wird oder alle das gleiche Kleidungsstück bekommen. Aber gut, muss jeder selber wissen.....
Ich persönlich halte das für keine gute Entwicklung! Ist nicht damit zu vergleichen, wenn der ganzen Mannschaft nach dem Spiel mal ein Essen im Sportheim gesponsert wird oder alle das gleiche Kleidungsstück bekommen. Aber gut, muss jeder selber wissen.....