Ist genügend Erdgas zum Heizen im Winter da und zu welchem Preis? Die Angst vor hohen Gasrechnungen im Winter treibt derzeit viele Menschen im Streutal um. Welche Alternativen zum fossilen Brennstoff gibt es, was ist bezahlbar, was macht Sinn?
Heizen mit Strom via Heizlüfter definitiv nicht, auch wenn die Händler im Sommer einen regelrechten Ansturm auf die Geräte verzeichnet hatten. Denn auch die Strompreise kennen derzeit nur eine Richtung: nach oben. Stattdessen besinnen sich viele auf einen nachwachsenden Rohstoff, der wärmt, wenn Putin den Gashahn zudreht: Holz aus dem heimischen Wald.
Der Holzmarkt ist leergefegt
Die Nachfrage nach Brennholz ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen, und auch der Verkauf von Holzöfen nimmt immer mehr zu, wie Umfragen bei den heimischen Händlern belegen. Lieferprobleme gibt es mittlerweile bei beiden. Vor allem der Holzmarkt ist kurz vor dem Winter nahezu leergefegt.
Also ab in den Wald und für Nachschub sorgen? So einfach ist die Rechnung nicht. Das Holz, das jetzt geschlagen wird, muss in der Regel ein bis zwei Jahre gelagert werden. Denn es ist wichtig, dass das Holz trocken ist, wenn es in den Ofen kommt. Und auch sonst gibt es einiges zu beachten, um sparsam und umweltbewusst zu heizen. Energieberater und Schornsteinfegermeister Benjamin Schultheis aus Mellrichstadt gibt im Gespräch mit dieser Redaktion zudem Tipps, wie Öfen sachgemäß bedient werden.
1. Nur trockenes Holz in den Ofen
Wenn es beim Nachlegen zischt, ist das Holz noch zu feucht. Die Folge: "Beim Schüren gibt es mehr Rauch und Feinstaub, zudem kann sich Glanzruß bilden, der auch zu Schornsteinbränden führen kann", sagt Benjamin Schultheis. Zu feuchtes Holz liefert zudem nicht die volle Heizleistung, weil das gespeicherte Wasser erst verdampfen muss. Daher gilt die Regel: Nur trockenes Holz sollte im Ofen verschürt werden. Das gilt für Kachel- und Kaminöfen sowie Holzheizungen gleichermaßen.
Der Schornsteinfegermeister überprüft daher auch gelagertes Holz bei seinen Kunden im Zuge der Feuerstättenschau und misst die Holzfeuchte, die maximal 25 Prozent betragen darf. "Die ideale Holzfeuchte liegt zwischen 13 und 17 Prozent", informiert er. Holz sollte bei der Lagerung immer gut belüftet und vor Bodenfeuchte sowie Regen geschützt werden, aber nicht komplett mit Folie abgedeckt sein.
2. Wie am besten anzünden?
Im Gegensatz zu früheren Empfehlungen, Holz von unten nach oben zu entfachen, rät Benjamin Schultheis zur Methode, das Feuer von oben anzuzünden. Dabei werden größere Scheite als Basis nebeneinander im Ofen platziert und darauf gitterartig dünnere Scheite aufgebaut. Ganz oben wird leichtes Anfeuerholz über dem Anzünder gestapelt.
Auf diese Weise wird der Holzstapel von oben nach unten abgebrannt, was als effektivste Art des Anzündens gilt, bei der auch weniger Rauch entsteht. Auf Zeitung als Anzündhilfe sollte verzichtet werden, da beim Verbrennen der Farben Schadstoffe entstehen.
3. Nachlegen und den Luftschieber in die richtige Position stellen
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um nachzulegen? "Wenn die Scheite fast komplett heruntergebrannt sind", sagt der Experte. In der heißen Glut entzünden sich die nachgelegten Scheite leicht.
Dabei sollten die Heizenden auch die Luftschieber am Ofen im Blick behalten. Sind die Luftzüge zu weit geschlossen, verbrennt das Holz unvollständig und glimmt nur, was laut Benjamin Schultheis zur Bildung von gefährlichem Glanzruß führen kann. Vor allem beim Ausgehen sollte daher auch Luft in den Ofen kommen, damit das Holz komplett verbrennen kann.
4. Müll hat im Ofen nichts zu suchen
Wer Müll in den Ofen wirft, schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch seinem Ofen, so der Schornsteinfegermeister. Denn beim Verbrennen von Müll können höhere Temperaturen entstehen, für die der Ofen gar nicht ausgelegt ist. Ganz davon abgesehen, dass durch nicht zugelassene Brennstoffe giftige Abgase entstehen, die Personen und Natur belasten.
Im Zuge der Feuerstättenschau hat Benjamin Schultheis schon einiges zu sehen bekommen. Wenn Milchtüten, Zigarettenschachteln oder auch Windeln verbrannt werden, schlägt sich das nieder: "Die Ofenrohre sehen dann entsprechend aus."
5. Wie wird der Ofen richtig gefüllt?
Ein Problem, das dem Experten immer wieder begegnet: "Die Feuerstätten werden einfach zu voll gemacht." Manche Ofenbesitzer heizen ordentlich ein, obwohl ihr Ofen gar nicht für derart viele Brennstoffe ausgelegt ist. "Hier hilft es, auf die Leistung des Kamins zu schauen und die Bedienungsanleitung zu lesen. Ansonsten droht Verschleiß, im schlimmsten Fall können sogar die Nähte am Ofen platzen. Ein weiterer Punkt: "Die Zulassung des Ofens erlischt, wenn zu viel Brennstoff darin ist", informiert Benjamin Schultheis.
Auch beim Heizen mit Briketts ist heutzutage Vorsicht geboten. "Neuere Öfen sind dafür gar nicht mehr geeignet", so der Schornsteinfegermeister.
6. Behandeltes Holz entsorgen, nicht verbrennen
Aufgepasst: "Ausschließlich unbehandeltes Holz darf im Ofen landen", warnt Benjamin Schultheis. Alles andere, wie etwa Spanplatten, lackiertes und gestrichenes Holz, Fenster und Türen, muss fachgerecht entsorgt werden.
Doch wie merkt man eigentlich, dass Teile verbrannt werden, die nicht in den Ofen gehören? Meistens an übermäßigem und stinkendem Rauch, so der Fachmann. Da kann es durchaus passieren, dass Nachbarn beim Landratsamt anrufen und sich beschweren. Das Amt ruft anschließend Benjamin Schultheis als bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegermeister auf den Plan.
Er schaut bei den betreffenden Haushalten nach dem Rechten und redet mit den Bürgern. "Die meisten sind sehr erschrocken und wollen wissen, wer sie angeschwärzt hat", berichtet er. Das obliegt natürlich der Geheimhaltung. Auch an seine Adresse werden Fotos und Videos geschickt, die zeigen sollen, dass Nachbarn verbotene Materialien verschüren. Doch der Schornsteinfeger stellt klar: "Ich habe in diesem Fall keine rechtliche Handhabe, das muss über das Landratsamt laufen."
Ein bis zwei solche Fälle landen laut Schultheis im Schnitt im Jahr auf seinem Schreibtisch. "Doch es könnten mehr werden, weil wieder mehr mit Holz geheizt wird und jeder sparen will", vermutet er.
Fakt ist: Schadstoffhaltige Brennmaterialien gefährden die Gesundheit der Hausbewohner und der Nachbarschaft, und auch die Heizungsanlage kann Schaden nehmen. "Beim Verbrennen entstehen andere Temperaturen, es stinkt und qualmt", so Schultheis. Daher ist es eine schlechte Idee, wenn sich Verbraucher etwa günstiges Abbruchholz von Unternehmen anliefern lassen. Die Unternehmen kommen so um die Entsorgung ihrer Abfälle herum, doch der Heizende steht in der Verantwortung.
"Solche belasteten Materialien dürfen nur in dafür zugelassenen Öfen in einem holzverarbeitenden Betrieb verbrannt werden", informiert der Fachmann. Wenn es bei wiederholten Beschwerden hart auf hart kommt und eine Untersuchung ansteht, können Ascheproben den Hausbesitzer entlarven. Festgestellte Verstöße gelten als Ordnungswidrigkeit. Benjamin Schultheis: "Einen solchen Fall hatte ich bislang allerdings noch nicht."