Weil Erdgas in Folge des Krieges in der Ukraine in diesem Winter wohl knapp und immer teurer wird, fürchten sich viele Menschen vor einer kalten Wohnung. Und stürzen sich auf Alternativen zur Gasheizung: In den vergangenen Wochen ist die Nachfrage nach tragbaren Heizlüftern und ähnlichen Geräten deutlich gestiegen.
Händler verzeichnen einen regelrechten Ansturm: So teilte im Juli der Otto-Onlineversand laut Medienberichten mit, dass die Nachfrage nach elektrischen Heizgeräten im Vergleich zum Vorjahr um zeitweise um 1000 Prozent zugenommen habe.
Doch sind all die Heizlüfter, Radiatoren und Infrarot-Apparate eine Alternative, wenn die Gasheizung bald kalt bleiben muss? Nein, sagen Fachleute unter anderem vom Zentrum für angewandte Energieforschung (ZAE) in Würzburg. Die Geräte seien in gewisser Hinsicht sogar eine Gefahr.
Heizlüfter und Co.: Was sind die Nachteile gegenüber Gas?
Strom sei im Vergleich eine äußerst teure Energiequelle, teilen die ZAE-Experten Hans-Peter Ebert und Bastian Büttner mit. Das liege unter anderem daran, dass Strom im Gegensatz zu Gas oder Erdöl kein primärer Energieträger ist, also erst erzeugt werden müsse.
Eine Beispielrechnung: Wer in einer Altbauwohnung mit 60 Quadratmeter Wohnfläche, drei Zimmern und einem jährlichen Heizwärmebedarf von 6000 Kilowattstunden drei elektrische Heizstrahler mit einer Leistung von je 2000 Watt einsetzt, zahlt den ZAE-Fachleuten zufolge im Vergleich zu einer Gas-Heizung bis zu 1200 Euro im Jahr mehr.
Eine ähnliche Rechnung macht das Vergleichsportal Verivox auf: Lege man ein Einfamilienhaus zum Beispiel aus den 1990er Jahren mit 140 Quadratmetern zugrunde, dann sei dort das Heizen mit Strom bis zu dreimal teurer als mit Erdgas. Schließlich koste eine Kilowattstunde Erdgas im Bundesdurchschnitt etwa 14 Cent, während Strom mit mindestens 40 Cent zu Buche schlage.
Warum sind Heizlüfter gefährlich?
Weil sie schlagartig viel Energie verbrauchen, weshalb das Stromnetz im Haus zusammenbrechen könne, so Ebert und Büttner vom ZAE. Wenn gleichzeitig auch Fön, Backofen oder Mikrowelle laufen, dann "lohnt sich schon mal ein Blick in den Sicherungskasten". Wenn im Übrigen viele andere Haushalte gleichzeitig elektrische Heizgeräte in Betrieb haben, könne es sogar "regional zu Netzüberlastungen kommen".
Welche Vorteile haben Heizlüfter und ähnliche Geräte?
Sie seien günstiger in der Anschaffung als etwa die Installation gleich einer ganzen Gasheizung, behauptet Verivox. Demnach kosten Radiatoren und Infrarot-Heizkörper zwischen 100 und 400 Euro, Nachtspeicherheizungen bis zu 3000 Euro.
7000 bis 10.000 Euro hingegen muss man dem Portal zufolge für eine Gasheizung bezahlen. Hinzu kämen im Gegensatz zu Elektrogeräten die Kosten für die regelmäßige Wartung.
Von Vorteil können tragbare Elektro-Heizgeräte laut Verivox in Räumen sein, die nicht häufig benutzt werden – also Hobbyräume, kleine Werkstätten oder Nebenräume.
Welche elektrischen Heizgeräte gibt es und wie arbeiten sie?
Die Würzburger ZAE-Experten Ebert und Büttner sprechen von "elektrischen Direktheizungen", die man einfach per Anschluss an die Steckdose zum Laufen bringt. Heizlüfter, Ölradiatoren, Elektroheizer und Infrarot-Heizungen zählen demnach dazu.
Die Funktionsweise sei immer gleich: Strom wird nahezu zu 100 Prozent direkt in Wärme umgewandelt. Wie die Wärme an die Umgebung abgegeben wird, sei jedoch unterschiedlich.
So erzeugt ein Heizlüfter laut ZAE Warmluft, die er mit einem Ventilator in den Raum bläst. Bei Ölradiatoren werde die Wärme über einen Rippenheizkörper abgegeben, in dem das namensgebende Thermo-Öl zirkuliert und der die Luft wie ein herkömmlicher Heizkörper erwärmt.
Infrarot-Heizungen arbeiten den Angaben zufolge mit großflächigen, elektrisch beheizten Oberflächen. Sie temperieren die Räume überwiegend durch die Wärmeabstrahlung.
Heizen mit Klimaanlagen: Was ist damit?
Nach Ansicht der ZAE-Fachleute ist das eine interessante Alternative zu Heizlüftern und ähnlichen Geräten. Solche Klimaanlagen seien in den vergangenen Jahren zunehmend zum Beispiel in Arztpraxen, Bürogebäuden oder modernen Wohnhäusern zum Kühlen eingebaut worden.
Haben sie eine sogenannte Kühlkreislaufumkehr, könnten sie in gedämmten Gebäuden auch zum Heizen verwendet werden. Laut ZAE eignen sich diese Anlagen aber eher zur Abdeckung der Grundlast. Wird es hingegen im Winter knackig kalt, müsse beispielsweise eine Gasheizung zumindest zeitweise zur Raumwärme beitragen.
Unterm Strich und bei guter Auslegung der Geräte könne mit einer heizenden Klimaanlage "große Mengen Erdgas eingespart werden", teilen Ebert und Büttner mit. Außerdem seien diese mit Strom betriebenen Luft-Luft-Wärmepumpen um ein Vielfaches effektiver als Heizlüfter und vergleichbare Apparate.
Allerdings sei zu bedenken, dass eine Klimaanlage nicht transportabel sei sowie eine Innen- und einen Außeneinheit habe. Deswegen müsse bei der Installation die Hauswand durchbohrt werden.