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Eußenhausen/Ostheim
Regional und dazu Bio: Wo es im Landkreis Rhön-Grabfeld noch Weihnachtsgänse gibt und wieviel sie kosten
Lebensmittel werden immer teurer. Die Preisentwicklung macht auch beim Weihnachtsgeflügel nicht Halt. Die Energiekrise ist dabei nicht der einzige Faktor.
Rund 1000 Gänse haben Daniela und Christian Hoch auf ihrem Hof in Eußenhausen für Martini und das Weihnachtsgeschäft aufgezogen.
Foto: Simone Stock | Rund 1000 Gänse haben Daniela und Christian Hoch auf ihrem Hof in Eußenhausen für Martini und das Weihnachtsgeschäft aufgezogen.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:19 Uhr

Die Weihnachtsgans ist als Festbraten beliebt. Bei Daniela und Christian Hoch steht das Telefon kurz vor den Weihnachtsfeiertagen nicht mehr still. Rund 1000 Gänse und ebenso viele Enten haben die Landwirte in den vergangenen Monaten auf ihrem Hof in Eußenhausen großgezogen. Seit Martini ist Hochkonjunktur für die Vermarktung des Federviehs. Die Nachfrage ist groß.

Nicht nur die Stammkundschaft schätzt die artgerechte Haltung der Tiere, die auf Christians Erdbeer- und Geflügelhof in großen Freigehegen leben und entsprechend Auslauf haben. Das wirkt sich auf die Qualität des Fleisches aus, aber auch das Bewusstsein für regionale Tierhaltung rückt immer mehr in den Mittelpunkt, sagt Daniela Hoch. Dafür greifen die Kunden auch tiefer in die Tasche. 

Weihnachtsgänse kosten deutlich mehr als im Vorjahr

Über 25 Prozent kostet die Weihnachtsgans heuer mehr als im Vorjahr. Dabei kommen mehrere Faktoren zusammen, die zur Preissteigerung beitragen. Zum einen sind die Küken deutlich teurer geworden, zum anderen schlägt die Preissteigerung beim Futter durch. Ganz zu schweigen von den drastisch gestiegenen Energiepreisen – "einschließlich Diesel", wie Christian Hoch auflistet.

Gut behütet im Freigehege: die Gänse auf Christians Erdbeer- und Geflügelhof in Eußenhausen.
Foto: Simone Stock | Gut behütet im Freigehege: die Gänse auf Christians Erdbeer- und Geflügelhof in Eußenhausen.

Unterm Strich ergibt das einen Kilopreis von 23 Euro für die Weihnachtsgans, 21 Euro für die Ente. "Wegen der hohen Preise, aber auch mit Blick auf die Wertschätzung fürs Tier haben wir entschieden, dass wir in diesem Jahr nur halbe oder ganze Gänse und Enten verkaufen", sagt Daniela Hoch. Im Gegensatz zu den Vorjahren, wo auch die beliebten Brüste und Keulen separat verkauft wurden. "Das soll bei den Konsumenten das Bewusstsein wecken, dass das ganze Tier verwertet werden kann. Es gibt eben nicht nur Brust, und der Rest ist dann Abfall", macht Christian Hoch deutlich.  

Seit November wird einmal pro Woche geschlachtet

Etwa vier bis fünf Kilogramm wiegen die Gänse, wenn sie schlachtreif sind. Enten kommen auf zwei Kilo, Erpel auf vier. Zuvor werden die Küken ein halbes Jahr auf dem Hof großgezogen. Mit etwa sechs Wochen kommen sie in die Freigehege, die insgesamt knapp vier Hektar umfassen. "In diesem Alter werden junge Hafermastgänse für den Handel bereits geschlachtet. Bei uns kommen sie da gerade mal aus der Kinderstube raus", schildert Daniela Hoch. Das Futter für das Geflügel baut die Familie selbst an: Getreide, Mais und Süßlupinen haben die Tiere zum Fressen gern.

Im Gänsemarsch: Drei Wochen sind die Tiere alt, die Christian Hoch über seinen Hof in Eußenhausen folgen.
Foto: Daniela Hoch | Im Gänsemarsch: Drei Wochen sind die Tiere alt, die Christian Hoch über seinen Hof in Eußenhausen folgen.

Anfang November wurden die ersten Gänse geschlachtet. Seitdem ist einmal in der Woche Schlachttag – bis zum Weihnachtsfest. Das eigene Schlachthaus auf dem Hof soll eine möglichst stressfreie Tötung der Tiere garantieren. "Die Gänse sind bis zuletzt in ihrer gewohnten Umgebung und müssen keinen langen Transport überstehen", so die Hofbetreiber. Auch das wird von den Kunden geschätzt, die das Leben der Tiere quasi vom Ei bis hin zum Braten für die Röhre nachvollziehen können.   

Gans tranchieren wird wieder weihnachtliche Tradition

Die Landwirte bieten ihren Kunden zwar an, die Tiere fachgerecht zu zerlegen, jedoch hat Daniela Hoch festgestellt, dass es in vielen Familien wieder Trend wird, die Gans selbst zu tranchieren. "An Weihnachten werden wieder gern alte Traditionen gepflegt." Der Preis sei da für die meisten Kunden zweitrangig. "Die wenigsten fragen, was das Geflügel kostet, die meisten wollen wissen, ob wir überhaupt noch Gänse und Enten haben", sagen die Hochs.

Im Hofladen der Familie Hoch in Eußenhausen gibt es nicht nur das eigene Geflügel, sondern zahlreiche regionale und saisonale Produkte.
Foto: Simone Stock | Im Hofladen der Familie Hoch in Eußenhausen gibt es nicht nur das eigene Geflügel, sondern zahlreiche regionale und saisonale Produkte.

Ihr neues Konzept, nur noch ganze oder halbe Tiere zu vermarkten, könnte zur Folge haben, dass manche Kunden abspringen, "aber dadurch gewinnen wir auch neue hinzu", sind sich die Hofbetreiber sicher. In ihrem Hofladen bieten sie viele selbst hergestellte sowie regionale Produkte an. Weitere Standbeine des Betriebs sind der hofeigene Grünspargel und Erdbeeren

Im Bio-Bereich ist Futter der teuerste Faktor bei der Aufzucht

Tierwohl, kurze Wege und hofeigene Vermarktung, dafür steht auch der Bio-Hof Ritter in Ostheim, bekannt durch seine Bio-Puten und Weidehähnchen, die ab Hof verkauft werden. Die Teuerungen bei Energie und Futter machen sich beim diesjährigen Geschäft bemerkbar. Bedingt durch die Vogelgrippe sind schon die Küken deutlich teurer geworden. "In den vergangenen zwei Jahren mussten viele Tiere gekeult werden, das hat den Markt deutlich verknappt", sagt Tim Ritter.

80 Perlhühner hat Tim Ritter vom Bio-Hof Ritter in Ostheim für das Weihnachtsgeschäft aufgezogen.
Foto: Simone Stock | 80 Perlhühner hat Tim Ritter vom Bio-Hof Ritter in Ostheim für das Weihnachtsgeschäft aufgezogen.

Auch beim Futtermittel gehen die Preise seit Oktober 2021 steil nach oben, durch den Krieg in der Ukraine hat der Markt nochmals angezogen. Das schlägt sich auf die Geflügelpreise durch. "Im Bio-Bereich ist das Futter mit zwei Dritteln der Kosten einfach der teuerste Faktor", schildert der junge Landwirt. Und das, obwohl der Betrieb das meiste Futter selbst anbaut.

Kleine Küken brauchen es warm im Stall

Dazu kommt, dass die frisch geschlüpften Mini-Puten bis zur dritten Woche gut 30 Grad im Stall brauchen. Auch kleine Enten, Gänse, Puten und Perlhühner mögen es warm. Das kostet Energie. Und das fast rund um die Uhr. Denn alle zwei Monate werden auf dem Bio-Hof Ritter gut 200 Hähnchen großgezogen, 3000 junge Puten kommen dreimal im Jahr auf den Hof und werden dann mit fünf oder sechs Monaten in einem Partnerbetrieb im hessischen Hofbieber geschlachtet. Fürs Weihnachtsgeschäft zieht die Familie Ritter zudem 80 Gänse, 180 Flugenten und 80 Perlhühner groß.

Vier bis sechs Kilogramm wiegen die Weihnachtsgänse der Ritters, 21 Euro kostet in diesem Jahr das Kilo Bio-Gans. Eine Preissteigerung zum Vorjahr von 10 bis 15 Prozent, wie Tim Ritter sagt. Eine Pute kostet 8,60 Euro pro Kilo, ein Perlhuhn 17,50 Euro. "Wir versuchen, unserer Kundschaft mit moderat gestiegenen Preisen entgegenzukommen", beschreibt der Landwirt das Herbst- und Weihnachtsgeschäft. "Die Kosten müssen gedeckt sein."

Das Bewusstsein für qualitativ hochwertige Lebensmittel wächst 

In den letzten Monaten merke man durchaus, dass die Leute aufs Geld schauen müssen. Bei vielen Käufern im Hofladen wachse dabei aber auch das Bewusstsein, das ganze Tier zu verwerten, etwa auch, aus den Knochen eine Suppe zu kochen. "Insgesamt sind die Kunden aber schon bereit, mehr für qualitativ hochwertige Lebensmittel auszugeben", hat Tim Ritter festgestellt. Kilopreise für ganze oder halbe Tiere sind dabei günstiger als Einzelteile wie Brust oder Keule, die zum Beispiel beim Ostheimer Regionalmarkt gefragt sind.

Die Perlhühner auf dem Bio-Hof Ritter in Ostheim. 
Foto: Simone Stock | Die Perlhühner auf dem Bio-Hof Ritter in Ostheim. 

Im kommenden Frühjahr, wenn die Gänseküken für das Weihnachtsfest 2023 bestellt werden, müsse man sehen, wie sich die Preise weiterentwickeln. Und gegebenenfalls neu kalkulieren. Beim diesjährigen Geschäft war die Nachfrage bereits groß, aber es gibt noch Weihnachtsgänse in der Truhe. Die Perlhühner werden am kommenden Montag geschlachtet und am 23. Dezember im Hofladen verkauft. Die Liste mit Kunden, die sich einen solchen Festbraten gönnen wollen, ist laut Tim Ritter schon gut gefüllt.

 
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