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Würzburg
Kurz vor Sankt Martin und der Adventszeit: Warum ist der Gänsebraten in diesem Jahr so teuer?
Eine knusprige Gans zu Martini oder als Weihnachtsessen? Das wird heuer um einiges mehr kosten. Vor allem, wenn man eine Gans aus der Region möchte. Woran das liegt.
Gänsebraten gehört bei vielen Menschen traditionell zum Martinstag oder zur Weihnachtszeit dazu.
Foto: Alex Raths, Getty Images | Gänsebraten gehört bei vielen Menschen traditionell zum Martinstag oder zur Weihnachtszeit dazu.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:20 Uhr

Mit dem November beginnt auch die Gans-Saison: Ihr erster Höhepunkt ist um Sankt Martin, auf die Martinsgans folgt die Weihnachtsgans. Doch in diesem Jahr sind deutlich weniger Gänse auf dem Markt. Und: Der starke Anstieg von Futter- und Energiekosten schlägt sich auf den Preis der Gänse nieder. "Wer eine frische Gans aus der Region zum Fest haben möchte, der sollte sie bald bestellen", sagt Annika Nottensteiner, Geschäftsführerin beim Landesverband der Bayerischen Geflügelwirtschaft. Das Angebot sei wesentlich knapper als im Vorjahr. Woran liegt das? Und wie teuer wird der Gänsebraten? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Warum gibt es in diesem Jahr weniger Gänse?

"Ein wichtiger Grund für das geringere Angebot von Gänsen ist die Vogelgrippe", erklärt ein Sprecher des Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In Deutschland gab es seit Oktober 2021 insgesamt 17 Fälle von Geflügelpest in Gänsehaltungen, in deren Folge Tausende von Tieren getötet werden mussten. Auch Betriebe, die Gänse-Elterntierhaltung haben, seien davon betroffen. Somit sind in ganz Deutschland weniger Jungtiere verfügbar.

Warum produzieren die Betriebe weniger Gänse?

"Die derzeitigen Umstände wie Vogelgrippe, Corona und die gestiegene Inflation lassen viele Landwirtinnen und Landwirte bei der Zahl der Gänse, die sie aufziehen, vorsichtig werden", so der Sprecher des Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Viele Betriebe würden sich die Frage stellen, ob sich noch viele Haushalte diesen traditionellen Weihnachtsbraten in diesem Jahr leisten könnten. Greifen die Verbraucherinnen und Verbraucher vielleicht vermehrt zu günstigeren Gänsen, die im Ausland aufgezogen wurden? "Letztendlich wissen die bayerischen Mäster nicht, ob sie ihre Gänsebestände vollzählig verkaufen oder auf größeren Mengen ihres Premium-Produkts Weihnachtsgans sitzenbleiben", erklärt der Ministeriumssprecher.

Warum werden Gänse immer teurer?

"Der starke Anstieg der Futterpreise und der Energiekosten schlägt sich grundsätzlich auch in diesem Bereich auf den Preis nieder", so der Sprecher des bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Zusätzlich treffe nun eine Nachfrage auf ein ohnehin knappes Angebot.

Was kostet die Aufzucht einer Gans?

Der Preis für eine Gans basiert zu 70 Prozent auf den Futterkosten, so das bayerische Landwirtschaftsministerium. Der Rest verteile sich auf folgende Posten: Kosten für Stallgebäude, Arbeitszeit, Energie, Jungtierkosten, Wasser, Einstreu, Vermarktung und Versicherung und einem Wagniszuschlag zur Vergütung des Unternehmerisikos für Risikofaktoren wie Vogelgrippe und Corona. Letztendlich werde im Verkaufspreis für die Gans auch ein Gewinnbeitrag für die Landwirtin und den Landwirt einkalkuliert.

Wie aufwändig sind Aufzucht und Haltung von Gänsen?

Für die Gänseküken benötige man zunächst einen Aufzuchtstall, sagt Claus Schmiedel, Geflügelfachberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg. Daher würden viele Landwirte ihre Gänse erst kaufen, wenn sie über sechs Wochen alt und bereit für das Freiland sind. Auf der Wiese mache die Haltung nicht mehr viel Mühe. "Erst das Schlachten ist dann die wirkliche Arbeit", sagt Schmiedel.

Wird es in den Restaurants Gänsebraten geben?

"Sicher wird es in den bayerischen Restaurants Gänsebraten geben, aber er wird teuer sein", sagt Thomas Geppert, Sprecher des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands. In der Gastronomie merke man deutlich die Konsumzurückhaltung der Bürgerinnen und Bürger. "Die größte Herausforderung für uns sind die explodieren Kosten", so Geppert.

Wie viel muss man heuer für eine Gans aus der Region zahlen?

Der Preis für Gänse werde in diesem Jahr um bis zu 20 Prozent höher sein als im Vorjahr, sagt Annika Nottensteiner, Geschäftsführerin beim Landesverband der Bayerischen Geflügelwirtschaft. Das Kilogramm Gans aus Bayern koste heuer etwa 18 bis 25 Euro pro Kilo (Vorjahr 14,90 Euro). Für ein vier Kilogramm schweres Tier müsste man also mit etwa 72 bis 100 Euro rechnen (Vorjahr 60 Euro).

Wie viele Gänse essen die Deutschen im Jahr?

Jeder Bundesbürger isst pro Jahr etwa 400 Gramm Gänsefleisch. "Allerdings stammen nur etwa 20 Prozent aus heimischer Produktion", sagt Annika Nottensteiner vom Landesverband der Bayerischen Geflügelwirtschaft. Die meisten Gänse, die hierzulande verzehrt werden, kämen aus Polen oder Ungarn. Das liege daran, dass Gänsefleisch ein eher hochpreisiges Fleisch sei und die Tiere in Polen und Ungarn billiger aufgezogen werden könnten.

Gänse aus Bayern und Unterfranken

In Bayern halten 2380 Betriebe Gänse, Enten oder Truthühner, so das Ergebnis der Landwirtschaftszählung 2020 des Bayerischen Landesamts für Statistik. In Bayern sind nur sieben Betriebe offiziell als Gänsezüchter registriert, so das Bayerische Landwirtschaftsministerium.
In Unterfranken gibt es nur eine Handvoll Landwirte, die über 100 Gänse halten. Dazu kommen einige Hobbyhalter. Weder dem Landwirtschaftsministerium, noch dem Bayerischen Bauernverband liegen dazu genaue Zahlen vor.
Gänse aus der Region bekommt man am besten über die Direktvermarkter. Auf der Internetseite www.einkaufen-auf-dem-bauernhof.com kann man nach Postleitzahl Anbieter suchen.
clk
 
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  • B. F.
    man kann sehr gut auf einen Gänsebraten verzichten
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