Wie lassen sich landwirtschaftliche Erzeugnisse frisch und modernvermarkten? Tim Ritter hat da so einige Ideen. Der 25-jährige Ostheimer verstärkt den Betrieb seiner Eltern und ist auf dem Biohof Ritter für den Geflügelbereich zuständig. Er will neue Wege beim Verkauf gehen und hat eine Initiative angestoßen, die bei der Stadt Ostheim wie auch beim Landkreis sofort gezündet hat.
Seine Idee: Ein neuer Markt soll Landwirten und Direktvermarktern aus der Region ein Forum geben, ihre Produkte direkt vor Ort anzubieten und somit eine neue Einkommensquelle zu erschließen. Der Vorteil für die Verbraucher: Wer bei den Händlern einkauft, weiß genau, wo Gemüse, Fleisch, Käse und Eier herkommen. Dazu soll beim Einkaufen der gesellige Aspekt nicht zu kurz kommen. Sprich: Der Regionalmarkt soll zu einem Treffpunkt in der Region werden.
Was in den USA funktioniert, soll auch in Ostheim einschlagen
Wie das funktionieren kann, hat sich Tim Ritter bei seinem Aufenthalt in den USA abgeschaut. Im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms, einem Stipendium des Deutschen Bundestags, reiste er 2019 nach Portland in Oregon. Ritter lebte bei einer Gastfamilie, ging sechs Monate ans College und arbeitete anschließend in einem Betrieb mit Freiland-Geflügelhaltung. Und begeisterte sich für den Regionalmarkt vor Ort. "Das war ein Höhepunkt im Gemeindeleben, dort haben sich alle getroffen", erinnert er sich.
Zurück in der Heimat, setzte sich der junge Landwirt dafür ein, auch in Ostheim solch einen Regionalmarkt zu etablieren. Maike Hamacher, Projektmanagerin der Öko-Modellregion Rhön-Grabfeld, sicherte ihm sofort ihre Unterstützung zu, und auch bei Bürgermeister Steffen Malzer und Susanne Orf vom Kommunalunternehmen Tourismus und Marketing rannte er offene Türen ein. Seit mehreren Monaten knüpft das Kommunalunternehmen nun schon Kontakte zu Landwirten und Direktvermarktern. Die Vernetzung von Maike Hamacher trug ihren Teil dazu bei, und auch der Bayerische Bauernverband ist im Boot.
13 Anbieter sind bei der ersten Auflage am Start
Am 5. April feiert der Ostheimer Regionalmarkt seine Premiere. Das Konzept ist dabei so einfach wie einleuchtend: frische saisonale Erzeugnisse, kurze Wege, dazu eine breite Auswahl zwischen Bio-Angeboten und Produkten aus konventionellem Anbau. 13 Anbieter aus Ostheim und der Region sind bei der ersten Auflage am Start und werden von 16 bis 19 Uhr im Schlösschen und in der Markthalle ihre Erzeugnisse auftischen. Neben Freilandeiern, Käse, Gewürzen, Fisch, Honig und Süßigkeiten gibt es Fleischprodukte von Schwein, Rind, Wild, Geflügel und Lamm und vieles mehr. Ein Landwirt aus dem Landkreis baut sogar Gemüse eigens für den Regionalmarkt an, verkünden die Initiatoren stolz.
Während einige Erzeuger gern die Gelegenheit nutzen, neue Zielgruppen für ihre Produkte zu erschließen, ist es für andere schon aus personellen Gründen nicht möglich, einen Marktstand zu betreiben, weiß Susanne Orf aus vielen Gesprächen. Dennoch ist das Angebot schon breit gefächert. Und natürlich können sich noch weitere Vermarkter aus der Region melden. Eine vollständige Übersicht über alle Anbieter findet sich auf der Internetseite des Kommunalunternehmens und wird stetig aktualisiert.
Für Tim Ritter entspricht das Konzept des Markts genau dem Zeitgeist. "Nach dem Tönnies-Skandal rund um Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie war die Nachfrage nach den Produkten unseres Bio-Hofs immens groß. Das Konsumverhalten der Leute hat sich geändert, und die Vorteile regionaler Produkte sind ins Blickfeld gerückt", berichtet der junge Landwirt. Das eröffnet Erzeugern neue Chancen, und der 25-Jährige hat ambitionierte Pläne für die Zukunft – Projekte, die allerdings noch nicht spruchreif sind. "Ich möchte einfach neue Ideen in die Landwirtschaft einbringen", sagt er. "Der Regionalmarkt ist da erst der Anfang."
Es gibt Kaffee und Kuchen, aber auch Burger und Limonaden im Angebot
Künftig sind die Marktstände an jedem ersten Dienstag im Monat von 16 bis 19 Uhr geöffnet, kündigt Susanne Orf an. Dass der Markt am Spätnachmittag bis in den Abend hinein veranstaltet wird, ist eine bewusste Entscheidung: "Wir wollen natürlich auch Berufstätigen die Möglichkeit geben, frisch und regional einkaufen zu können", sagt Bürgermeister Steffen Malzer. Daher trägt der Markt den Zusatz After Work. Wer zum einkaufen kommt, kann übrigens auch gleich vor Ort essen: Es gibt Kaffee und Kuchen, zudem Burger und selbstgemachte Limonaden, und den einen oder anderen geselligen Plausch gibt es sicher auch.
Für Maike Hamacher ist das Konzept schon jetzt ein Erfolgsmodell: "Hiermit wird die Direktvermarktung im Landkreis aufgewertet, und es stärkt zudem die Erzeuger vor Ort." Bürgermeister Steffen Malzer freut sich darüber hinaus, dass mit dem Regionalmarkt auch ein lang gehegter Bürgerwunsch erfüllt wird. Und sieht gleich noch einen weiteren Vorteil: "Solch ein Regionalmarkt passt doch ganz hervorragend zu Ostheim als Genussort."