In der Nacht auf Samstag eskalierte in Ostheim eine Party mit 300 Personen. Polizisten wurden mit Böllern und Flaschen beworfen. "Junge Leute haben heute keinen Respekt mehr, weder vor älteren Leuten noch der Polizei", sagt dazu ein direkter Anwohner der Marktstraße gegenüber dieser Redaktion. Es sei eine "Unverschämtheit" und "unerträglich", wie einzelne Partygäste die Einsatzkräfte beschimpft und beworfen hätten.
Überrascht sei er von der großen Anzahl der Polizeikräfte gewesen. Auch durch die Polizeihunde hätten diese sich seiner Meinung nach Respekt verschafft. Der Anwohner lobte die auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr, die am Ende die Scherben zusammen kehrten. Er selbst habe vor seiner Haustür mitgeholfen.
Erleichterung darüber, dass niemand verletzt wurde
Polizeihauptkommissar Frank Wohlleben von der Inspektion Mellrichstadt war einer der ersten am Einsatzort. Aufgrund der Erstmeldung hatte er noch Kollegen der Polizeiinspektion Bad Neustadt alarmiert. In der Marktstraße wären sie auf etwa 300 Personen getroffen, aufgeteilt in zwei Gruppen. Nach einer Lautsprecherdurchsage, dass die Feier beendet werde, hätte sich die eine Gruppe entfernt, einige wenige wechselten in die zweite Gruppe. Von dort seien Beleidigung laut geworden und es erste Flaschenwürfe seien gefolgt. "Die Flaschen zersplitterten vor unseren Autos auf der Straße." Wichtig sei es gewesen, dass niemand, weder Polizisten noch Jugendliche, verletzt wurden, fügt 1. Polizeihauptkommissar Elmar Hofmann, Leiter der Mellrichstädter Inspektion, an.
Zur Abnahme der Handys erläutert der stellvertretende Polizeihauptkommissar in Mellrichstadt, Thomas Pfennig, dass es darum gegangen sei, gespeicherte Daten und Bilder, die für den Vorfall relevant sein könnten, zu überprüfen. An die 40 Handys wurden eingesammelt, diese zu sichten dauere natürlich. Das hätten die Beamten Besitzern und auch deren Eltern erklärt, die am Samstag die Handys zurückverlangt hätten. "Letztendlich geht es nicht um eine eventuelle Belastung des Handybesitzers, sondern durchaus auch um eine Entlastung."
Derzeit sei es vorrangig, diejenigen, denen schwerer Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen wird, zu ermitteln und der Staatsanwaltschaft zu übergeben. Dem jungen Mann, der über die sozialen Medien eingeladen hat, sei wohl nicht bewusst gewesen, dass so viele kommen würden, meint Pfennig. Mit höchsten 20 Gästen habe er gerechnet.
Bürgermeister Steffen Malzer: Die große Präsenz der Polizei war wichtig
Für Ostheims Bürgermeister Steffen Malzer war die große Präsenz der Polizei wichtig, um zu zeigen, wie schnell man auch auf dem Land bei solchen Vorfällen reagieren könne. Als Kommune sei man sicherlich in der Pflicht, Kinder und Jugendliche mit entsprechenden Angeboten in den verschiedenen Vereinen zu unterstützen und sinnvolle Freizeitmöglichkeiten anzubieten. Gefragt seien aber auch die Eltern, die mit ihren Kindern ins Gespräch kommen und sich auch sagen lassen sollten, wo diese sich am Abend aufhalten.
Tonya Schulz, eine gebürtige Ostheimerin und Leiterin einer Werbeagentur, habe erst am nächsten Tag von den Vorfällen erfahren. "Ich konnte es gar nicht glauben, dass das bei uns in Ostheim geschehen konnte", sagt sie. "Es ist erschreckend, was da gelaufen ist, aber doch auch beruhigend zu erfahren, wie besonnen die Polizei und Einsatzkräfte reagierten." Das zeige, dass man sich in Ostheim sicher fühlen könne. In der Touristinformation in Ostheim sagt Mitarbeiter Björn Hein: "Ich denke, dass dies keinesfalls ein Imageschaden für unser Ostheim ist."
Kreisbrandinspektor Thomas Graumann von der Ostheimer Feuerwehr habe kurz nach der Handyalarmierung gegen 2 Uhr sofort Kontakt mit der Polizei aufgenommen und über die Sirene weitere Kräfte alarmiert. Mit drei Fahrzeugen seien etwas mehr als 25 Feuerwehrler im Einsatz gewesen, erzählt er.
Was war die Aufgabe der Feuerwehr in der Partynacht?
Angriffe der Partygäste auf die Feuerwehr habe es nicht gegeben. Man habe die Seitenstraßen abgeriegelt und den Parkplatz an der Streu ausgeleuchtet. Von hier aus seien die Jugendlichen von der Polizei in Gruppen ins Rathaus oder in die Markthalle gebracht worden. Für die Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei habe man im Feuerwehrhaus Kaffee gekocht und für Getränke gesorgt.
Jörg Gunzenheimer aus der Paulinenstraße, Juniorchef der Ostheimer Zeitung, sei kurz nach Mitternacht heimgekommen und habe bemerkt, dass Polizeibeamte wohl eine Kontrolle durchführten. Dass einige hundert Meter weiter ein Großeinsatz war, habe er nicht mitbekommen. Er verweist bei Einladungen über die sozialen Medien auf das "Schneeballsystem". Da könne eine Feier schnell ausarten.
Sein Vater Volker Gunzenheimer habe die Sirene gehört. "Nachdem aber kein Feuerwehrauto oder Martinshorn zu hören war, habe ich mir nichts weiter gedacht." Somit habe er erst am Morgen von dem Vorfall gehört.
Da liegt vielleicht der Hund begraben...
Was war denn überhaupt im Vorfeld passiert? Junge Leute scheinen gefeiert zu haben und einem Nachbar war die Musik zu laut. Und sonst? Dafür rücken heute Hundertschaften der Polizei an? Und wundern sich dann, wenn es ausartet...