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Oberelsbach
Neue Forsa-Studie: Rhöner mit positiver Einstellung, aber Wissenslücken beim Thema Biosphärenreservat
Umfrage ermittelt, wie Rhöner zum Biosphärenreservat stehen und was sie darüber nicht wissen. Warum nun verstärkt junge Leute angesprochen werden sollen.
Viele Rhöner sehen nach der aktuellen Forsa-Umfrage Naturschutzprojekte wie den Schutz des Rhönschafes als zentrale Themen für das Biosphärenreservat Rhön.
Foto: Arnulf Müller | Viele Rhöner sehen nach der aktuellen Forsa-Umfrage Naturschutzprojekte wie den Schutz des Rhönschafes als zentrale Themen für das Biosphärenreservat Rhön.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 17.12.2022 02:52 Uhr

Das Biosphärenreservat hat zum wiederholten Mal eine Meinungsumfrage in Auftrag gegeben, um ermitteln zu lassen, wie Rhönerinnen und Rhöner zu ihrer Region und dem Biosphärenreservat stehen und was sie davon wissen. Die wichtigsten Ergebnisse stellten nun die drei Verwaltungsstellen und Stefan Depenbrock, Projektleiter im Bereich Politik- und Sozialforschung beim Forschungsinstitut Forsa, vor. Dabei wurde eines deutlich: Fast alle Rhöner finden das Biosphärenreservat in der Rhön gut. Bei wichtigen Fragen wie der, was dort geschieht oder was ein Biosphärenreservat ausmacht, gibt es allerdings noch einige Wissenslücken.

Warum gibt es die Umfragen?

Die Umfragen darüber, was die Rhönerinnen und Rhöner über das Biosphärenreservat wissen und wie sie dazu stehen, werden als sehr wichtig angesehen. Schließlich gilt die Akzeptanz in der Bevölkerung als wesentliche Voraussetzung, die Ziele des Biosphärenreservats erfolgreich umzusetzen. Daher lassen die Verwaltungen in Bayern, Hessen und Thüringen in repräsentativen Studien das Wissen der Rhönerinnen und Rhöner über „ihr Biosphärenreservat“ und ihr Verhältnis zu ihm ermitteln, erläuterte Ulrike Schade, Leiterin der Thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservat. Ein solches „Stimmungsbild“ soll den Verwaltungsstellen eine Grundlage liefern, Optimierungspotenzial zu erkennen und künftige Arbeitsschwerpunkte und Kommunikationsstrategien festlegen zu können.

Wann und wie werden die Umfragen durchgeführt?

In den Jahren 2002 (Allensbach), 2010 (infratest) und nun auch im Jahr 2022 (forsa) wurden die repräsentativen Umfragen als Telefoninterviews auf Basis einer repräsentativen Zufallsstichprobe durchgeführt. 2022 wurde die Befragung auf das 2014 hinzugekommene bayerische Erweiterungsgebiet ausgeweitet. Um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, wurde jeweils die gleiche Methodik angewendet, so Doris Pokorny, Leiterin der bayerischen Biosphärenreservats-Verwaltung auf. Befragt wurden im Juni 2022 stichprobenartig etwa 1000 Personen ab 14 Jahren, die innerhalb des Biosphärenreservats leben.

Welche Fragen wurden gestellt?

Leben Sie gern in der Rhön? Wie hat sich die Lebensqualität in der Rhön in den vergangenen zehn Jahren entwickelt? Kaufen Sie regelmäßig regionale Produkte aus der Rhön? Wissen Sie, was das Biosphärenreservat Rhön ist – und kennen Sie die Arbeit und Projekte der Verwaltungsstellen und Trägervereine? Welche Projekte sind ein Gewinn für die Region? Solche und eine Vielzahl sollten die Probanden in Telefon-Interviews beantworten.

Identifizieren sich Rhönerinnen und Rhöner mit der Rhön?

Hier belegt die Umfrage ein klares Ja. Die große Mehrheit der Rhönerinnen und Rhöner lebt gerne hier. Mehr als 90 Prozent bewerten die Lebensqualität vor Ort als gut oder gar sehr gut. Die Bewohner sind stolz darauf, aus der Rhön zu sein und kennen und nutzen eine Vielzahl regionaler Produkte. Sie verbinden mit der Rhön eine schöne Landschaft, Ruhe und Geborgenheit, hochwertige regionale Nahrungsmittel sowie intakte Natur. 87 Prozent denken bei „Rhön“ auch an das Biosphärenreservat.

Kennt man den Begriff Biosphärenreservat?

Sehr wohl. Jeder zweite Befragte gibt an, mit dem Namen „UNESCO-Biosphärenreservat Rhön“ sehr vertraut zu sein. Allerdings geben auch etwas mehr als zehn Prozent – und somit etwas mehr als im Jahr 2010 – an, dass ihnen der Name gar nichts sagt. Darunter sind besonders viele jüngere Befragte.

Wie steht es um das Wissen über das Biosphärenreservat?

Als „schlecht“ beziehungsweise „ausbaufähig“ lässt sich hier die Auswertung interpretieren. So wissen von den Befragten, die zumindest eine ungefähre Vorstellung vom Biosphärenreservat haben, nur 14 Prozent, wie lange es das Schutzgebiet etwa gibt. Einer wachsenden Mehrheit der Bewohner (55 Prozent) ist zudem nicht einmal bewusst, dass sie innerhalb des Gebiets des Biosphärenreservats leben. Im Erweiterungsgebiet im bayerischen Teil wissen das sogar lediglich 22 Prozent.

Neue Forsa-Studie: Rhöner mit positiver Einstellung, aber Wissenslücken beim Thema Biosphärenreservat
Foto: Grafik Forsa

Was ist über Aufgaben und Ziele des Biosphärenreservats bekannt?

Die Antworten hier belegen, dass die Themen Natur- und Landschaftsschutz sowie Tier- und Pflanzenschutz die Wahrnehmung prägen. Tourismus, Landbewirtschaftung und die Vermarktung lokaler Produkte werden deutlich seltener genannt.

Welche Projekte verbindet man mit dem Biosphärenreservat Rhön?

Naturschutz und das Rhönschaf sind die bekanntesten Projekte oder Angebote des Biosphärenreservats. Aber auch von den Befragten, die mit dem Biosphärenreservat vertraut sind oder zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, können rund 40 Prozent keine Projekte, Angebote oder Produkte nennen.

Wie stehen die Rhönerinnen und Rhöner zum Biosphärenreservat?

Die Einstellungen zum Biosphärenreservat sind weiterhin sehr positiv: Dass es das Biosphärenreservat gibt, finden die Befragten vorwiegend sehr wichtig. 79 Prozent der Befragten hatten einen guten Eindruck, wobei dieser Wert in Thüringen mit 62 Prozent auffällig abweicht.

Neue Forsa-Studie: Rhöner mit positiver Einstellung, aber Wissenslücken beim Thema Biosphärenreservat
Foto: Grafik Forsa

Welche Vorteile bringt das Biosphärenreservat?

Insgesamt hat das Biosphärenreservat ein sehr gutes Image (87 Prozent). Private oder berufliche Vorteile durch das Biosphärenreservat sehen zwar nur wenige Befragte, eine Mehrheit sieht allerdings Vorteile für die Region Rhön – insbesondere in den Bereichen Umwelt- und Naturschutz sowie Tourismus. Mehr als ein Drittel der Befragten hat den Eindruck, dass durch das Biosphärenreservat neue Arbeitsplätze in der Region entstanden sind.

Bedeutet das Biosphärenreservat viele Einschränkungen?

Eine Minderheit der Befragten stört sich an Auflagen für die Forst- und Landwirtschaft oder bemängelt Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, die es zum Beispiel durch die Kernzonen gibt. Aber fast niemand ist der Ansicht, dass die Nachteile für die Region überwiegen. Der Anteil derer, die angeben, dass es zu viele Verbote und Einschränkungen gibt, liegt mit rund 20 Prozent auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2010.

Welche Erfolge hat das Biosphärenreservat zu verzeichnen?

In den Augen der Rhöner hat das Biosphärenreservat in vielen Bereichen bereits viel oder zumindest einiges erreicht. Genannt werden hier der Naturschutz, die Vermarktung von Produkten aus der Gegend, der Bereich Tourismus sowie die Entwicklung zu einer umweltverträglichen Land- und Forstwirtschaft. Verbesserungspotential sehen die Befragten weiterhin bei der Verkehrsplanung und der wirtschaftlichen Situation von Kleinbetrieben.

Wir wird die Öffentlichkeitsarbeit des Biosphärenreservats bewertet?

Von den Befragten, die zumindest eine ungefähre Vorstellung vom Biosphärenreservat haben, wissen 80 Prozent, dass es mehrere Informationszentren gibt. Etwa die Hälfte davon hat bereits eines davon besucht. Mehrheitlich fühlen sich die einheimischen Besucher dort gut bis sehr gut informiert. Die Wahrnehmung des Informationsmaterials und der Werbung ist weiterhin gut.

Informationen zum Biosphärenreservat beziehen die Befragten vor allem aus Tageszeitungen und Gemeindeblättern sowie aus dem Fernsehen – allerdings in abnehmenden Maße. Die Berichterstattung wird dabei vor der Mehrheit als zutreffend angesehen.

Wie geht es nun weiter?

In den kommenden Jahren gilt es nun, die Ergebnisse der neuen Umfrage in die Arbeit der Verwaltungsstellen zu integrieren. Unter anderem fließen sie in den 2023 fälligen Bericht ein, der Grundlage für die turnusmäßige Evaluierung des Biosphärenreservats durch die Unesco ist.

„Insgesamt sind wir sehr glücklich über die Analyse“, betont Ulrike Schade, Leiterin der federführenden Thüringer Verwaltungsstelle. „7 von 10 Befragten halten das Biosphärenreservat für wichtig, 61 Prozent sehen Vorteile durch das Biosphärenreservat für die Region.“ Es gibt aber durchaus auch Baustellen.

„Wir werden die Ergebnisse genau analysieren und in den Feldern tätig werden, wo wir als Verwaltungsstellen handeln können“, erklärte Dr. Doris Pokorny, Leiterin der Bayerischen Verwaltungsstelle. Schon jetzt sähen die Verwaltungen in den Ergebnissen den "dringenden Auftrag", in der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation einen stärkeren Fokus auf die Zielgruppe der jüngeren Erwachsenen zu legen.

 
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