Bad Kissingen
Meilenstein: Erweiterung des Biosphärenreservat beantragt
Gestern haben 22 Bürgermeister die Erweiterung des Biosphärenreservats offiziell beantragt. Die Entscheidung wird aber erst Mitte 2014 fallen.
Als "Wälzer" bezeichnete Regierungspräsident Paul Beinhofer den Erweiterungsantrag für den bayeri schen Teil des Biosphärenreservats Rhön: "Es ist ein großes Werk", verwies er auf die insgesamt 275 Seiten, auf denen in 130 Unterkapiteln die umfangreichen Fragen der Unesco beantwortet werden. Gestern setzten die 22 Bürgermeister der betroffenen Kommunen nun ihre Unterschrift darunter, obwohl der ein oder andere noch nicht restlos überzeugt war.
Zusatz neben der Unterschrift
"Wir haben uns relativ schwergetan", berichtete etwa der Zeitlofser Bürgermeister Wilhelm Friedrich (CSU) über die Beratung in seinem Gemeinderat. "Das wurde sehr kompliziert angepackt", kommentierte er die Erweiterungsverhandlungen, und: "Ich brauch's nicht unbedingt, die Deckelung, die wir schon jetzt durch Umweltschutz und Landschaftsschutz und FFH-Gebiete haben, ist mir eh schon zu groß." Und: "Der normal denkende Mensch hat seit Jahrhunderten seine Umwelt geprägt."
Wegen dieser Einwände unterschrieb Friedrich den Erweiterungsantrag gestern auch nur mit einem Zusatz, in dem er auf einen Gemeinderatsbeschluss verweist: "Wir behalten uns vor, bei Verschlechterungen aus dem Vertrag auszusteigen", begründete der Zeitlofser Bürgermeister dieses Vorgehen.
Alle anderen Amtskollegen dagegen unterschrieben bedingungslos. Und zwar gleich zwei Mal: eine deutsche und eine englische Version des Antrages für die Unesco. Zuvor hatten viele Kommunen bereits ihre Stellungnahmen abgegeben: Regierungspräsident Beinhofer dankte denn auch den Bürgermeistern "für die Mühe des Gegenlesens und ihre Rückmeldungen, die wir fast ausnahmslos berücksichtigt haben".
"Die Rhön ist eine Gott gesegnete Landschaft, die reich an Natur und reich an kernigen Menschen ist", sagte Beinhofer. Er rief die Landräte und Bürgermeister auf, sich für das Biosphärenreservat starkzumachen: "Auch wenn der Begriff etwas sperrig ist, ist das der richtige Weg", stellt er sich hinter die Erweiterung. Als Argumentationshilfe gab Beinhofer den Bürgermeistern jede Menge Zahlen mit auf den Weg, darunter die Zuschüsse der vergangenen Jahre (siehe Info-Kasten).
Lebensqualität als großes Plus
"Unser Hauptproblem in Unterfranken ist mittlerweile, Fachkräfte zu finden", berichtete Beinhofer und ist sich sicher, dass die "Lebensqualität im umfassenden Sinne" in der Rhön ein weicher Standortfaktor sei, um gerade hochqualifizierte Mitarbeiter anzulocken.
Als "Meilenstein" bezeichnete der Bad Kissinger Landrat Thomas Bold (CSU) die gemeinsame Unterzeichnung des Erweiterungsantrages. Den Bürgermeistern dankte er für die "Gemeinschaftsanstrengung, ohne die man ein solches Projekt nicht zum Erfolg führen kann". Vor allem dankte er den Kommunen für die Zusage von insgesamt mehr als 700 Hektar Kernzonen: "Diese Solidarität der Gemeinden war ein deutliches Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Laut Bold hebt sich die Rhön als Biosphärenreservat deutlich von den Metropolregionen ab. "Umso wichtiger ist eine nachhaltige Entwicklung - nicht nur der Natur, sondern auch der Wirtschaft", sagte Bold über die Ziele des Biosphärenreservats.
Entstehung Die Unesco hat 1991 die Rhön länderübergreifend als Biosphärenreservat (BR) anerkannt. Es umfasst derzeit 184 939 Hektar: 72 802 Hektar (39,4 Prozent) in Bayern, 63 564 Hektar (34,3 Prozent) in Hessen und 48 573 (26,3 Prozent) in Thüringen. Am BR beteiligt sind aktuell im Landkreis Bad Kissingen Bad Brückenau, Burkardroth, Geroda, Motten, Oberleichtersbach, Riedenberg und Wildflecken sowie im Kreis Rhön-Grabfeld Bischofsheim, Fladungen, Oberelsbach, Ostheim, Sandberg, Schönau, Hausen, Nordheim, Sondheim, Willmars und Stockheim.
Erweiterung Bereits 2005 wurde beschlossen, den bayeri schen Teil des BR auf die Grenzen des Naturparks Rhön, also bis an die Saale, zu erweitern. Der bayerische Teil vergrößert sich dadurch auf 130.500 Hek tar. Komplett im Erweiterungsgebiet liegen Aura, Bad Bocklet, Oberthulba, Schondra, Wartmannsroth und Zeitlofs im Kreis KG sowie Bastheim, Hohenroth und Wollbach im Landkreis NES. Mit Teilen des Gemeindegebietes sind Bad Kissingen, Elfershausen, Euerdorf, Fuchsstadt, Hammelburg, Nüdlingen, Bad Neustadt, Burglauer, Mellrichstadt, Niederlauer, Oberstreu, Salz und Unsleben beteiligt.
Kernzone Knackpunkt war bis zum Schluss die Suche nach so genannten Kernzonen: Drei Prozent der Gesamtfläche müssen in Zukunft weitgehend frei von menschlichem Einfluss bleiben. Bislang waren für den bayeri schen Teil der Rhön 2184 Hektar notwendig, mit der Erweiterung steigt dieser Bedarf auf 3915 Hektar. Die Regierung von Unterfranken will die entsprechende Schutzgebietsverordnung demnächst fertig stellen.
Ablauf Der Antrag muss bis 16. August beim deutschen Nationalkomitee des Unesco-Programms "Der Mensch und die Biosphäre" vorliegen. Mit dessen Stellungnahme reichen der Freistaat Bayern und das Bundes-Umweltministerium den Antrag bis 30. September bei der Unesco ein, die dann bis Mitte 2014 entscheidet.
Zuschüsse Laut Regierung von Unterfranken sind seit 1991 viele Zuschüsse ins Biosphärenreservat geflossen: Unter anderem 2 Millionen Euro über Leader I, 2,56 Millionen an Privatisierungserlösen, 5 Millionen aus dem Konjunkturpaket II, 10 Millionen für Naturschutzprojekte sowie jeweils jährlich 1,2 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss und 2 Millionen für den Vertragsnaturschutz.
Zusatz neben der Unterschrift
"Wir haben uns relativ schwergetan", berichtete etwa der Zeitlofser Bürgermeister Wilhelm Friedrich (CSU) über die Beratung in seinem Gemeinderat. "Das wurde sehr kompliziert angepackt", kommentierte er die Erweiterungsverhandlungen, und: "Ich brauch's nicht unbedingt, die Deckelung, die wir schon jetzt durch Umweltschutz und Landschaftsschutz und FFH-Gebiete haben, ist mir eh schon zu groß." Und: "Der normal denkende Mensch hat seit Jahrhunderten seine Umwelt geprägt."
Wegen dieser Einwände unterschrieb Friedrich den Erweiterungsantrag gestern auch nur mit einem Zusatz, in dem er auf einen Gemeinderatsbeschluss verweist: "Wir behalten uns vor, bei Verschlechterungen aus dem Vertrag auszusteigen", begründete der Zeitlofser Bürgermeister dieses Vorgehen.
Alle anderen Amtskollegen dagegen unterschrieben bedingungslos. Und zwar gleich zwei Mal: eine deutsche und eine englische Version des Antrages für die Unesco. Zuvor hatten viele Kommunen bereits ihre Stellungnahmen abgegeben: Regierungspräsident Beinhofer dankte denn auch den Bürgermeistern "für die Mühe des Gegenlesens und ihre Rückmeldungen, die wir fast ausnahmslos berücksichtigt haben".
"Die Rhön ist eine Gott gesegnete Landschaft, die reich an Natur und reich an kernigen Menschen ist", sagte Beinhofer. Er rief die Landräte und Bürgermeister auf, sich für das Biosphärenreservat starkzumachen: "Auch wenn der Begriff etwas sperrig ist, ist das der richtige Weg", stellt er sich hinter die Erweiterung. Als Argumentationshilfe gab Beinhofer den Bürgermeistern jede Menge Zahlen mit auf den Weg, darunter die Zuschüsse der vergangenen Jahre (siehe Info-Kasten).
Lebensqualität als großes Plus
"Unser Hauptproblem in Unterfranken ist mittlerweile, Fachkräfte zu finden", berichtete Beinhofer und ist sich sicher, dass die "Lebensqualität im umfassenden Sinne" in der Rhön ein weicher Standortfaktor sei, um gerade hochqualifizierte Mitarbeiter anzulocken.
Als "Meilenstein" bezeichnete der Bad Kissinger Landrat Thomas Bold (CSU) die gemeinsame Unterzeichnung des Erweiterungsantrages. Den Bürgermeistern dankte er für die "Gemeinschaftsanstrengung, ohne die man ein solches Projekt nicht zum Erfolg führen kann". Vor allem dankte er den Kommunen für die Zusage von insgesamt mehr als 700 Hektar Kernzonen: "Diese Solidarität der Gemeinden war ein deutliches Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Laut Bold hebt sich die Rhön als Biosphärenreservat deutlich von den Metropolregionen ab. "Umso wichtiger ist eine nachhaltige Entwicklung - nicht nur der Natur, sondern auch der Wirtschaft", sagte Bold über die Ziele des Biosphärenreservats.
Entstehung Die Unesco hat 1991 die Rhön länderübergreifend als Biosphärenreservat (BR) anerkannt. Es umfasst derzeit 184 939 Hektar: 72 802 Hektar (39,4 Prozent) in Bayern, 63 564 Hektar (34,3 Prozent) in Hessen und 48 573 (26,3 Prozent) in Thüringen. Am BR beteiligt sind aktuell im Landkreis Bad Kissingen Bad Brückenau, Burkardroth, Geroda, Motten, Oberleichtersbach, Riedenberg und Wildflecken sowie im Kreis Rhön-Grabfeld Bischofsheim, Fladungen, Oberelsbach, Ostheim, Sandberg, Schönau, Hausen, Nordheim, Sondheim, Willmars und Stockheim.
Erweiterung Bereits 2005 wurde beschlossen, den bayeri schen Teil des BR auf die Grenzen des Naturparks Rhön, also bis an die Saale, zu erweitern. Der bayerische Teil vergrößert sich dadurch auf 130.500 Hek tar. Komplett im Erweiterungsgebiet liegen Aura, Bad Bocklet, Oberthulba, Schondra, Wartmannsroth und Zeitlofs im Kreis KG sowie Bastheim, Hohenroth und Wollbach im Landkreis NES. Mit Teilen des Gemeindegebietes sind Bad Kissingen, Elfershausen, Euerdorf, Fuchsstadt, Hammelburg, Nüdlingen, Bad Neustadt, Burglauer, Mellrichstadt, Niederlauer, Oberstreu, Salz und Unsleben beteiligt.
Kernzone Knackpunkt war bis zum Schluss die Suche nach so genannten Kernzonen: Drei Prozent der Gesamtfläche müssen in Zukunft weitgehend frei von menschlichem Einfluss bleiben. Bislang waren für den bayeri schen Teil der Rhön 2184 Hektar notwendig, mit der Erweiterung steigt dieser Bedarf auf 3915 Hektar. Die Regierung von Unterfranken will die entsprechende Schutzgebietsverordnung demnächst fertig stellen.
Ablauf Der Antrag muss bis 16. August beim deutschen Nationalkomitee des Unesco-Programms "Der Mensch und die Biosphäre" vorliegen. Mit dessen Stellungnahme reichen der Freistaat Bayern und das Bundes-Umweltministerium den Antrag bis 30. September bei der Unesco ein, die dann bis Mitte 2014 entscheidet.
Zuschüsse Laut Regierung von Unterfranken sind seit 1991 viele Zuschüsse ins Biosphärenreservat geflossen: Unter anderem 2 Millionen Euro über Leader I, 2,56 Millionen an Privatisierungserlösen, 5 Millionen aus dem Konjunkturpaket II, 10 Millionen für Naturschutzprojekte sowie jeweils jährlich 1,2 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss und 2 Millionen für den Vertragsnaturschutz.
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