chwarzer Kopf, weißes Fell, vier Beine und keine Hörner: Das Rhönschaf ist zwar vergleichsweise klein, doch als Sympathieträger seiner Heimatregion ganz groß.
Dass Rhönbesucher heute wieder das malerische Bild genießen können, wenn die Herden auf den Matten am Heidelstein und Schwarzem Moor stehen, ist nicht selbstverständlich. Vor wenigen Jahren galt die Rasse als fast ausgestorben.
Was sie gerettet hat, war die Initiative einiger Naturschützer und der einzigartige Fleischgeschmack. Der hatte schon zu Napoleons Zeiten für einen Rhönschaf-Boom gesorgt. Als der geschlagene Feldherr 1813 nach der Völkerschlacht bei Leipzig Station in der Rhön machte, wurde er im Schwarzen Adler zu Butlar mit Rhönschaf verköstigt und war begeistert.
Er veranlasste den Export der Tiere nach Frankreich, und bald galt das Rhönschaf mit seinem feinen Wildgeschmack als Delikatesse. Wanderschäfer trieben Herden nach Paris, wo die Tiere als "mouton de la reine" (Schaf der Königin) auf den Markt und - bei der Rückübersetzung von "reine" ins Rhönerische - zu ihrem
Einfuhrstopps in Frankreich und die ertragreichere Rinderhaltung ließen das Schaf später aber wirtschaftlich uninteressant werden. In den 80er-Jahren stand die Rasse vor dem Aussterben. Nun startete eine einmalige Rettungsaktion, die zweite Erfolgsgeschichte des Rhönschafs begann. Deren Väter waren der Bund Naturschutz, der Würzburger Professor Gerhard Kneitz und ein junger Bauer namens Josef Kolb. Auf Initiative von Kneitz kaufte der Bund Naturschutz nicht nur einen Restbestand von 40 Tieren, sondern auch 33 Hektar besonders schützenswerter Rhön-Wiesen. Josef Kolb, der in dieser Zeit nach Möglichkeiten suchte, sich eine Existenz aufzubauen, wurde der Schäfer.
Unterstützt von einem geschickten Marketing entwickelten sich Herde und Projekt. "Schutz durch Verzehr" lautete das Motto und das in doppeltem Sinn. Werden viele Tiere verspeist, werden auch viele nachgezüchtet, und viele Schafe haben viel Appetit. Bestens an das raue Rhönklima angepasst, halten sie den Bewuchs auf unwegsamem Gelände kurz und helfen so, die Wiesenlandschaft zu erhalten, die die Rhön bei Besuchern so beliebt macht.
Diese genießen in den Gasthäusern Gerichte vom Rhönschaf und steigern die Fleischnachfrage. Ein Kreislauf, von dem alle profitieren. Und das fotogene Rhönschaf ist als Landschaftspfleger und Leckerbissen nicht nur Wahrzeichen für eine ganze Region geworden, sondern auch ein Beleg für ein erfolgreiches Miteinander von Mensch und Natur.
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