Mit Nahwärmenetzen, die alte Öl- und Gasheizungen als Energieform ablösen, will die Bundesregierung die Wärmewende vorantreiben. Entsprechende Förderungen für Anbieter und Abnehmer inklusive. Die Stadt Ostheim, die seit über zehn Jahren ein Nahwärmenetz installiert hat, wird davon profitieren.
Der Ausbau des Netzes in der Altstadt war schon vor der Energiekrise beschlossene Sache. "Das vergangene Jahr haben wir genutzt, um die Planungen voranzutreiben, jetzt steigen wir in die Bauphase ein", sagt Bürgermeister Steffen Malzer. Am 6. März haben die Arbeiten in der Kirchstraße und im Schlösschen begonnen.
Marktstraße wird fünf Monate lang gesperrt
Im April wird dann die Marktstraße aufgegraben, um die Leitungen zu verlegen, wie das Stadtoberhaupt bei einem Pressegespräch zur Vorstellung der Maßnahmen ankündigte. Aus diesem Grund wird die Durchgangsstraße durch die Stadt vom 24. April bis voraussichtlich 29. September komplett gesperrt.
Mit den Arbeiten zur Verlegung des Fernwärmenetzes schlägt die Stadt zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn im Bereich Schlösschen bis Lange Gasse wird zugleich das marode Wasserleitungsnetz erneuert. Auch das Überlandwerk ist aufgefordert, im Zuge der Bauarbeiten das Stromnetz zu überprüfen.
Doch damit noch nicht genug. Eine dritte Maßnahme steht ebenfalls noch in Ostheim an, bei der allerdings der Landkreis federführend ist: Von Mitte Mai bis Oktober wird die Bahnhofsbrücke saniert. Viele Baustellen also auf einen Streich in Ostheim. "Zum Jahresende sind dann aber alle Maßnahmen abgeschlossen und es herrscht wieder freie Fahrt", blickt Malzer voraus.
Immer mehr Anfragen nach kostengünstigerer Energie
Bis dahin wird es natürlich große Einschränkungen geben, für Geschäftswelt, Einheimische und Gäste. Laut Michael Gottwald von der Biomasse-Wärmeversorgung Ostheim GmbH & Co.KG überwiegen mit dem Ausbau des Nahwärmenetzes die Vorteile aber deutlich.
Die Gesellschaft, die eigens für den Netzbetrieb gegründet wurde, verzeichnete in den vergangenen Monaten immer mehr Anfragen nach der klimafreundlichen und im Vergleich zu fossilen Energieträgern günstigeren Energie. Die Verantwortlichen freuen sich über die Expansion.
Nahwärmenetz wird deutlich erweitert
In den vergangenen zehn Jahren waren bereits etwa 2,5 Millionen Euro in den Ausbau des Nahwärmenetzes in Ostheim investiert worden. Auf einer Länge von 5,4 Kilometern wurden schon Leitungen im Stadtgebiet verlegt, um 65 öffentliche und private Abnehmer sowie Gewerbetreibende versorgen zu können.
Nun wird das Netz um 2,3 Kilometer in der Altstadt verlängert. 45 Haushalte haben bereits einen Vertrag unterzeichnet oder Absichtserklärungen für den Anschluss abgegeben. Und es geht noch mehr: Wer Interesse hat, kann sich beim Biomasse-Partner Rhöngas GmbH melden und die Modalitäten für einen Anschluss klären. "So lange der Graben offen ist, können auch Kurzentschlossene noch zum Zug kommen", so Malzer.
Je mehr Abnehmer, desto günstiger die Preise
Da der Netzausbau teuer ist, schlägt sich der Zuwachs an Abnehmern natürlich direkt auf die Preise durch. Und auch die Förderung der Investitionskosten, die die Biomasse-Wärmeversorgung tätigt, sowie die Zuschüsse, die private Haushalte für die Modernisierung ihrer heimischen Heizanlagen erhalten, wirken sich laut Michael Gottwald positiv auf die Maßnahme aus.
Die Stadt Ostheim selbst unterstützt die Hauseigentümer ebenfalls mit einem zugkräftigen Angebot: Der Baukostenzuschuss für den Anschluss fällt weg. "Der Hausanschluss kommt kostenlos bis ins Gebäude inklusive Übergabestation", versichert der Bürgermeister.
Wärmenetz wird auch abseits der Trasse weitergeplant
Insgesamt sieht die Entwicklung des Nahwärmenetzes in der Streustadt rosig aus. 47 weitere Haushalte an der Trasse haben bereits Interesse bekundet. Weitere 28 Haushalte, die nicht direkt angebunden werden können, wünschen sich laut Michael Gottwald ebenfalls einen Anschluss, mussten allerdings aufgrund der Entfernung zum Leitungssystem vertröstet werden.
"Nach dem Netzausbau in der Altstadt geht die Entwicklung für uns aber natürlich weiter. Viele Bürger möchten auf regionale Energie umrüsten und wir planen, wie wir sie am besten erreichen können", versichert Gottwald.
Zeitplan für die Bauarbeiten in der Marktstraße
Und wie sieht der genaue Zeitenplan für die Bauarbeiten in der Altstadt aus? Im Bereich Marktstraße 9 bis 44 und Marktstraße bis Torgasse 8 wird vom 24. April bis 7. Juni gebaut. Im Abschnitt Marktstraße 7 bis Paulinenstr. 21/42, Abzweigung Manggasse, finden die Arbeiten zwischen dem 19. Juni und 28. Juli statt. Die Arbeiten in der Marktstraße 46 bis 66 werden voraussichtlich vom 31. Juli bis 29. September durchgeführt.
In einem weiteren Bauabschnitt wird im Oktober und November die Fernwärmeleitung von der Marktstraße weiter in die Manggasse und über die Bahnhofsbrücke in die Gartenstraße verlegt. Hierbei wird auch die Streu überquert, wie Steffen Malzer ankündigt.
Dominik Bambach von der Baufirma Stiel ist derweil sensibilisiert, bei den Arbeiten umsichtig zu Werke zu gehen. In der historischen Altstadt lautet nämlich die Vorgabe, auf dem ganzen Abschnitt von der Manggasse bis zum Oeptischen Hof auf Bodendenkmäler zu achten. Ein Archäologe wird laut Bürgermeister die Bauarbeiten begleiten.
Das Stadtfest wird dennoch gefeiert
Aufs Feiern wollen die Ostheimer trotz der Bauarbeiten nicht verzichten. Beim Stadtfest am 17. und 18. Juni finden keine Arbeiten statt. Für die Aussteller entlang der Marktstraße soll es laut Kommunalunternehmen der Stadt keine Beeinträchtigungen geben.
Für die Geschäftswelt sind zudem Aktionen geplant, um die Einschränkungen im Zuge der Sperrungen abzumildern. Denn der Verkehr wird in diesen fünf Monaten um die Innenstadt herumgeleitet. Für Anlieger – und dazu gehören auch Einkäufer – ist allerdings die Zufahrt bis zur Baustelle frei.
Insbesondere, was die Maßnahmen in der Marktstraße betrifft, bittet der Bürgermeister Einheimische und Gäste um Verständnis. „Ziel ist es, den Anrainern ein zeitgemäßes Fernwärmenetz zur Verfügung zu stellen, bei dem regenerative Energieträger zum Einsatz kommen und von dem langfristig alle Ostheimer profitieren. Dafür ist es unumgänglich, kurzfristig auch Nachteile in Kauf zu nehmen“, so Malzer.