Wie lässt sich umweltbewusst, im besten Fall klimaneutral leben? Was derzeit die ganze Welt umtreibt, hat die Stadt Ostheim im Kleinen schon längst angepackt. Mit dem Nahwärmenetz, das vor zehn Jahren in Teilen der Altstadt und angrenzenden Bereichen installiert wurde, kann die Stadt heute in puncto Nachhaltigkeit einen Trumpf ziehen.
Doch es ist noch Luft nach oben: Je mehr Nutzer, desto besser die Klimabilanz. Daher soll das Nahwärmenetz vor allem in der Altstadt verdichtet und ausgebaut werden. Bürgermeister Steffen Malzer sieht die Stadt auf einem guten Weg. "Wir haben 2011 mit Blick auf den Klimawandel die richtigen Weichen gestellt. Jetzt gilt es, die Abkehr von fossilen Brennstoffen zu forcieren und die Bürgerinnen und Bürger stärker für das Angebot zu sensibilisieren."
62 zumeist öffentliche Gebäude sind derzeit an das Nahwärmenetz angeschlossen, darunter das Rathaus, das Orgelbaumuseum, die Markthalle und natürlich die Schulen, der Kindergarten sowie Schwimmbad und Turnhalle.
Doch es geht weitaus mehr. Rund 100 Haushalte könnte das derzeitige Netz noch bedienen, bei entsprechendem Interesse ist auch eine Erweiterung in die Fläche möglich. Zum Beispiel auf das geplante Baugebiet an der Burgstraße. Dass für Neubauten Öl und Gas bei stetig steigenden Energiepreisen immer uninteressanter werden, ist kein Geheimnis. "Das Nahwärmenetz bietet hier eine Alternative, die sich auf den Geldbeutel und natürlich auch aufs Klima positiv auswirkt", sagt der Stadtchef.
Verbraucher können unabhängig werden von fossilen Brennstoffen
Eingebettet in die Themenwochen "Wärme" des bayerischen Wirtschaftsministeriums will Steffen Malzer daher die Werbetrommel für das Ostheimer Angebot rühren, das seiner Meinung nach bei vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht präsent genug ist. Das sehen auch seine Mitstreiter bei der Biomasse Wärmeversorgung Ostheim GmbH so, die das Nahwärmenetz, gespeist von der Biogasanlage, betreibt. Die Gesellschaft setzt sich aus der Stadt Ostheim, der Bayerischen Rhöngas GmbH und der Bioenergie Ostheim GmbH zusammen, und mit Steffen Malzer sind Biomasse-Geschäftsführer Michael Gottwald, zugleich Abteilungsleiter Wärme der Rhöngas GmbH, und Felix Schmidl (Bioenergie) Verfechter der umweltfreundlichen Energieversorgung.
Sie appellieren an Hausbesitzer, die weg von fossilen Brennstoffen wollen oder in eine neue Heizanlage investieren müssen, sich den Anschluss an das Nahwärmenetz durchzurechnen. Insbesondere in der Ostheimer Altstadt, wo eine energetische Sanierung von Häusern aufgrund der historischen Bausubstanz kaum möglich ist, lohne sich ihrer Aussage nach der Anschluss.
Neben dem Umweltgedanken führt Michael Gottwald als Vorteile an, dass keine separate Heizanlage betrieben werden muss, sondern lediglich eine Übergabestation, von der Größe vergleichbar mit einer Gastherme, installiert wird. Somit entfalle der Einbau einer neuen Heizanlage etwa bei Sanierungen, die Stromkosten für den Betrieb minimieren sich und der Kamin muss nicht mehr gekehrt werden. Zudem falle eine Reihe gesetzlicher Abgaben und Umlagen wie etwa die CO2-Steuer nicht an, und es winke eine staatliche Förderung als Anreiz für den Umstieg auf die umweltfreundliche Energieversorgung.
Nahwärmenetz: Seit zehn Jahren sind die Preise stabil
Im Vergleich mit einer 20 Jahre alten Heizanlage prognostiziert Michael Gottwald beim Umstieg auf das Wärmenetz eine Energieeinsparung von 20 Prozent. In einer Zeit, in der die Strom-, Gas- und Ölpreise explodieren, punktet die Biomasse Wärmeversorgung darüber hinaus mit stabilen Kosten, unabhängig von fossilen Brennstoffen. "Unser Nutzungspreis ist seit zehn Jahren gleichgeblieben", sagt Felix Schmidl stolz. "Wo gibt es das sonst?"
Weitere Vorteile laut Schmidl: Die Nahwärme ist dank ihres Warmwasser-Tauschprinzips komplett emissionsfrei, zudem kann die Energie gespeichert werden, sodass zielgerichtet auf Nachfrage reagiert werden könne. Hierfür wurde zuletzt ein neuer Aktivkohlefilter für rund 100 000 Euro eingebaut, sagt Michael Gottwald, zudem wurde eine Million Euro in ein neues Gärproduktlager investiert.
„Durch die Nahwärme sparen wir in Ostheim pro Jahr 690 Tonnen CO2 ein“, sagt Bürgermeister Steffen Malzer stolz. Das zeige, wie ernsthaft die Stadt Klimaschutz betreibe. Untermauert wird dies beim Blick auf die städtische Energiebilanz: 85 Prozent des Strombedarfs werden schon heute aus regenerativen Energien erzeugt. Der größte Teil stammt aus der Bioenergie, der Rest aus Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern städtischer Gebäude. Die restlichen 25 Prozent sollen durch weitere PV-Anlagen auf Dächern ausgefüllt werden. "Wenn das geschafft ist, ist Ostheim klimaneutral", blickt Malzer in die Zukunft. Da kann es sich die Stadt leisten, Investoren, die große Freiflächen-Photovoltaikanlagen in der Gemarkung planen, eine klare Absage zu erteilen. "Gerade mit Blick auf den Tourismus werden wir uns das Landschaftsbild nicht verschandeln lassen", macht er deutlich. "Da investieren wir lieber in unser eigenes Netz."
Die Stadt ist auf einem guten Weg zur Klimaneutralität
Wenn die Stadt auf einem guten Weg zur Klimaneutralität ist, wie können da die Verbraucher mitziehen? Durch den Anschluss ans Nahwärmenetz kommen sie dem schon sehr nahe, sagen die Experten, wenn auch noch mit Photovoltaik und Solar auf dem Hausdach geplant werden kann. "Wir glauben fest an die Nahwärme als versorgungssicheren Energielieferanten der Zukunft", sagt Felix Schmidl. Zumal das Netz eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren aufweist.
Ostheim hat seine Hausaufgaben gemacht, wenn es darum geht, den Energiehunger der Menschen möglichst CO2-frei zu stillen. Jetzt sind die Bürger gefragt, ob sie das Angebot einer umweltfreundlichen Versorgung annehmen möchten. Laut Michael Gottwald wächst das Interesse an solchen Anlagen derzeit in vielen Kommunen. Denn der CO2-Preis, den die Regierung in diesem Jahr eingeführt hat, wird den Verbrauch von fossilen Heiz- und Kraftstoffen in den kommenden Jahren immer teurer machen. Im Rhönstädtchen kann man dem gelassen entgegenblicken.
Bleiben sie bei ihren Leisten und versauen sie der Jugend nicht die Erde nach ihren Maßstäben zu gestalten! Leute wie sie haben lange genug die Politik bestimmt und gebremst!