Die letzten Tage als unverheiratete Person noch einmal zu feiern, darauf freuen sich viele und lassen bei Junggesellenabschieden die Sektkorken knallen. In einer Rhöner Hütte eskalierte jetzt wieder ein Junggesellenabschied und das nicht zum ersten Mal. Sachbeschädigungen, öffentliches Urinieren und Belästigung der anderen Gäste, all das möchte die Wirtin der Kissinger Hütte, Diana Tisma, nicht mehr hinnehmen. Fortan dürfen in ihrer Hütte auf dem Feuerberg keine Junggesellenabschiede mehr stattfinden.
Dies teilte sie auf Facebook in einem emotionalen Post und bekam dafür viel Zuspruch. Darunter auch vom Kloster Kreuzberg, das bereits auf seiner Homepage klarmacht, dass "das Kloster Kreuzberg ein spiritueller Ort ist und nicht für Junggesellenabschiede, alkoholselige Vereinsausflüge und Oktoberfestcharakter steht." Wie handhaben die anderen Rhöner Hütten dieses Thema? Wo dürfen Junggesellenabschiede noch gefeiert werden?
Ausartende Junggesellenabschiede sind auf den anderen Rhöner Hütten die Ausnahme
Die gute Nachricht vorweg: Auf den anderen Rhöner Hütten dürfen Junggesellenabschied stattfinden. Zu Problemen sei es nur vereinzelt gekommen. "Bei uns war es eine Ausnahme, wenn es mal ausgeartet ist", berichtet Lukas Fichtner. Dies betreffe ein bis zwei Junggesellenabschiede pro Jahr, wenn überhaupt, ergänzt der Angestellte des Würzburger Karl-Straub-Haus. Dann gehe mal ein Glas zu Bruch, die Feiernden seien unfreundlich oder würden mit ihrer Musik andere Gäste stören. Größere Sachbeschädigungen hätte es bislang keine gegeben.
"Sobald es zu viel wird, weißen wir die Gäste darauf hin, wenn sie sich dann immer noch daneben benehmen, beenden wir den Junggesellenabschied." Letzteres war laut Fichtner noch nie notwendig, die Gruppenmitglieder kämen den Aufforderungen immer nach.
Mit "fester Hand und klarer Linie" agiere auch Maximilian Harth von der Enzianhütte. Er hat zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass trotz Rauchverbot auf dem Balkon geraucht wurde. "Da haben wir klar kommuniziert, das funktioniert so nicht. Wir sind in einer Holzhütte im Wald, da ist das Risiko zu hoch." Die Gruppe habe dies laut Harth nach zweimaliger Aufforderung akzeptiert, der weitere Abend sei ruhig verlaufen. Überlegungen, dass keine Junggesellenabschiede mehr stattfinden, gebe es nicht.
Einige Hütten sind nur eine Zwischenstation größerer Touren durch die Rhön
Viele Junggesellen machten aber auch eine Hüttentour und kämen in diesem Zug am Berghaus Rhön vorbei, wo rund 20 Junggesellenabschiede pro Jahr gefeiert würden. Die wenigsten blieben laut Pächter Bernhard Oßner über Nacht. "Wenn wir die Abendstation sind, dann ist es immer etwas schwieriger", sagt er. Mit steigendem Alkoholpegel müsse er die Feierenden öfter an die Regeln erinnern, deshalb sei es wichtig, die Gruppe nicht allein zu lassen und direkt klarzumachen, dass sie "sich ordentlich aufführen sollen."
Ähnliche Erfahrungen hat auch Jürgen Schmidt gemacht, auf dessen Thüringer Hütte keine Gruppen übernachten können. Die Feiernden würden meist nur "ein paar Bier trinken und weiterziehen", so Schmidt. Anders als seine Kollegen greift er noch etwas härter durch: "Wenn die angetrunken sind, dann sollen sie weiterlaufen." Dies sei auch der Grund, wieso es bislang noch keine Probleme mit Junggesellenabschieden gegeben habe.
Sogenannte "Chaoten", wie der Wirt sie bezeichnet, lasse er gar nicht erst herein. "Wir sind nicht scharf auf solche Gruppen", sagt er und verweist darauf, dass die Anzahl an Junggesellenabschieden sowieso abgenommen habe. Er begründet dies mit der neuen Ausrichtung des nahen Rhön Park Hotels auf Familien, die dann verstärkt bei ihm einkehren.
Nicht nur Junggesellenabschiede sind das Problem
Probleme gebe es aber nicht nur bei Junggesellenabschieden, ergänzt Julia Dresch vom Schweinfurter Haus. Sie erlebe auch andere Gäste, die sich daneben benehmen würden, und auch auf Familienfeiern komme es zu Streitigkeiten. Sie würde sich wünschen, dass Gäste in ihrer Hütte so feiern, wie in ihren eigenen vier Wänden. "Dort schmeißt man auch nicht Stühle durch die Gegend oder fängt eine Prügelei an", sagt sie. Um so etwas zu verhindern, werde bei Gruppen, die über Nacht bleiben, vorher geklärt, wer die Verantwortung übernimmt und haftet. Nur dann dürfen sie überhaupt kommen.
Sachbeschädigungen - wie im Falle der Kissinger Hütte - haben die Hüttenwirte bislang nicht registriert. Dies bestätigt auch die Wirtin der Gemündener Hütte, auf der bereits seit 20 Jahren eingekehrt werden kann. In dieser Zeit wurden bereits viele Junggesellenabschiede gefeiert und keine Gruppe habe Schäden verursacht, sagt Verena Göpfert.
"Die Gäste zahlen im Vorfeld immer eine Kaution und haben einen Mietervertrag, wir mussten bisher aber aufgrund von Beschädigungen noch nichts davon einbehalten", führt sie weiter aus. Die Entscheidung der Kissinger Hütte könne die Gastronomin aufgrund der deutlichen Beschädigungen und unangenehme Verhaltensweise aber verstehen.
Hinweis der Redaktion: Die Farnsberg-Hütten sind zwar in der Grafik aufgeführt, jedoch gibt es dort kein gastronomisches Angebot und die Hütten müssen im Vorfeld für private Zwecke (wie Junggesellenabschiede) gemietet werden.