Anmerkung der Redaktion im Juli 2023: Dieser Artikel ist erstmals im Januar 2023 erschienen. Hinweis: Inzwischen hat der Landkreis Rhön-Grabfeld die Freiparkdauer von 90 Minuten gestrichen.
Die Parkgebühren am Kassenfenster bezahlen, das war einmal. Seit Weihnachten ist am Parkplatz am Kloster Kreuzberg die Moderne eingekehrt. Statt Personal übernimmt jetzt Technik mit Kamera und Parkautomat. "Wir befinden uns in der Testphase", sagt Landrat Thomas Habermann und spricht damit die etwas ruckelige Anfangszeit des neuen Systems an. Was man über dieses wissen muss.
Warum hat man das System am Parkplatz am Kloster Kreuzberg umgestellt?
Der Parkplatz auf über 800 Metern ist aufgrund der Lage und der Witterung kostenintensiv. Räum- und Streudienst, Beleuchtung oder Beseitigung von Schäden am Parkplatz – laut Landrat muss investiert werden. Konkrete Pläne für eine größere Sanierung gibt es jedoch noch nicht.
Die einfachste Lösung, die Parkgebühren schlicht zu verdoppeln, wäre nicht zeitgemäß gewesen. Das sagt Gerald Roßhirt, Leiter des Kommunalunternehmens (KU) des Landkreises und zuständig für den Parkplatz am Kreuzberg. Die Wirtschaftlichkeit war ein Umstellungsgrund, Thomas Habermann findet das neue System darüber hinaus gerechter. Denn ein Kurzparker – die ersten 90 Minuten sind frei – wird ab sofort anders behandelt, als jemand, der den ganzen Tag parkt.
Was passiert konkret beim Einfahren in den Parkplatz?
Biegt man um die Kurve in den Parkplatz ein, scannt eine Kamera auf Höhe des früheren Kassenfensters das hintere Kennzeichen des Fahrzeugs. Abbremsen ist nicht nötig, Autofahrerinnen und Autofahrer müssen sich jedoch an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Der Scanner erfasst nur das Kennzeichen, eine dauerhafte Videoaufzeichnung und Erfassung des öffentlichen Grunds findet laut Landratsamt nicht statt. Übrigens: Gescannt wird das Kennzeichen auch, wenn man irrtümlich über die Ausfahrt in den Parkplatz einfährt. Bei der Ausfahrt steht eine zweite Kamera.
Welche Daten werden erfasst?
Erfasst wird ein Bild des Fahrzeug-Kennzeichens sowie eine Textdatei mit Zeit- und Datumsstempel, zur Ermittlung der Parkdauer. Die Kamera kann nicht erkennen, wer das Fahrzeug gefahren ist und in diesem sitzt. Das Lesen des Kennzeichens entspricht dem Datenschutz, wer in den Parkplatz einfährt, unterwirft sich den ausgeschriebenen Nutzungsbedingungen. Liegt kein Parkverstoß vor, werden die Daten über Ein- und Ausfahrt automatisch gelöscht.
Wie funktionieren die beiden Parkautomaten am Kloster Kreuzberg?
Es klingt banal, ist aber für das neue System elementar: Man muss sein Auto-Kennzeichen kennen. Möchte man nach dem Besuch des Kreuzbergs den Parkplatz verlassen, drückt man auf dem Automaten "Ich fahre weg". Anschließend muss man sein Kennzeichen eingeben. Wichtig: Nach dem Ort braucht es zwingend einen Bindestrich, der Rest des Kennzeichens erfolgt durchgängig ohne Leerzeichen. Beispiel: NES-XX123, am Automat steht ein Musterbeispiel. Auch ausländische Kennzeichen sind möglich.
Hat der Scan-Vorgang der Kamera funktioniert, taucht das eigene Kennzeichen während der Eingabe auf dem Bildschirm auf und kann ausgewählt werden. Danach taucht der fällige Parkbetrag auf.
Wie sieht es bei den Parkgebühren aus?
Die ersten 90 Minuten, beispielsweise für Kirchgänger, sind frei. Jede angefangenen weiteren 30 Minuten kosten 50 Cent. Das Tagesticket für einen Pkw kommt auf drei Euro, Motorrad auf zwei Euro, Bus auf fünf Euro – alles inklusive Toilettennutzung. Gezahlt werden kann passend in bar (Achtung: Der Automat spuckt kein Wechselgeld aus), per Karte oder mit der Parkster-App. Nutzt man die App, kann man sich den Weg zum Automaten gänzlich sparen. Nach erfolgreicher Bezahlung muss man den Parkplatz innerhalb von 15 Minuten verlassen.
Für Gerald Roßhirt sind das humane Preise im Vergleich beispielsweise zum Parkplatz am Königssee. Dort zahlt man sechs Euro und zwei Euro für die Benutzung der Toiletten.
Muss ich auch innerhalb der freien 90 Minuten an den Automaten?
Prinzipiell nein, ein "Ausloggen" ist nicht nötig. Die Kameras bei der Ein- und Ausfahrt erkennen die Parkdauer von maximal 90 Minuten. Analog zur Situation in einem Parkhaus mit Ticket empfiehlt das KU dennoch den kurzen Weg zum Automaten, um sich abzusichern.
Was passiert bei Parkverstößen?
Sollten die Parkgebühren nicht ordnungsgemäß bezahlt werden, droht eine Strafe in Höhe von 45 Euro plus Bearbeitungsgebühren. Dies geschieht über den Parkdienstleister im Auftrag des Landkreises. Das KU kann jedoch jederzeit in den Prozess aktiv eingreifen und das Verfahren gegebenenfalls stoppen. Bislang gab es noch keine Nachverfolgungen.
Kann es passieren, dass der Scanner mein Kennzeichen nicht erkennt?
Ja, in den ersten Tagen ist der Scanner, der mithilfe von Infrarot auch bei Dunkelarbeit funktioniert, bereits nachgerüstet worden. Das sagt die zuständige KU-Mitarbeiterin Katharina Buhl. Dennoch kann es bei starkem Schneefall oder Nebel passieren, dass die Kennzeichenerkennung nicht funktioniert.
Dies erkennt man, wenn der Automat das Kennzeichen trotz vollständiger Eingabe nicht anzeigt. Dann muss man zusätzlich zum Kennzeichen die Parkdauer angeben. Die Erfahrung zeige, so Gerald Roßhirt, dass an solchen Tagen ohnehin wenig am Parkplatz los ist.
Warum hat man sich nicht für eine Schrankenlösung entschieden?
Eine Schrankenlösung stand in den vergangenen beiden Jahren bis zur Einführung zur Diskussion. Aufgrund der Wartungs- und Störanfälligkeit entschied man sich dagegen. Das könnte zu verkehrsrechtlichen Problemen und einer erhöhten Unfallgefahr führen, so der Landrat. Sollte die Schranke beispielsweise witterungsbedingt nicht öffnen, drohen längere Staus.
Der Landkreis Rhön-Grabfeld orientiert sich daher eher an Länder wie Schweden oder Norwegen, die statt veralteter Schrankentechnik auf die moderne, schrankenfreie Technik setzen.
Welche Vorteile sieht der Landkreis Rhön-Grabfeld in dieser Lösung?
Der Landkreis sieht fortan in digitaler Form Parkstatistiken und die aktuelle Auslastung des Parkplatzes. Personal werde laut Gerald Roßhirt weiter gebraucht, kann nun aber zielgerichteter und optimierter losgeschickt werden, falls zum Beispiel die Gefahr droht, dass kreuz und quer geparkt wird. Wegen Reinigungsarbeiten ist Personal ohnehin täglich stundenweise vor Ort.
Für die Verantwortlichen passt das neue System in eine zeitgemäße Entwicklung des Parkplatzes am Kloster Kreuzberg. Im Frühjahr sollen dort zudem Ladesäulen für E-Autos entstehen. Bis dahin laufe über den Winter die Testphase, um Erkenntnisse zu gewinnen und eventuell nachzubessern.
Die Technik zur Erfassung ist auch längst gut eingeführt, auf einigen Supermarkt Parkplätzen hier in Würzburg wird das genau so überwacht.
Die Automaten fordern auf, 911 anzurufen... Wohl ein Scherz der Programmierer...
Auch bei Section Control können Sie den Abschnitt umfahren
https://www.adac.de/verkehr/recht/bussgeld-punkte/section-control/
Aber die Art und Weise der Datenverarbeitung gehört m.E. schon mal im Vorfeld nach außen getragen.
Alleine das habe ich kritisiert. Ist schon klar, dass ich auch von zu Hause aus loswerden kann...