Was wäre die Rhön ohne ihr Kloster am Kreuzberg und was ohne ihre ganz besondere Hüttenkultur, die es mit der alpenländischen durchaus aufnehmen kann? Eine Einkehr in einer Rhöner Hütte ist der krönende Abschluss einer Wanderung im Sommer oder eines Wintersporttages im Winter. Doch die Pandemielage macht es nicht überall leicht, die Häuser offen zu halten. Mancherorts tut Personalnot ihr Übriges. Wir haben uns bei den Rhöner Hütten einen aktuellen Überblick verschafft:
1. Für Traditionalisten: die Klosterschänke am Kreuzberg
Der wohl prominenteste gastronomische Betrieb in der Bayerischen Rhön ist die Klosterschänke auf dem Kreuzberg. Hier haben die Verantwortlichen Konsequenzen aus der aktuellen Corona-Lage gezogen. Die Zapfhähne, aus denen sonst das berühmte Klosterbier fließt, blieben derzeit zu. Die Klosterwirtschaft ist bis einschließlich 24. Februar geschlossen. Mit mangelnder Wirtschaftlichkeit begründete der Geschäftsführer der Klostergastronomie, Christian Weghofer den drastischen Schritt. Infolge der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Auflagen kämen einfach zu wenige Gäste auf den Heiligen Berg der Franken. Die fehlende Nachfrage würde es nicht mehr rechtfertigen, den personalintensiven Betrieb aufrechtzuerhalten. Von Freitag bis Sonntag ist derzeit lediglich das neben der Klosterkirche gelegene Gasthaus Elisäus von 11 bis 17.30 Uhr geöffnet.
2. Für Individualisten: Die Oberbacher Hütte am Gebirgsstein
Geschlossen bleibt in diesem Winter auch die Oberbacher Hütte. Normalerweise ist der Geheimtipp am Gebirgsstein in den Schwarzen Bergen an den Sonntagen von Januar bis März ab 13 Uhr geöffnet. Heuer ist das nicht möglich. „Wir hatten im vergangenen Jahr eigentlich noch damit geplant“, sagt Roland Heublein von der Oberbacher Sektion des Rhönklubs, der das Wanderheim betreut. „Aber die Pandemielage ist ja zunehmend schlechter geworden.“ Er fügt an: „Wir können die nötigen Auflagen nicht einhalten und es fehlt uns an Personal.“
3. Für Familien: Das Berghaus Rhön
Weiter südwestlich gestaltet sich die Situation bei Bernhard Oßner am Berghaus Rhön entspannter. Er kann den Betrieb im Moment noch problemlos aufrechterhalten. Die Öffnungstage sind die für den Februar üblichen, also mittwochs bis sonntags, jeweils 10 bis 22 Uhr. Montags und dienstags bleibt das Berghaus geschlossen. Wie andere Hüttenwirte sagt der Betreiber: „Wir suchen immer Personal.“ Oßner sorgt sich, dass er ab dem Sommerhalbjahr seinen Betrieb mangels Personals nicht mehr stemmen kann. Derzeit müssten 140 Plätze im Innenbereich bedient werden; wenn es draußen wärmer wird, kommen 500 auf dem Freisitz hinzu. Im Januar blieb das Berghaus Rhön eine Woche geschlossen und Oßner kündigt eine weitere Woche irgendwann nach den Faschingsferien an. Grund sei aber nicht Personalmangel, sondern der Wunsch nach Urlaub. Eine wochenlange Schließung wie am Kreuzberg stehe nicht im Raum.
Ein unerfreuliches Thema stellt für Bernhard Oßner, wie für andere Wirte, das der öffentlichen Toiletten dar. Das Berghaus verfügt draußen über keine. Die sanitären Anlagen drinnen bleiben eigentlich den Gästen vorbehalten. Wer hinein will, muss mindestens seinen 2G-Status nachweisen. Und da liegt das Problem: Denn Oßner und sein Team dürfen keine Ungeimpften einlassen, nicht mal zur Toilette. Der Gastronom will das auch nicht, um nicht Corona einzuschleppen. Ein Schild am Eingang weist explizit darauf hin.
4. Für Freunde des Fernblicks: Das Würzburger Haus
An dem Januar-Wochenende, als das Berghaus geschlossen hatte, erfreute sich das Würzburger Karl-Straub-Haus besonders starken Besuchs. Wanderer standen an, um in den Innenraum zu gelangen; an den hölzernen Tischen im Außenbereich hatten viele Menschen Platz genommen. Dass das – vor allem unter der Woche – nicht immer so ist, muss Pächter Frank Reuter derzeit wieder erfahren. Zwar liege auch am Würzburger Haus Schnee. Das allein nutze nichts. Oft sei die Rhönklub-Hütte in Nebel und Nieselregen gehüllt; es fehle die Sonne. Ohne die seien zu wenige Rhön-Touristen und damit potenzielle Gäste unterwegs.
Deswegen verzichtet Reuter momentan auf den Montag als Öffnungstag; dienstags und mittwochs sei eh geschlossen. Bis März gelten folgende Öffnungszeiten: donnerstags 11 bis 18 Uhr, freitags 11 bis 20 Uhr, samstags 11 bis 20 Uhr und sonntags 10 bis 18 Uhr. Sollte es Richtung Sommersaison gehen, will der Pächter den Montag wieder „aktivieren“. „Personell kommen wir momentan zurecht“, ergänzt er. Aber grundsätzlich suche er Köche und Servicekräfte. „Einige sind wegen der Corona-Situation angesprungen. Andere Branchen suchen ja Leute.“
5. Für Wanderer, Skifahrer und Langläufer: Das Neustädter Haus
An verschiedenen Wanderwegen und Loipen liegt das Neustädter Haus. Hier hofft Wirt Alexander Hartan auf etwas besseres Wetter und noch mehr Schnee. Dann wäre, seiner Ansicht nach, der Zuspruch von Wanderern und Skilangläufern auch unter der Woche etwas besser. Mit dem vergangenen Wochenenden war Hartan, der das Rhönklub-Haus am Südhang des Kreuzbergs seit gut fünf Jahren mit seiner Frau Maria betreibt, ganz zufrieden. Außer am Montag empfängt er Gäste täglich zwischen 12 und 16 Uhr. Falls sich die Wetterbedingungen verbessern, würde er die Öffnungszeiten aber durchaus auch verlängern. Keine Probleme gibt es laut dem Wirt mit der Anfahrt zu dem zwischen Sandberg und Bischofsheim oben am Käuling gelegenen Wander- und Ausflugsziel. Die Zusammenarbeiter mit der Straßenmeisterei, die für das Räumen der Zufahrt zuständig ist, funktioniere hervorragend.
6. Für Rodler: Die Thüringer Hütte
"Wir können uns überhaupt nicht beklagen", lautet die Bilanz von Jürgen Schmidt über den bisherigen Verlauf der Wintersaison. In der von ihm betriebenen Thüringer Hütte hat er kaum etwas von Corona bemerkt. Der Betrieb sei mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, bei großem Andrang auch bis 18 Uhr geöffnet und laufe derzeit zweigleisig. Sowohl im Lokal wie auch am Kiosk im Außenbereich sei die Nachfrage groß. Das führt der Gastronom gleich auf mehrere Faktoren zurück.
Da sind zum einen gute Anbindung an Winterwanderwege und Loipen und die Rodelbahn, zum andern die gute Erreichbarkeit der auf 720 Metern Höhe gelegenen Hütte, dank von der "fixen Truppe" des Bauhofs Nordheim gut geräumten Straße. Was sich, laut Schmidt, zusätzlich recht positiv auswirke, sei die aktuelle Schließung der Klostergastronomie auf dem Kreuzberg. Manche seiner Gäste würden oben auf dem Kreuzberg den Gottesdienst besuchen und kämen im Anschluss zum Essen in die Thüringer Hütte.
7. Für die Ruhesuchenden: Das Schweinfurter Haus
"Bei mir läuft nichts, außer der Nase", schimpft Franz Josef Dresch. Den Weg zum Schweinfurter Haus, das er seit einem guten halben Jahr betreibt, finden derzeit nicht sehr viele Gäste. In diesen Tagen sei das Wetter einfach zu schlecht und es liege zu wenig Schnee, dazu kämen noch die wegen Corona ausbleibenden Gäste. Eigentlich rentiere es sich kaum noch, das Wanderheim des Rhönklubs Schweinfurt am Gangolfsberg offen zu halten. Was ihm bleibt, ist die Hoffnung auf bessere Wetterbedingungen in den kommenden Wochen. "Wenn die Schneelage gut ist, ist auch die Bude voll."
8. Für die Geselligen: Die Gemündener Hütte
Mit der spektakulären Aussicht vom Kreuzberg Richtung Arnsberg, Himmeldunk und hessische Rhön kann die Gemündener Hütte punkten. Sie ist die Verpflegungsstation am Berg für Freunde der Kreuzberglifte. In der Regel bleibt die Hütte freitags und samstags geschlossen, da sie an diesen Tagen an Hausgäste vermietet wird. Bei Skibetrieb am Kreuzberg ist die Gemündener Hütte jedoch zugänglich. Diesen Samstag herrscht Betrieb abhängig vom Liftbetrieb. Am Sonntag, 6. Februar, hat die Gemündener Hütte jedoch auf jeden Fall geöffnet und heißt auch Winterwanderer willkommen.
Wo man in der Rhön sonst noch einkehren kann
Kissinger Hütte: Mittwoch und Donnerstag 11 bis 17 Uhr, Freitag und Samstag 11 bis 20 Uhr, Sonntag 11 bis 17: Uhr.
Jagdschloss Holzberghof: Freitag bis Sonntag geöffnet. Infos unter (09772) 12 07.
Kiosk am Basaltsee: Über die Wintermonate geschlossen.
Haus am Roten Moor: Mittwoch bis Sonntag 11 bis 17 Uhr.
Wanderheim Rother Kuppe: Samstag und Sonntag 11.30 bis 16.30 Uhr.
Sennhütte: Dienstag bis Donnerstag 12 bis 16.30 Uhr, Freitag und Samstag 12 bis 21.30 Uhr, Sonntag 12 bis 21 Uhr.
Fuldaer Haus: Dienstag bis Samstag: 10.30 bis 23 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr.
Enzianhütte Rhön: Mittwoch bis Sonntag 11.30 bis 22 Uhr.