
Vor sechs Monaten wurde der Neubau des Franziska-Streitel-Altenheims in Mellrichstadt eingeweiht. Das Leben in Hausgemeinschaften, in denen sich die Bewohnerinnen und Bewohner in alltägliche Aufgaben einbringen können, hat sich bewährt. Schon kurz nach der Eröffnung hatte sich Einrichtungsleiterin Monika Heusinger von diesem neuen Konzept in der Altenpflege begeistert gezeigt. Bürgermeister Michael Kraus, Vorsitzender der Julius-Spital-Stiftung, die Trägerin der Mellrichstädter Altenheime ist, freut sich über das positive Feedback nach den Anstrengungen der Bauzeit.

Doch die ist noch nicht zu Ende. Direkt nach der Einweihung des Neubaus hat die Sanierung des bisherigen Altenheims am Hainberg begonnen. Wenn der sogenannte Nordflügel im kommenden Jahr fertiggestellt wird, sind insgesamt neun Hausgemeinschaften mit 99 Plätzen im Franziska-Streitel-Altenheim eingerichtet. Doch bis dahin ist noch viel zu tun. "Wir gehen bei der Sanierung auf Rohbau-Niveau zurück und machen alles neu", beschreibt Bauleiter Stefan Lorenz vom Ingenieurbüro Federlein in Salz das Procedere.
Sämtliche Rohre und Leitungen werden neu verlegt
Das wird bereits an der Außenansicht deutlich. Der ehemalige Eingangsbereich mit großem Foyer ist abgerissen, die Fundamente der neuen Fluchttreppe wurden gelegt. Im Innern des 1988 eingeweihten Gebäudes werden alle Zimmer und Flure entkernt und sämtliche Leitungen und Rohre neu verlegt. "Heizung, Wasser und Strom – alles wird neu installiert", sagt Lorenz. Zudem werden neue Fenster und Türen eingebaut und die Bereiche im Anschluss an den Neubau für die Wohngruppen umgestaltet. "Die äußere Form bleibt, aber innen verändert sich das Gesicht des Hauses komplett", kündigt Michael Kraus an.

Das geht nicht geräuschlos vonstatten. Nicht nur, was den Baulärm für die Bewohner des Neubaus betrifft. Auch in puncto Planung verlangt die Maßnahme den Verantwortlichen viel ab. "Der Bau am Hainberg ist ein immens großes Projekt für die Stadt und die Julius-Spital-Stiftung", macht der Bürgermeister deutlich. Das belegt schon der Blick auf die Kosten von über 20 Millionen Euro.
Koordination der verschiedenen Gewerke ist schwierig
Auch die Planung und Beauftragung der Firmen rund Sanierung hat es in sich. "Sämtliche Vergabeverfahren laufen, wie schon beim Neubau, nach EU-Recht. Das bedeutet, dass die Ausschreibungen europaweit erfolgen müssen", so der Stadtchef. Da dies oftmals langwierige und komplizierte Verfahren sind, wurde das Büro Federlein mit der Bauherrenvertretung beauftragt. "Solch ein großes Projekt mitzubetreuen, kann die Verwaltung nicht stemmen", macht Kraus klar.

Schwierig sei dabei vor allem die Koordination der verschiedenen Gewerke, sagt Stefan Lorenz. Abbruch, Entkernung und Trockenbau, Installationsarbeiten und Innenausbau müssen Hand in Hand gehen. "Wenn sich Arbeiten verzögern oder ein Handwerksbetrieb ausfällt, hat das direkt Auswirkungen auf alle nachfolgenden Gewerke." Und jede Verzögerung kostet Geld. Lorenz behält den Bauablaufplan genau im Auge. "Wir sind bislang in gutem Fahrwasser", wie er versichert.

Nach knapp sechs Monaten Rückbau blickt der Bautechniker jetzt wieder voraus: "Wir sind so weit, dass jetzt der Innenausbau starten kann." Die Stadt freut sich, dass bei der Ausschreibung auch eine einheimische Firma den Zuschlag bekommen hat. Die Firma Hohmann aus Mellrichstadt erledigt bei der Sanierung die Schreinerarbeiten.
Sanierungssumme macht ein Drittel der Gesamtkosten aus
Die Summe für die Sanierung beträgt laut Kraus und Lorenz knapp ein Drittel der Gesamtkosten von 20 Millionen Euro. Das bedeutet, dass sich die Kosten für Neubau und Sanierung in etwa die Waage halten. Das Konzept der Wohngemeinschaften im Neubau wird auf den Altbau übertragen, im Erdgeschoss wird der Bereich für die Kurzzeitpflege eingerichtet. "Das Herzstück im sanierten Gebäude wird die neue Begegnungsstätte am Hainberg werden", kündigt der Bürgermeister an.

Wie berichtet, wird der ehemalige Speisesaal zu einem sozialen Treffpunkt umgebaut. Hierher können dann auch ältere Bewohner des Hainbergs, die noch nicht gepflegt werden müssen, zum offenen Mittagstisch kommen. Denn das Franziska-Streitel-Heim soll nicht nur ein Haus für Altenpflege sein, sondern zum Begegnungszentrum im größten Baugebiet der Stadt werden.
Südflügel bleibt leerstehen: Abriss ist noch Zukunftsmusik
Wenn der Nordflügel des Altenheims auf den Standard des Neubaus angehoben wurde, bleibt allerdings noch eine Frage offen: Was passiert mit dem angrenzenden Gebäudekomplex des ehemaligen Kreiskrankenhauses, dem sogenannten Südflügel? Dieser war 1969 in Betrieb gegangen und hat heute ausgedient. Bürgermeister Michael Kraus macht deutlich, dass es dabei bleiben wird: "Die Julius-Spital-Stiftung kann keine weiteren Millionen in die Hand nehmen, um auch noch diesen Gebäudeteil zu sanieren." Ein Abriss mit Neubau sei daher ebenfalls keine Option, auch wenn immer mehr Pflegeplätze gebraucht werden.

Durch den Abriss des einstigen Foyers steht der Südflügel nun ohne Verbindung zum Franziska-Streitel-Altenheim auf dem Gelände. Denkbar sei, dass dieser Gebäudeteil, wenn eine gute Förderung winkt, ersatzlos abgerissen wird, so Kraus. Zudem sei die Stadt offen für Angebote von Investoren, die dort möglicherweise Wohnungen einrichten könnten. Doch das ist laut Bürgermeister alles Zukunftsmusik. Klar sei in dieser Hinsicht bislang nur eines: "Es wird nicht noch einen weiteren Altenheim-Flügel geben."