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Bad Neustadt
Mit Ohrenschmerzen in die Klinik: Wirkt sich der Hausärztemangel auf die Notaufnahme des Rhön-Klinikum Campus aus?
Es gibt zu wenige Hausärzte. Ob dieser Umstand Einfluss auf die Zentrale Notaufnahme in Bad Neustadt hat und warum das Team sogar schon tierischen Besuch hatte.
In der Zentralen Notaufnahme des Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt versorgen Chefarzt Dr. Michael Schneider und sein Team jährlich etwa 28.000 Patienten.
Foto: Josef Lamber | In der Zentralen Notaufnahme des Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt versorgen Chefarzt Dr. Michael Schneider und sein Team jährlich etwa 28.000 Patienten.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 17.07.2024 02:41 Uhr

Ein langer Gang, links und rechts Türen, hier und da Bildschirme: In der Zentralen Notaufnahme des Rhön-Klinikums Campus Bad Neustadt sieht es so aus, wie sich die meisten Menschen diese Station wohl vorstellen würden. Von anderen gängigen Klischees wie Lärm und Hektik ist dagegen nichts zu spüren. "Es wäre hier nur laut und hektisch, wenn unsere Arbeit nicht richtig organisiert wäre. Wenn es gut läuft, ist es leise und die Mitarbeitenden rennen nicht", sagt Dr. Michael Schneider, Chefarzt und Leiter der Zentralen Notaufnahme beim Gang durch die Räumlichkeiten.

Bildschirme in der Zentralen Notaufnahme informieren Michael Schneider und die Mitarbeitenden darüber, welche Personen demnächst mit Rettungswagen oder Hubschrauber gebracht werden.
Foto: Josef Lamber | Bildschirme in der Zentralen Notaufnahme informieren Michael Schneider und die Mitarbeitenden darüber, welche Personen demnächst mit Rettungswagen oder Hubschrauber gebracht werden.

Dort gibt es einen Wartebereich für diejenigen, die weniger dringend behandelt werden müssen und selbst die Notaufnahme aufsuchen. Bildschirme informieren per telemedizinischer Datenübertragung aus Rettungswagen oder Hubschrauber darüber, welche Patienten demnächst vom Rettungsdienst gebracht werden. 

Die Wege in der Zentralen Notaufnahme in Bad Neustadt sind kurz

Sie werden in einem der Schockräume, deren Ausstattung eine bestmögliche Versorgung ermöglicht, versorgt. Patienten, die hier behandelt werden, kommen wegen Herzinfarkten, Schlaganfällen oder schweren Unfällen. Sowohl die Radiologie als auch das Herzkatheter-Labor liegen wie der Anfahrtsplatz der Rettungsfahrzeuge nicht weit entfernt.

Ein tierischer Besucher in der Notaufnahme des Rhön-Klinikum Campus

"Ein Stockwerk darüber befindet sich die Intensivstation und auch der Hubschrauberlandeplatz ist schnell erreichbar", erklärt Schneider. Obwohl er bei seiner Arbeit mit vielen dramatischen Schicksalen konfrontiert wird: Sein Job bereite ihm Freude und sei abwechslungsreich, sagt der Mediziner. Vom Schlaganfall über einen Patienten, der seinen Ring nicht mehr vom Finger bekommt, bis hin zu Herzinfarkten oder Hirnblutungen sei alles dabei.

'Die Aussicht ist einmalig', sagt Michael Schneider über den Hubschrauberlandeplatz des Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt. Zeit, diese zu genießen, hat der Mediziner im beruflichen Alltag freilich nicht.
Foto: Josef Lamber | "Die Aussicht ist einmalig", sagt Michael Schneider über den Hubschrauberlandeplatz des Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt. Zeit, diese zu genießen, hat der Mediziner im beruflichen Alltag freilich nicht.

An einen kuriosen Fall kann er sich gut erinnern. "Um 2 Uhr fragt ein Mann: 'Könnt ihr meinem Kumpel helfen? Ihm geht es nicht gut, er bräuchte vielleicht eine Infusion'", so Schneider. "Dann macht er seinen Mantel auf und da ist ein Papagei drin", sagt Schneider und lacht. Schließlich sei die Notaufnahme für menschliche und nicht für tierische Patienten da.

Wirkt sich der Hausarztmangel auf die Notaufnahme in Bad Neustadt aus?

Um einzuschätzen, wie dringend eine Person behandelt werden muss, wird laut dem Chefarzt eine fünfstufige Triage angewendet. "Zentrale Fragestellung ist, ob der Patient lebensbedrohlich erkrankt oder verletzt ist", so Schneider. "Patienten der Kategorie vier und fünf kann man meist ins Wartezimmer setzen, in drei fällt eine schwere Lungenentzündung. Eins ist ein Schwerstverletzter oder ein schwerer Schlaganfall".

Pro Jahr verzeichne die Zentrale Notaufnahme rund 28.000 Patienten. "Durchschnittlich 80 bis 100 pro Tag. Es sind auch mal 140 bis 160, wenn zum Beispiel Glatteis ist. Zuletzt stiegen unsere Patientenzahlen jährlich um rund 1000 Personen", so der Chefarzt. Damit liege man im deutschlandweiten Trend. Eine ständige Überlastung der Notaufnahme sieht er nicht. Es gebe jedoch Spitzenzeiten, an denen die Kapazität der Notaufnahme und die Bettenkapazität der Klinik aufgrund des hohen Patientenaufkommens an ihre Grenzen stößt. Man könne durch die gute Zusammenarbeit im eigenen Team und mit den anderen Abteilungen des Rhön-Klinikum Campus flexibel reagieren.

Der Hausärztemangel ist laut Chefarzt Michael Schneider nicht die Ursache für die gestiegenen Patientenzahlen der Notaufnahme. 
Foto: Josef Lamber | Der Hausärztemangel ist laut Chefarzt Michael Schneider nicht die Ursache für die gestiegenen Patientenzahlen der Notaufnahme. 

Wer keine akute Versorgung braucht, wird untersucht und an die Kassenärztliche Bereitschaftspraxis direkt neben der Notaufnahme oder seinen Hausarzt verwiesen. "Es sind seit mehreren Jahren konstant rund zehn Prozent der Patienten hier, die besser für den Hausarzt geeignet wären", so der 52-Jährige. Diese Zahl habe sich im Vergleich zum allgemeinen Patientenaufkommen nicht erhöht.

Womit in die Notaufnahme, womit eher zum Hausarzt?

Dass viele Menschen keinen Hausarzt mehr haben, sieht Schneider nicht als Ursache für die höheren Patientenzahlen. So könnten für manchen auch ein eintägiger Durchfall, langanhaltende Ohrenschmerzen oder Fieber eine Notlage darstellen. "Da lassen sich keine Rückschlüsse ziehen. Der Patient definiert sich selbst als Notfall".

Hat er Tipps, um unnötige Besuche in der Notaufnahme zu vermeiden? "Bei nicht akuten Problemen erst den Hausarzt fragen oder sich über die 116 117 vom Ärztlichen Bereitschaftsdienst beraten lassen", rät er. "Bei akuter Atemnot, Brustschmerz, Schlaganfall-Symptomen wie Halbseitenlähmungen, schweren allergischen Reaktionen, Knochenbrüchen oder Herzrhythmusstörungen zu uns kommen. Dafür gibt es eine Notaufnahme".

Zur Person: Dr.  Michael Schneider

Michael Schneider ist Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Klinische Akut- und Notfallmedizin, Notfallmedizin und leitender Notarzt im Landkreis Rhön-Grabfeld. Von 2010 bis 2018 leitete er als Chefarzt die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Rhön-Kreisklinik, seit 2019 ist er Chefarzt der Zentralen Notaufnahme des Rhön-Klinikum Campus.
Quelle: Rhön-Klinikum Campus
 
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Kommentare
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  • Ramona Ment
    Herr Seubert, der Arztkittel war nur fürs Foto. Wer keine Ahnung hat, sollte schweigen.
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  • Walter Seubert
    Der Chefarzt sollte einmal das tragen von langärmeligen Arztkitteln und einer Uhr mit seiner Hygienefachkraft oder seinem hygienebeauftagten Arzt besprechen.
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  • Klaus Buechner
    Wenn das Ihr einziges Problem ist scheint es Ihnen ja zum Glück gut zu gehen….
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