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Mellrichstadt
Mellrichstädter Künstler wird 80: Was wünscht sich Peter Klier?
Er wird der Rhöner Spitzweg genannt, seine Karikaturen sind international bekannt. An diesem Samstag feiert Peter Klier 80. Geburtstag und verrät, was er noch vorhat.
Peter Klier am Zeichentisch: Hier entstehen seine mit liebevollen Details gespickten Karikaturen, die den Mellrichstädter Künstler bekannt gemacht haben.
Foto: Simone Stock | Peter Klier am Zeichentisch: Hier entstehen seine mit liebevollen Details gespickten Karikaturen, die den Mellrichstädter Künstler bekannt gemacht haben.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:57 Uhr

Feinsinnige Karikaturen mit humorigem, zuweilen ironisch-bissigem Hintergrund sind sein Markenzeichen. Peter Klier, von Freunden und Bewunderern der Rhöner Spitzweg genannt, kann auf ein reichhaltiges Schaffen insbesondere in den vergangenen 20 Jahren zurückblicken. An diesem Samstag feiert der Mellrichstädter Künstler 80. Geburtstag und hat sich dazu selbst das schönste Geschenk gemacht: Er hat einen neuen Bildband herausgebracht.

„Das letzte Märchen“ heißt sein neuestes Werk, das 80 bislang unveröffentlichte Bilder beinhaltet, die in den vergangenen 20 bis 30 Jahren entstanden sind. Seit seiner Pensionierung 1998 ist die Kreativität noch stärker aus Peter Klier herausgesprudelt. Rund 900 Bilder hat der einstige Leiter der Berufsschule Mellrichstadt seither gemalt, großformatige Wandbilder ebenso wie kleine Zeichnungen mit liebevollen Details in einer selbst entworfenen komplizierten Mischtechnik aus Aquarell, Acryl und Bleistiftzeichnung, die seine Arbeiten so unverwechselbar machen.

Wagnerlaweia und Wahnfried

Insgesamt 15 Bildbände hat der Künstler herausgebracht, internationale Ausstellungen mit Bilderzyklen haben ihm viel Anerkennung gebracht. Peter Klier hat seine Werke unter anderem in Österreich, Japan und den USA gezeigt. „Höhepunkt war die große Ausstellung während der Bayreuther Festspiele 2008 in der Villa Wahnfried“, sagt der Mellrichstädter. Dazu ist der Bildband „Wagnerlaweia“ mit 68 Karikaturen zu den Musikdramen von Richard Wagner erschienen. Für den Opernfreund mehr Vergnügen denn Arbeit.

Tristan und Isolde: Ein Motiv aus dem Bilderzyklus 'Wagnerlaweia' von Peter Klier.
Foto: Peter Klier | Tristan und Isolde: Ein Motiv aus dem Bilderzyklus "Wagnerlaweia" von Peter Klier.

Doch wie kam Peter Klier zur Kunst? „Mir war schon immer klar, dass ich malen möchte“, sagt er. Sein Vater arbeitete als freischaffender Maler, doch dass man davon mehr schlecht als recht eine Familie ernähren kann, wusste der 1939 in Karlsbad geborene und in Ansbach aufgewachsene Peter schon bald. Er wählte also einen bodenständigen Beruf, studierte Wirtschaft und Recht an der Universität Erlangen, nebenbei natürlich auch Kunst, legte 1963 die erste Staatsprüfung ab und kam als Referendar nach Mellrichstadt.

Königliche Ankunft in Mellrichstadt

„Im damaligen Zonenrandgebiet wurden Lehrer im neu angebotenen Fach Wirtschaft dringend gesucht. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo Mellrichstadt liegt, doch das Jobangebot an der Kreisberufsschule war zu verlockend“, so Klier. Mit seiner Frau Ilse, die er beim Tanzkurs kennengelernt und 1962 geheiratet hatte, zog der junge Referendar in den Norden Bayerns. „Weil die Zugfahrt von Würzburg nach Mellrichstadt damals sehr lange dauerte, schickte Landrat Alfred Hauser seinen Chauffeur los, um mich mit dem Dienstwagen in Würzburg abzuholen“, erinnert sich Peter Klier. „Ich habe mich gefühlt wie ein König.“

Das Streustädtchen Mellrichstadt gefiel den Kliers sofort, „die Kollegen waren nett und die Schüler ein Traum“, sagt Peter Klier rückblickend. Einziger Wermutstropfen: Der Opernfreund musste von nun an weitere Wege in Kauf nehmen, um seiner Passion zu frönen. Ohne Führerschein und Auto waren die Fortbewegungsmöglichkeiten auf dem Land zudem sehr eingeschränkt. „Dafür gab es in Mellrichstadt alles zu kaufen, was man zum Leben brauchte. Es gab auch noch einen tollen Herrenausstatter, dessen Anzüge von Kollegen aus der Großstadt stets bewundert wurden, und sogar ein Hut- und ein Schirmgeschäft“, erinnert er sich. Einen Opernzirkel mit Gleichgesinnten scharten die Kliers schnell um sich. Man lebte sich ein.

Zwei Glücksfälle

1983 wurde Peter Klier Leiter der Berufsschule, Mellrichstadt war da schon längst zu seiner Heimat geworden. „Für mich war es ein Glücksfall, dass ich Mellrichstadt entdeckt habe“, sagt er heute. Und er war ein Glücksfall für Mellrichstadt. 1981 rief er die Kunstausstellung „Bilder – Skulpturen – Objekte“ ins Leben, die heuer zum 39. Mal Künstlern aus der Region ein Forum gibt, sich einem breiten Publikum vorzustellen. 1983 initiierte er die Gastspiele des Maßbacher Theaters in der Stadt, die bis heute Bestand haben. Ehrenamtlich führte er die Volkshochschule in Mellrichstadt, bis Anfang der 1990er Jahre Klaus Schemmerling hauptamtlicher Leiter wurde. Seither ist er Vorsitzender des Fördervereins der Vhs.

Ein Motiv aus dem Kalener Altstadtzauber VIII von Peter Klier: Max und Moritz über den Dächern von Mellrichstadt.
Foto: Simone Stock | Ein Motiv aus dem Kalener Altstadtzauber VIII von Peter Klier: Max und Moritz über den Dächern von Mellrichstadt.

Ans Herz gewachsen ist Peter Klier sein Kalender „Alt-Mellrichstadt“, dessen Erlös er der Vhs zur Verfügung stellt. Das Arbeiten an Bildern für die Jahre 2020/21 ist sein nächstes Projekt, auf das er sich schon freut. Ebenso wie über die große Nachfrage nach diesen Werken. Seine Dauerausstellungen „Altstadtzauber“ im Schloss Wolzogen in Mühlfeld und in der Kirchbergschule in Ostheim geben einen Einblick in diese Reihe.

Ein Wunsch und ein Ziel

Derzeit stellt der Mellrichstädter Künstler Bibelbilder mit dem Titel „Freuet euch“ im Bruder-Franz-Haus am Kreuzberg aus. Sein großer Wunsch: Seine 80 Bibelbilder würde Peter Klier gern einer Einrichtung, am liebsten in der Rhön, als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen. Wer Interesse hat, kann sich gern bei ihm melden.

Und welche Ziele hat Peter Klier sonst noch mit 80? „Ich denke über einen Rhön-Zyklus nach, der die Rhön ein bisschen verfremdet, mit teils lustigen, teils märchenhaften Motiven zeigt.“ Bis zu zehn Jahre arbeitet der Künstler an solch einem Zyklus. „Mal schauen, ob sich diese Idee noch verwirklichen lässt“, sagt Peter Klier verschmitzt. So rüstig und voller Elan, wie der Mellrichstädter seinen Geburtstag feiert, besteht daran wohl kein Zweifel.

 
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