Diese Freundschaft provozierte ihn bereits zu mehreren Büchern über die geliebte Oper, bei der das Pathos und die Parodie bekanntlich nicht weit entfernt sind. Nun erschien ein drittes Werk: „Wagnerlaweia“; wer die Zeichnungen, die in Wahnfried hängen, schätzt, wird sich auch das Buch zulegen.
Definiert man Kliers Zeichenkunst genauer, so kann man sich getrost an die Worte des Bayreuther Oberbürgermeisters Michael Hohl halten, der vom Augenzwinkernden der Wagner-Adaptionen sprach, von der spitzen Feder des Karikaturisten, der aufspießt, aber nicht tötet. Hohl sprach gar von der „humoristischen Erlösung“ der wagnerschen Schwere durch die luftleichten Interpretationen, die Klier den großen Opernmomenten Richard Wagners angedeihen ließ.
So vermag man von der Unverträglichkeit des Mythischen mit dem Modernen und von einer Lobrede „mit umgekehrten Vorzeichen“ zu sprechen, wie Thomas Mann in einem bekannten geflügelten Wort über Nietzsches Ausfälle gegen Wagner schrieb.
So streng will der Künstler seine Arbeit nicht verstanden wissen: Es ist stets die Liebe zum Gegenstand, die die Karikaturen ermögliche. Hier ginge es, sagte er am Bayreuther Pult, nicht um eine „Verblödelung“, wie man sie oft auf den Bühnen beobachten könne, sondern um ein Nachdenken über Wagners Figuren. Was passiert etwa nach dem letzten Akt? Da hat sich Wotan aufs Altenteil zurückgezogen und pflegt das Hobby des Malens, vorzugsweise seiner gschamigen Walküren-Töchter.
Da ist Evchen Pogner, verheiratete von Stolzing, dick geworden, und schiebt missgelaunt den Kinderwagen durch die Stadt („Grüß Gott, mein Evchen“ – wie ironisch klingt nun Sachsens Gruß), und da schlägt Klingsor sein Wasser an der Gralsburg ab. Weitere Witze, die sich (meist) aus der Dramaturgie ergeben, sollten selber entdeckt werden; es lohnt sich, und es macht Spaß.
So geraten Kliers Arbeiten in die durchaus ernst zu nehmende Wagner-Deutung: Weil er mit dieser Spiel-Art das Schwere leichtnimmt, ohne es zu banalisieren. Hagen als fetter Spießer mit Schnauzer (das Porträt erinnert an George Grosz' Bürger-Visagen aus den 20er Jahren), der im Weltenall schwebende tote Siegfried mit dem ewigen Alben-Alp Alberich auf der Brust (und dem Waldvögelchen auf dem Fuß) – und immer wieder Popos: So schwingt das Pendel der Wagner-Deutung zwischen lässiger Erotik und bitterer Interpretation aus. Putzig? Gewiss – doch immer mit sicherem Strich, Intelligenz, Humor und jener Souveränität des Afficionado, dem die Oper – obwohl der gebürtige Karlsbader zum bekennenden Mellrichstädter wurde – „die große Welt“ ist. Samt entzückendem, putzigem Fafner-Drachen . . .
Im Blickpunkt
„Wagnerlaweia“ Zur Ausstellung ist ein Buch erschienen, das nur an der Museumskasse und beim Autor selbst erhältlich ist: Peter Klier, Mittlerer Hainbergweg 1, 97638 Mellrichstadt, Tel. (0 97 76) 66 96.