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Bad Neustadt
Mann drohte Ordnungsamts-Chef in Bad Neustadt mit Mord: "Und mit dir fang' ich an!"
Ein Mann in offenbar "psychischer Ausnahmesituation" bedrohte Mitarbeiter im Rathaus Bad Neustadt. Der Vorfall verlief ohne Verletzte, aber nicht ohne Folgen.
Der Ordnungsamtsleiter von Bad Neustadt, Oliver Seufert, wurde  am Mittwoch in seinem Büro verbal von einem Mann bedroht. Wie er den Zwischenfall erlebte.
Foto: Thomas Obermeier | Der Ordnungsamtsleiter von Bad Neustadt, Oliver Seufert, wurde am Mittwoch in seinem Büro verbal von einem Mann bedroht. Wie er den Zwischenfall erlebte.
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 30.01.2025 02:41 Uhr

Die "schreckliche Tat" des tödlichen Messerangriffs in Aschaffenburg beschäftige aktuell alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bad Neustädter Rathauses sehr, so Bürgermeister Michael Werner in der jüngsten Stadtratssitzung am Donnerstag. Der Grund: Am Tag der Aschaffenburg-Tat habe es, wie Werner formulierte, einen "ähnlichen Fall" im Bad Neustädter Rathaus gegeben. Glücklicherweise mit anderem Ausgang: In Bad Neustadt blieb es bei verbalen Drohungen, verletzt wurde niemand. 

Die Drohungen formuliert habe ein Mann, der sich, laut Marco Di Blasio, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bad Neustadt, seinem Verhalten und seinen Äußerungen nach, wohl in einer "psychischen Ausnahmesituation" befand. Alkohol sei definitiv nicht im Spiel gewesen. Der Mann sei deutscher Staatsbürger und habe familiäre Beziehungen in die Region, weshalb er sich in Bad Neustadt aufhielt, so der Polizeichef am Freitag auf Anfrage.

Der Mann wurde nicht zum ersten Mal ins Bezirkskrankenhaus eingewiesen

Eine im Laufe des Zwischenfalls verständigte Polizeistreife habe den Mann nach dem Vorfall im Stadtgebiet Bad Neustadt angetroffen. Das am Landratsamt angesiedelte Gesundheitsamt wurde hinzugezogen und der Mann ins Bezirkskrankenhaus Werneck eingewiesen. Es war offenbar nicht das erste Mal, dass er dort war: In jüngster Vergangenheit hatte es schon einmal eine Einweisung des Mannes ins Bezirkskrankenhaus gegeben, so Landratsamts-Pressesprecher Christian Hüther auf Anfrage. Die Stadt Bad Neustadt habe mittlerweile wegen des Vorfalls Anzeige erstattet, so Polizeichef Di Blasio, die Polizei ermittle wegen des Tatbestands der Bedrohung. 

Die Stadt Bad Neustadt prüft aktuell, ob Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig besser geschützt werden können.
Foto: Thomas Obermeier | Die Stadt Bad Neustadt prüft aktuell, ob Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig besser geschützt werden können.

Was war genau am Mittwochmorgen passiert? Bürgermeister Werner schilderte den Vorfall zu Beginn der öffentlichen Ratssitzung am Donnerstagabend: Zunächst sei der Mann, der später auffällig werden sollte, gegen 8.30 Uhr im Rathaus-Gang auf Bürgermeister Michael Werner getroffen und hatte ein Anliegen formuliert. "Das war noch harmlos", so Werner. Aufgrund seiner Belange habe er den Mann ans gegenüberliegende Landratsamt verwiesen.

Bürgermeister Werner: Der Mann drohte Mitarbeitern, dass er ihnen "den Kopf abhackt"

Im Landratsamt habe besagter Mann nur den Eingangsbereich betreten, wie Landratsamts-Pressesprecher Hüther erklärte. Bei diesem Kurzbesuch sei es zu "Geplärre und Drohgebärden" gekommen. Der Mann habe das Gebäude aber zeitnah freiwillig wieder verlassen. Landratsamt-Mitarbeiter informierten anschließend trotzdem die Polizei.

15 bis 30 Minuten nach seinem ersten Besuch im Rathaus traf der Mann dort wieder ein, diesmal im Büro von Ordnungsamtsleiter Oliver Seufert. Dort habe sich der Mann selbst – ohne, dass aktiv auf ihn eingewirkt worden sei – "so in Rage geredet", dass er am Ende Ordnungsamtsleiter und Mitarbeiterinnen gesagt habe, "dass er sie umbringt und ihnen den Kopf abhackt", schilderte Bürgermeister Werner den Vorfall in der Ratssitzung. "Und mit dir fang' ich an!", habe er auf den Ordnungsamtsleiter gedeutet, so Werner weiter.

"Da habe ich mit allem rechnen müssen."
Ordnungsamtsleiter Oliver Seufert über den Zwischenfall

Ordnungsamtsleiter Oliver Seufert berichtete dieser Redaktion am Freitagmorgen von dem Vorfall: Nicht mehr als 30 bis 40 Zentimeter entfernt habe der Mann vor ihm gestanden. Er sei allein mit dem Mann im Zimmer gewesen, über eine Verbindungstür hätten allerdings seine Kolleginnen den Zwischenfall verfolgt und im Zuge der zunehmenden Eskalation dann auch telefonisch die Polizei verständigt.

Der Mann, erinnerte Seufert, habe von sich als "gefährlichstem Mann in ganz Deutschland" gesprochen und unter anderem demonstrativ seine Tattoos gezeigt. Seufert sprach von einer "beängstigenden Situation", die er vor allem auf den "wirren, irren Gesichtsausdruck" des Mannes zurückführte. "Da habe ich mit allem rechnen müssen."

Was dem Ordnungsamtsleiter durch den Kopf ging

Er selbst, sagte Seufert, sei nicht erst seit gestern im Job und nach 25 Jahren Dienst, davon sechs Jahre im Jobcenter, einiges an Beleidigungen gewohnt. Eine Morddrohung sei bislang aber noch nicht gegen ihn ausgesprochen worden. Er absolviere regelmäßig Deeskalationstrainings, was ihm möglicherweise in dieser rund fünf Minuten andauernden Situation geholfen habe. "Ich habe ihn reden lassen."

Zugleich hat der Ordnungsamtsleiter genau seine Umgebung gescannt: Womit könnte er sich im Notfall wehren, wohin könnte er flüchten? So weit kam es nicht: Nach seiner Morddrohung habe der Mann verkündet, selbst zur Polizei zu gehen, die Tür zivilisiert hinter sich geschlossen und das Rathaus verlassen, so Seufert.

Bürgermeister Werner denkt über Veränderungen beim Thema Sicherheit nach

Bürgermeister Werner thematisierte in der Ratssitzung am Donnerstag den Sicherheitsaspekt: Als er zwei Stunden nach dem Vorfall im Rathaus Bad Neustadt von der Tat in Aschaffenburg las, habe das ihn als Verantwortlichen zweifeln lassen: "Sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ordentlich geschützt? Und welche Maßnahmen können wir ergreifen?"

Mittlerweile sei er auch mit dem Münnerstädter Bürgermeister Michael Kastl diesbezüglich im Austausch. In Münnerstadt hatte es in der Vergangenheit einen Zwischenfall im Rathaus mit einem psychisch kranken Mann gegeben.

Derartige Vorfälle, davon ist Oliver Seufert überzeugt, hat es und werde es immer wieder geben. Auch deshalb wollte er das Thema öffentlich machen und einen Umgang finden. Auf der einen Seite solle das Rathaus allen Bürgern offen stehen, Servicebetrieb sein, auf der anderen Seite stehe das Thema Sicherheit. Das Rathaus Bad Neustadt arbeitet an Lösungen.

Der Text wurde aktualisiert.

 
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  • Werner Fuchs
    Vielleicht sollte man auch mal im Ordnungsamt nachschauen. Mit welcher Arroganz Menschen, die sich beschweren möchten, dort behandelt werden!!
    Ich halte solche Drohungen keinesfalls für richtig, aber man kommt sich oft sehr hilflos vor.
    In Bad Neustardt ist das sehr schlimm!
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  • Steffen Cyran
    "Der Mann drohte Mitarbeitern, dass er ihnen den Kopf abhakt"

    Da prüfen wir bitte nochmal die Rechtschreibung ;)
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  • Gerhard Zwierlein
    naja...auch nur ein Mensch...ich würde das Thema abhaken....
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  • Thomas Kron
    @Herr Amend. Was habe ich erfunden? Im Artikel steht: "Das am Landratsamt angesiedelte Gesundheitsamt wurde hinzugezogen und der Mann ins Bezirkskrankenhaus Werneck eingewiesen." Das ist letztendlich in Aschaffenburg nicht passiert.
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  • Martin Deeg
    Der Täter von Aschaffenburg wurde ebenfalls mehrfach eingewiesen bspw. nachdem er Polizeibeamte angegriffen hat.

    Versäumt wurde in Aschaffenburg eine einstweilige Unterbringung wie bei dem vor wenigen Tagen freigesprochenen Mann aus Münnerstadt....
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  • Martin Deeg
    Und: sieht die Staatsanwaltschaft im Fall - immerhin klare "Morddrohungen" - hier einen Anlass für eine einstweilige Unterbringung gem. § 126a StPO....?

    Wird hier ein psychiatrisches Gutachten beantragt? Dafür muss man keine Gesetze ändern oder "härten"!
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  • Roland Albert
    Das tragische an solchen Vorfällen ist, dass es für diese Personen keinen Dokumentationsschutz präventiv gibt. Unsere gottgegebene DSGVO verhindert dies. Mit einem Codewort könnte er über Videotechnik mit Alarmfunktion direkt Alarm auslösen. Einfach nicht gewollt in D.
    Der Täterschutz überwiegt… alles.
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  • Thomas Kron
    Wie man an diesem Beispiel sieht ist es nicht von der Nationalität abhängig, ob jemand psychisch krank ist oder nicht. Hier wurde das getan, was man leider in Aschaffenburg versäumt hat. Der Mensch wurde eingewiesen.
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  • Peter Koch
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  • Harry Amend
    Falsch, die person wurde schon öfters eingewiesen, einfach mal richtig lesen und nicht irgendwelche Geschichten erfinden.
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  • Martin Deeg
    Man muss unterscheiden zwischen der behördlichen Einweisung wegen Verdachts "akuter" Eigen- oder Fremdgefährdung, die ärztlich beendet werden muss, wenn diese akute Gefährdung offenkundig nicht (mehr) vorliegt, PsychKHG - und der einstweiligen Unterbringung nach der StPO, bei der das Vorliegen einer "Gefahr für die Allgemeinheit" und ggf. weitere Maßnahmen geprüft werden.

    Im ersteren Fall gibt es in Bayern offenbar eine Praxis der "Drehtür"-Einweisungen, die zwar die Betroffenen und die Kliniken erheblich belasten - aber nirgends hinführen.
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  • Roland Albert
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  • Manfred Englert
    Herr Deeg, sprechen Sie doch nicht so viel über eine Polizei, die Sie gar nicht kennen.
    Würden Sie schreiben, wie die Polizei in BW vorginge, könnte ich das akzeptieren, Sie jedoch äußern sich zu etwas, das Sie überhaupt nicht kennen. Außer vielleicht selbst gemachter Erfahrungen, deren Ursprung Ihre Frustration hervorrief.
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  • Georg Ries
    Googeln Sie einfach mal Herr Englert. Sehr erhellend!!
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  • Martin Deeg
    Um die Polizei geht es in meinem Kommentar überhaupt nicht, wovon also reden Sie! Und welche "Frustration" aufgrund welcher "Erfahrungen" - nochmal: Sie kennen mich nicht.

    Wieso wird ein solcher Kommentar hier überhaupt freigeschaltet.
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  • Manfred Englert
    Tja Herr Deeg, wenn es Ihnen nicht passt, legen Sie los und wettern teils unter der Gürtellinie gegen die, die sich trauen, sich Ihnen entgegen zu stellen und Sie mit konträren Gegebenheiten konfrontieren.
    Ich kenne Sie auch nicht, jedoch berichteten Sie hier im Forum s e l b s t über Ihre Erfahrungen mit der bayer Justiz.
    Hätten Sie es nur mal für sich behalten, wüßten viele Leser hier auch nichts darüber.
    Selbst wenn ein total kritischer Journalist mal eine andere Meinung hat als Sie, widersprechen Sie.
    Aber danke für Ihre Antwort; am besten sparen Sie sich die
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  • Roland Albert
    Das Netz kennt Sie sehr wohl, auch den Werdegang der Aktionen…
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  • Jutta Nöther
    Falsch. Herr Deeg KENNT die Polizei.
    Und obwohl ich bei seinen Kommentaren zu manchen speziellen Themen immer leicht zucke, muss ich beim Rest leider sehr oft zustimmen.
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  • Marcel Schneider
    Es macht aber leider sehr wohl einen Unterschied, ob sich die psychisch kranke Person in Deutschland aufhält (aufhalten darf) oder nicht...
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