
Die "schreckliche Tat" des tödlichen Messerangriffs in Aschaffenburg beschäftige aktuell alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bad Neustädter Rathauses sehr, so Bürgermeister Michael Werner in der jüngsten Stadtratssitzung am Donnerstag. Der Grund: Am Tag der Aschaffenburg-Tat habe es, wie Werner formulierte, einen "ähnlichen Fall" im Bad Neustädter Rathaus gegeben. Glücklicherweise mit anderem Ausgang: In Bad Neustadt blieb es bei verbalen Drohungen, verletzt wurde niemand.
Die Drohungen formuliert habe ein Mann, der sich, laut Marco Di Blasio, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bad Neustadt, seinem Verhalten und seinen Äußerungen nach, wohl in einer "psychischen Ausnahmesituation" befand. Alkohol sei definitiv nicht im Spiel gewesen. Der Mann sei deutscher Staatsbürger und habe familiäre Beziehungen in die Region, weshalb er sich in Bad Neustadt aufhielt, so der Polizeichef am Freitag auf Anfrage.
Der Mann wurde nicht zum ersten Mal ins Bezirkskrankenhaus eingewiesen
Eine im Laufe des Zwischenfalls verständigte Polizeistreife habe den Mann nach dem Vorfall im Stadtgebiet Bad Neustadt angetroffen. Das am Landratsamt angesiedelte Gesundheitsamt wurde hinzugezogen und der Mann ins Bezirkskrankenhaus Werneck eingewiesen. Es war offenbar nicht das erste Mal, dass er dort war: In jüngster Vergangenheit hatte es schon einmal eine Einweisung des Mannes ins Bezirkskrankenhaus gegeben, so Landratsamts-Pressesprecher Christian Hüther auf Anfrage. Die Stadt Bad Neustadt habe mittlerweile wegen des Vorfalls Anzeige erstattet, so Polizeichef Di Blasio, die Polizei ermittle wegen des Tatbestands der Bedrohung.

Was war genau am Mittwochmorgen passiert? Bürgermeister Werner schilderte den Vorfall zu Beginn der öffentlichen Ratssitzung am Donnerstagabend: Zunächst sei der Mann, der später auffällig werden sollte, gegen 8.30 Uhr im Rathaus-Gang auf Bürgermeister Michael Werner getroffen und hatte ein Anliegen formuliert. "Das war noch harmlos", so Werner. Aufgrund seiner Belange habe er den Mann ans gegenüberliegende Landratsamt verwiesen.
Bürgermeister Werner: Der Mann drohte Mitarbeitern, dass er ihnen "den Kopf abhackt"
Im Landratsamt habe besagter Mann nur den Eingangsbereich betreten, wie Landratsamts-Pressesprecher Hüther erklärte. Bei diesem Kurzbesuch sei es zu "Geplärre und Drohgebärden" gekommen. Der Mann habe das Gebäude aber zeitnah freiwillig wieder verlassen. Landratsamt-Mitarbeiter informierten anschließend trotzdem die Polizei.
15 bis 30 Minuten nach seinem ersten Besuch im Rathaus traf der Mann dort wieder ein, diesmal im Büro von Ordnungsamtsleiter Oliver Seufert. Dort habe sich der Mann selbst – ohne, dass aktiv auf ihn eingewirkt worden sei – "so in Rage geredet", dass er am Ende Ordnungsamtsleiter und Mitarbeiterinnen gesagt habe, "dass er sie umbringt und ihnen den Kopf abhackt", schilderte Bürgermeister Werner den Vorfall in der Ratssitzung. "Und mit dir fang' ich an!", habe er auf den Ordnungsamtsleiter gedeutet, so Werner weiter.
Ordnungsamtsleiter Oliver Seufert berichtete dieser Redaktion am Freitagmorgen von dem Vorfall: Nicht mehr als 30 bis 40 Zentimeter entfernt habe der Mann vor ihm gestanden. Er sei allein mit dem Mann im Zimmer gewesen, über eine Verbindungstür hätten allerdings seine Kolleginnen den Zwischenfall verfolgt und im Zuge der zunehmenden Eskalation dann auch telefonisch die Polizei verständigt.
Der Mann, erinnerte Seufert, habe von sich als "gefährlichstem Mann in ganz Deutschland" gesprochen und unter anderem demonstrativ seine Tattoos gezeigt. Seufert sprach von einer "beängstigenden Situation", die er vor allem auf den "wirren, irren Gesichtsausdruck" des Mannes zurückführte. "Da habe ich mit allem rechnen müssen."
Was dem Ordnungsamtsleiter durch den Kopf ging
Er selbst, sagte Seufert, sei nicht erst seit gestern im Job und nach 25 Jahren Dienst, davon sechs Jahre im Jobcenter, einiges an Beleidigungen gewohnt. Eine Morddrohung sei bislang aber noch nicht gegen ihn ausgesprochen worden. Er absolviere regelmäßig Deeskalationstrainings, was ihm möglicherweise in dieser rund fünf Minuten andauernden Situation geholfen habe. "Ich habe ihn reden lassen."
Zugleich hat der Ordnungsamtsleiter genau seine Umgebung gescannt: Womit könnte er sich im Notfall wehren, wohin könnte er flüchten? So weit kam es nicht: Nach seiner Morddrohung habe der Mann verkündet, selbst zur Polizei zu gehen, die Tür zivilisiert hinter sich geschlossen und das Rathaus verlassen, so Seufert.
Bürgermeister Werner denkt über Veränderungen beim Thema Sicherheit nach
Bürgermeister Werner thematisierte in der Ratssitzung am Donnerstag den Sicherheitsaspekt: Als er zwei Stunden nach dem Vorfall im Rathaus Bad Neustadt von der Tat in Aschaffenburg las, habe das ihn als Verantwortlichen zweifeln lassen: "Sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ordentlich geschützt? Und welche Maßnahmen können wir ergreifen?"
Mittlerweile sei er auch mit dem Münnerstädter Bürgermeister Michael Kastl diesbezüglich im Austausch. In Münnerstadt hatte es in der Vergangenheit einen Zwischenfall im Rathaus mit einem psychisch kranken Mann gegeben.
Derartige Vorfälle, davon ist Oliver Seufert überzeugt, hat es und werde es immer wieder geben. Auch deshalb wollte er das Thema öffentlich machen und einen Umgang finden. Auf der einen Seite solle das Rathaus allen Bürgern offen stehen, Servicebetrieb sein, auf der anderen Seite stehe das Thema Sicherheit. Das Rathaus Bad Neustadt arbeitet an Lösungen.
Der Text wurde aktualisiert.
Ich halte solche Drohungen keinesfalls für richtig, aber man kommt sich oft sehr hilflos vor.
In Bad Neustardt ist das sehr schlimm!
Da prüfen wir bitte nochmal die Rechtschreibung ;)
Versäumt wurde in Aschaffenburg eine einstweilige Unterbringung wie bei dem vor wenigen Tagen freigesprochenen Mann aus Münnerstadt....
Wird hier ein psychiatrisches Gutachten beantragt? Dafür muss man keine Gesetze ändern oder "härten"!
Der Täterschutz überwiegt… alles.
Im ersteren Fall gibt es in Bayern offenbar eine Praxis der "Drehtür"-Einweisungen, die zwar die Betroffenen und die Kliniken erheblich belasten - aber nirgends hinführen.
Würden Sie schreiben, wie die Polizei in BW vorginge, könnte ich das akzeptieren, Sie jedoch äußern sich zu etwas, das Sie überhaupt nicht kennen. Außer vielleicht selbst gemachter Erfahrungen, deren Ursprung Ihre Frustration hervorrief.
Wieso wird ein solcher Kommentar hier überhaupt freigeschaltet.
Ich kenne Sie auch nicht, jedoch berichteten Sie hier im Forum s e l b s t über Ihre Erfahrungen mit der bayer Justiz.
Hätten Sie es nur mal für sich behalten, wüßten viele Leser hier auch nichts darüber.
Selbst wenn ein total kritischer Journalist mal eine andere Meinung hat als Sie, widersprechen Sie.
Aber danke für Ihre Antwort; am besten sparen Sie sich die
Und obwohl ich bei seinen Kommentaren zu manchen speziellen Themen immer leicht zucke, muss ich beim Rest leider sehr oft zustimmen.