Erinnerungen an gute, alte Zeiten werden wach. In das beliebte ehemalige Café Wiener, besser bekannt als "Plonkl", zieht wieder Leben ein. Franziska Schirber eröffnet in der einstigen Kultkneipe ein Café und Bistro. Als Starttermin plant die Mellrichstädterin den Juni.
Der "Plonkl" war über viele Jahre hinweg mehr als ein Gasthaus. Für zahlreiche Menschen war er so etwas wie ein zweites Wohnzimmer. 2014 hörte das Wirtepaar Maria und Werner Wiener nach über 40 Jahren auf. Noch zweimal wurde dem Gebäude Leben eingehaucht. Einmal mit dem Restaurant "Bella Italia" und danach mit der "Unico Foodbar". Doch seit Sommer 2020 steht die Gaststätte leer. Was sich nun ändern wird.
Die 25-Jährige ist sich dessen bewusst, dass sie in große Fußstapfen tritt. "Das übt schon Druck aus", sagt sie. Es sei aber auch schön, dass das Haus so eine Geschichte hat. Sie selbst war nie im "Plonkl" zu Gast. Das mag man der jungen Frau verzeihen, die bei der Schließung 2014 gerade mal 15 Jahre alt war. Sie habe aber schon viel von der früheren Ära gehört. Immer wieder würde man ihr davon erzählen.
Franziska Schirber jobbte während der Schulzeit im Seecafé in Frickenhausen
Franziska Schirber wurde in Oberstreu geboren. Bereits während der Schulzeit jobbte sie im Seecafé in Frickenhausen. Schon da sei bei ihr der Wunsch aufgekommen, später einmal in der Gastronomie zu arbeiten. Das habe sich weiter verfestigt. Nach dem Abitur sei bei ihr der Drang, etwas Handwerkliches zu machen, größer gewesen, als zu studieren.
In der Schokoladenmanufaktur in Sandberg lernte sie den Beruf der Konditorin. "Das war eine gute Grundlage. Wir haben alles selbst und handwerklich gute Sachen gemacht", blickt sie zurück. Sie habe dort ein breites Spektrum gelernt, von Eis über Pralinen bis zu Torten.
Weitere Erfahrungen sammelte sie in der Patisserie eines Hotels in der Nähe der Ostseeinsel Fehmarn und in einem Hotelbetrieb in Schweden. Im Februar dieses Jahres machte sie dann ihren Meister.
In der Backstube fehlte der 25-Jährigen vor allem der Kundenkontakt
Es sei schon lange ihr Traum gewesen, ein eigenes Café zu haben. In der Backstube habe ihr stets der Kundenkontakt gefehlt. "Ich möchte mit Kaffee und Kuchen eine für mich sichtbare Freude bereiten." So habe sie sich umgesehen, was es in der Region für Objekte gibt. Dabei stieß sie auch auf das ehemalige Café Wiener am Stadteingang von Bad Neustadt.
"Ich habe mich sofort in das Objekt verliebt, mit der Terrasse sowie seinem offenen und naturnahen Flair", erklärt Franziska Schirber. Auch wenn der Gastraum mit seinen 60 Sitzplätzen für ein Café recht groß sei. Die Entscheidung, das Café zu pachten, sei nichtsdestotrotz recht schnell gefallen.
Momentan laufen noch die Renovierungsarbeiten. Von deren Fortschritt hängt es ab, ob die Eröffnung von "Franzis Café und Bistro" im Juni wie geplant erfolgt. Größere Umbauten seien nicht vorgesehen, lediglich der Thekenbereich wird anders gestaltet.
Personalsorgen treiben Franziska Schirber derzeit nicht
Die Konditorin möchte für ihre Kundinnen und Kunden Frühstück, tagsüber eine kleine Karte mit deftigen Gerichten und natürlich Kaffee und Kuchen anbieten. Eine Öffnung am Abend sei nicht vorgesehen. "Man muss abwarten und schauen, wie es sich entwickelt. Eventuell müssen die Öffnungszeiten noch angepasst werden", so Schirber. Darüber hinaus wolle sie auch Getränke und kleinere Gebäckstücke "to Go", sprich zum Mitnehmen, anbieten.
Allein wird die Konditorin den Betrieb nicht stemmen können. In Zeiten, in denen die Personalgewinnung in der Gastronomie schwierig ist, hat sie Glück. Sie habe bereits Mitarbeiter, die sie im Service oder in die Küche beziehungsweise der Backstube unterstützen.
Zu arbeiten, wenn andere Freizeit haben, schrecke sie nicht. "Das gehört dazu und macht mir nichts aus", meint die Gastwirtin in spe. "Ich liebe meinen Beruf."
Franziska Schirber: "Es macht mir Spaß, mit den Händen etwas zu produzieren"
Insbesondere gefalle ihr die Arbeit mit Lebensmitteln, das Kreative und Handwerkliche daran. "Es macht mir Spaß, mit den Händen etwas zu produzieren." Sie freue sich auch auf den Kundenkontakt. "Ich möchte Menschen ein schönes Erlebnis bescheren, sie dazu verlocken, etwas zu probieren und damit eine Emotion erzeugen", beschreibt Franziska Schirber ihre Beweggründe, die Gastronomie als ihren Beruf gewählt zu haben.
Ist es nicht derzeit ein Wagnis, angesichts von Personalnot und hohen Preisen, ein Café zu eröffnen? "Schon", meint die 25-Jährige. Es sei auf jeden Fall ein Risiko und dementsprechende Sorgen seien auch da. "Ich will es aber trotzdem ausprobieren. Das ist der Job, den ich machen möchte." Sie möge zudem Herausforderungen. "Ich wachse gerne mit meinen Aufgaben und entwickle mich weiter."
Franziska Schirber hoffe, dass alles so aufgeht, wie sie es sich vorstellt. "Ich habe das Gefühl, dass die Leute sich etwas Gutes tun wollen, sich etwas gönnen und die Seele baumeln lassen möchten."