Der Plonkl. Was braucht‘s der Worte mehr. Hier trifft man sich in Bad Neustadt, hier pulsiert das Leben, hier fühlt man sich zu Hause, trifft seine Freunde, ist Mensch. Dieses großartige Lebensgefühl – einmal noch durften es die Plonkl-Fans erleben. Sie eilten herbei aus allen Himmelsrichtungen, reisten aus München an, um dabei zu sein bei der rauschenden Party, an deren Ende stand: Der Plonkl sagt Tschüss.
Für Werner Wiener, den „Plonkl“ und Chef des legendären Café Wiener, fängt jetzt das Leben an. Um Mitternacht hat er das Tor dazu aufgestoßen, sein 66. Geburtstag brach an, alle freuten sich mit ihm, ließen ihn hochleben, sangen ihm ein Ständchen mit dem klaren Bekenntnis: „Wir sind alle kleine Wienerlein/Plonkelein.“
Jahrzehntelang gab es in Neuscht einen festen Anlaufpunkt: den Plonkl. „Wir mussten uns nicht zusammentelefonieren, wir sind einfach zum Plonkl gegangen, weil wir gewusst haben: Da sieht mer se alle, da wird’s schön.“ Wem soll man diese Äußerung in den Mund legen? Namen ohne Ende könnten hier stehen.
Früher, da gab’s noch das richtige Freitagabendgefühl. Nach einer klar strukturierten Schul- oder Arbeitswoche war am Freitag ab 17 Uhr Feierabend, Wochenende. Das unbeschwerte Leben konnte beginnen – natürlich im Plonkl. Dort feierte man übrigens auch Weihnachten, dann war die Bude proppenvoll.
Schwärmerische Erinnerungen füllen an diesem denkwürdigen letzten Tag das Lokal. „Hier an der Theke haben wir in drei Reihen gestanden. Vorne gab’s welche, die durften sitzen, dann haben sich welche dazwischengestellt und hintendran ging das Gedränge weiter“, schildert Bernhard Wolf den besonderen Wohlfühleffekt. „Diese Thekenecke gehört dem Werner“, machte jeder sofort Platz, wenn der lehrende Namensvetter des Chefs den Raum betrat.
„Ich hab‘ sogar mal in der Damenmannschaft, die es kurzzeitig gab, Fußball gespielt“, blickt Karin Hielscher in ihre Plonkl-Jugend zurück, zu der für viele das Hobby-Kicken beim FC Plonkl (der besteht weiter) gehörte. Im Tor stand Gerd-Ludwig Borst, der zum Plonkl anerkanntermaßen eine besonders innige Beziehung hatte. Auch vom Joker hört man Ähnliches. Das weiß der Stenz ganz genau. Diese „Anführer der Horde“ waren es, die ihm klarmachten: „Du hast es drauf, Du gehst zur FOS“. Und so kann er heute, nach 39 Jahren sagen: „Ohne den Plonkl wäre ich heute nicht Architekt.“
Gaudi und Kumpanei erlebten Jung und Alt quer durch alle Gesellschaftsschichten beim Plonkl, Schicksalhaftes mischte sich ein. Marianne und Hans Schmitt beispielsweise planten hier ihre Hochzeit, über einen Trauzeugen brauchten sie nicht lange nachzudenken: Er hieß Werner Wiener.
Wie geht es diesem Mann, der im November 1970 sein erstes Bier im Café Wiener zapfte, im September 2014? Er schneidet eine symbolträchtige Stufen-Torte an: Obendrauf das Schlagzeug, das ihm den Spitznamen Plonkl beschert hat, dann Bier und Brotzeit, Fußballfeld und zum Schluss: „Der Plonkl sagt Tschüss.“ Weil er nicht ewig arbeiten möchte. Er hinterlässt eine Legende und viele schwere Herzen.
ONLINE-TIPP
Mehr Bilder zum Plonkl-Abschied unter www.mainpost.de/rhoen-grabfeld