Wenn es einen Satz gibt, der die Notlage besonders prägnant beschreibt, dann ist es dieser: "Wir bekommen leichter Gäste als Personal." Ben Baars, Direktor des Rhön Park Hotel Aktiv Resort in Hausen unweit der Rother Kuppe, fasst mit dem Satz eine schwierige Lage zusammen, die viele der Gastronomiebetriebe und Hotels im Landkreis Rhön-Grabfeld betrifft.
Nach einer rund siebenmonatigen Pause und dem Ende des Lockdowns fahren viele Häuser nun wieder ihren Betrieb hoch. Doch es macht sich eine Schwierigkeit bemerkbar. Nicht überall kommen die Betreiber einfach an Personal. Die Situation ist eigentlich schon seit Jahren schwierig in der Gastronomie. Aber Corona hat die Lage noch verschärft.
Hunderttausende wechselten die Branche
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga rechnet vor, dass alleine im Krisenjahr 2020 die Branche mehr als 325 000 Mitarbeiter verloren hat. Auch in Rhön-Grabfeld macht sich der Personalmangel bemerkbar. "Wir suchen händeringend Personal", sagt auch Ben Baars vom Rhön Park Hotel Aktiv Resort. "Es ist wirklich schwierig für uns, Leute zu finden. Und uns sind auch Quereinsteiger willkommen", so der Hoteldirektor, der für rund 140 Angestellte verantwortlich ist.
Nach schwierigen Monaten des Lockdowns laufen jetzt wieder die Reservierungen ein. "Für Juli und August sind wir praktisch schon ausgebucht. Aber wir brauchen natürlich auch Personal, um die Gäste dann auch zu betreuen", sagt Baars. Gesucht werden Fachkräfte aus dem Service, der Küche, Personal für das Housekeeping ebenso wie für den Rezeptionsdienst. Die dürfen sich um die zumeist deutschen Gäste kümmern. "Mittlerweile haben wir 97 Prozent Gäste aus dem Inland", so Baars. Vom Trend zum Deutschland-Urlaub profitiert also auch das Aktiv Resort.
"Wir haben auf unserer Facebook-Seite Videos veröffentlicht, in denen unsere Fachkräfte ihren Beruf vorstellen und dafür werben", erklärt der Hotelchef, dessen Haus auch ein bedeutender Ausbildungsbetrieb in der Region ist. Doch Berufe in der Gastronomie haben an Beliebtheit eingebüßt, deutschlandweit ist die Zahl der Bewerbungen auf eine Koch-Ausbildung um 20 Prozent zurückgegangen.
Hollstädter Hof setzt auf Außengastronomie
Von den Schwierigkeiten, Personal zu finden, kann auch Michael Gensler ein Lied singen. Seit 1999 ist er Chef des Hollstädter Hofes in Hollstadt. "Ich habe die Bezahlung angehoben, ich passe die Küchenzeiten an, damit die Köche akzeptable Arbeitszeiten haben. Aber ich finde keinen Koch", sagt der Küchenchef, der seit Monaten einen Kollegen sucht. Auf die Gastronomiebranche sieht er schwere Zeiten zukommen, wenn nicht bald ein Richtungswechsel gelingt und Arbeitsplätze in der Branche wieder attraktiver werden. "Viele wandern auch in die Industrie ab", klagt Gensler. "Aber natürlich habe ich auch einen Stamm treuer Mitarbeiter", betont der Restaurant-Betreiber.
Die Corona-Lockerungen stellen auch sein Haus vor Probleme. "Es ist schwer, Personal zu finden, kürzlich habe ich es durch eine Stellenanzeige versucht. Dabei sind auch Quereinsteiger willkommen in Küche und Service, die Spaß am Kontakt mit Menschen haben", wirbt Gensler, der den Hollstädter Hof von seinem Vater übernommen hat.
"Die Zeit des Lockdowns habe ich für Innenrenovierungen genutzt. Außerdem habe ich den Biergarten erweitert", berichtet Gensler. An den schönen Tagen spielt sich der Betrieb praktisch komplett im Außenbereich ab. "Es wäre personell auch kaum möglich, Innen- und Außenbereich zu betreuen", sagt der Chef des Hollstädter Hofs, der selbst auch gelernter Metzger ist. Sieben Monate war sein Betrieb komplett geschlossen, das Team in Kurzarbeit. Ein To-Go-Service hätte sich nicht rentiert für ihn.
Auch im Grabfeld fehlt Personal
"Es ist schwer, Personal zu finden, vor allem das richtige", sagt Klaus Ebner vom Hotel Ebner in Bad Königshofen." Im Grunde ist er zufrieden mit seiner Personalsituation. "Aber zwei, drei Kräfte können wir noch gebrauchen", so der Hotelier. Auch sein Betrieb war sieben Monate praktisch ausgeschaltet. Und er könne nachvollziehen, dass wegen der unsicheren Lage der eine oder andere in eine andere Branche gewechselt ist. Ein festes Team sei aber bei der Stange geblieben.
"Ich weiß aber, dass einige Kollegen im Landkreis teilweise verzweifelt nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen", sagt Ebner, der auch als stellvertretender Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes wirkt. Was Bad Königshofen betrifft, so freut er sich, dass alle Betriebe in der Kurstadt mittlerweile geöffnet hätten. Aber auch hier weiß er von Kollegen, die gerne schon Morgens für Café-Gäste öffnen würden, aber dazu nicht genügend Personal fänden.
Essen per Paket als Retter in der Not
Ein anderes Bild ergibt sich bei Marcus Läbe, dem Betreiber der Häuser Schlosshotel und Schwan & Post in Bad Neustadt. "Wir gehören nicht zu denen, die händeringend nach Personal suchen", so der Hotelier. In den Monaten des Lockdowns hätten keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgestellt werden müssen. "Es gibt eine normale Fluktuation, aber alle anderen sind an Bord geblieben", freut sich Läbe. In der Hauptsache führt er es auf seinen Lieferdienst "Dinnery" zurück. Hier werden deutschlandweit Kochboxen verschickt, also Pakete mit vorgekochten Speisen in Gourmet-Qualität, die der Kunde nur noch aufwärmen muss. "Die Nachfrage hat in der Pandemie noch zugenommen und uns noch eine Stufe größer gemacht", sagt Läbe. Das Wachstum hier habe die Verluste an anderer Stelle ausgleichen können.
"Stück für Stück kommen wir wieder auf ein Vor-Corona-Niveau", hofft Läbe auf eine gute Saison und bereitet sich gerade auf den kulinarischen Sonntag "Park Kulinari" mit Koch-Kollegen und Winzern am 4. Juli vor. Sein umfangreich saniertes und erweitertes Haus "Schwan & Post" hat er als Pächter im Mai 2019 eröffnet, in Teilen noch unter Baustellenbetrieb. Im Frühjahr 2020 kam dann schon der Lockdown. Um so größer ist sein Wunsch nach Normalität, wenn nach dem Lockdown wieder Gäste willkommen geheißen werden.