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Bischofsheim
Leckere Wildgerichte: 7 Tipps aus der Hauswirtschaftsschule Bischofsheim für Genuss aus Wald und Feld
Nur als Festtagsbraten? Wildfleisch hat Bio-Qualität und ist regional. Es sollte öfter auf den Tisch. In der Rhön weiß man, wie es besonders schmackhaft wird. 
Wild schmeckt: Beim Wildkochkurs in der Hauswirtschaftsschule Bischofsheim nahmen Lehrerin Jana Wagenländer (Zweite von links) und Kollegin Michaela Mantel den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern die Scheu vor dem Kochen mit Wild.  Sogar Hamburger aus Wildschwein-Hack kamen auf den Teller. Jürgen Johannes (links) und Artur Schmitt schmeckt es jedenfalls.
Foto: Gerhard Fischer | Wild schmeckt: Beim Wildkochkurs in der Hauswirtschaftsschule Bischofsheim nahmen Lehrerin Jana Wagenländer (Zweite von links) und Kollegin Michaela Mantel den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern die Scheu vor ...
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:20 Uhr

Rehrücken, Wildschweinkeule oder ein Karree vom Hirsch: Wildgerichte sind häufig Festtags-Mahle. Aber es geht auch schneller – mit Burgern vom Wildhack oder einer Bolognese aus Wildschwein- und Rehfleisch. Ein Wildgericht auf dem Speiseplan ist nicht nur etwas für Genießer. Es geht auch um ein regionales Lebensmittel und einen Beitrag zum Umweltschutz. Denn ohne eine fachgerechte Bejagung wird es schwierig mit einem Waldumbau, der die Wälder für den Klimawandel wappnen soll.

Mit 7 Tipps und zwei Rezepten wollen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, das Wild schmackhaft machen.

1. Gesundheits-Tipps: Warum Wild auf den Teller muss

Bunte Angelegenheit: Wildfleisch-Burger mit Feldsalat garniert und Rotkohl-Pesto entsprechen durchaus modernen Ess-Gewohnheiten.
Foto: Gerhard Fischer | Bunte Angelegenheit: Wildfleisch-Burger mit Feldsalat garniert und Rotkohl-Pesto entsprechen durchaus modernen Ess-Gewohnheiten.

Regional und praktisch Bio-Qualität? Wild aus dem heimischen Wald erfüllt gleich zwei Forderungen an eine nachhaltige Küche. Und den Tieren geht es in freier Wildbahn auf jeden Fall artgemäß. Wild zu essen, das hilft auch dem Wald. Der muss fit gemacht werden für den Klimawandel. Doch wenn neue Baumarten von zu viel Wild geschädigt werden, kann der Waldumbau nicht gelingen. Ohne Bejagung geht es nicht.

Was ist noch gut am Wild-Fleisch? Viele Mineralien und Vitamine, dazu wenig Fett: Ernährungswissenschaftler finden viel Gutes am Rehbraten und dem Wildschwein-Gulasch.       

2. Einkaufs-Tipps: Immer zum Jäger des Vertrauens

Aus dem Rhöner und Grabfelder Wald statt Neuseeland: Wer sich für Wild auf dem Speiseplan entscheidet, sollte auch regional denken.
Foto: Gerhard Fischer | Aus dem Rhöner und Grabfelder Wald statt Neuseeland: Wer sich für Wild auf dem Speiseplan entscheidet, sollte auch regional denken.

Wild gibt es abgepackt im Gefrierfach der Discounter, mit Herkunft vom anderen Ende der Welt, wenn es sein muss. Besser ist es, beim Jäger des Vertrauens in der Region einzukaufen. Eine zentrale Vermarktung zum Beispiel über die Forstbehörden gibt es nicht. Der eine oder andere Metzger im Landkreis bietet Wild an. Ansonsten kennt man jemanden, der jemanden kennt und Jäger oder Jägerin ist.

3. Frische-Tipps: Immer der Nase nach beim Wild

Saftig, richtig rot und gut abgehangen: Ein frisches Stück Wild erkennt man an einigen äußeren Merkmalen. Auch der Geruch spielt eine Rolle.
Foto: Gerhard Fischer | Saftig, richtig rot und gut abgehangen: Ein frisches Stück Wild erkennt man an einigen äußeren Merkmalen. Auch der Geruch spielt eine Rolle.

Wer Wild einkauft, kauft beim Jäger seines Vertrauens. Der wird darauf achten, dass das Fleisch saftig ist und dunkelrot glänzt. "Frisches Wild ist geruchlos, so wie es auch beim Fisch ist", sagt Lehrerin Jana Wagenländer von der Hauswirtschaftsschule. Ganz wichtig: Gutes Wildfleisch braucht, so wie Rind, eine genügende Reifezeit, bevor es in die Pfanne oder in den Bratentopf kommen sollte.

4. Anfänger-Tipps:  Vom Beizen und Bardieren

Im Schnitt immer lecker: Beim Vorbereiten des Wildfleisches sollte stets die Silberhaut so weit entfernt werden. Aber nicht komplett, sonst kann wiederum das Bratenstück auseinanderfallen. Mit etwas Übung kommt die Routine.
Foto: Gerhard Fischer | Im Schnitt immer lecker: Beim Vorbereiten des Wildfleisches sollte stets die Silberhaut so weit entfernt werden. Aber nicht komplett, sonst kann wiederum das Bratenstück auseinanderfallen.

Das mit der Silberhaut ist so eine Sache: Das dünne Band zwischen den Muskelteilen weicht in der Regel beim Braten auf. Nur zu dicke Stücke können beim Kauen stören. Schneidet man aber zu viel der Silberhaut weg, kann ein schönes Bratenstück aus Wildfleisch wiederum im Topf auseinanderfallen.

Stichwort Beizen: Eine Beize aus Buttermilch, Wacholderbeeren und ähnlichem kann das Fleisch zarter und mürber machen. Zwingend ist das Beizen jedoch nicht. Damit zum Beispiel ein empfindliches Lendenstück beim Braten nicht zu sehr austrocknet, empfiehlt sich das sogenannte Bardieren, also das Umwickeln mit Speckstreifen.

Hauswirtschafts-Lehrerin Jana Wagenländer rät vom Lardieren, also vom Spicken mit Speckstreifen eher ab, da dadurch Fleischsäfte austreten und eher zu trockenem Fleisch führen. 

5. Temperatur-Tipps: Im Kern 

Sieht doch schon ganz gut aus: Wildfleisch nicht zu scharf anbraten, eher sanft weitergaren und auf eine Kerntemperatur von 80 Grad bringen.
Foto: Gerhard Fischer | Sieht doch schon ganz gut aus: Wildfleisch nicht zu scharf anbraten, eher sanft weitergaren und auf eine Kerntemperatur von 80 Grad bringen.

Im Grunde behandelt man Wildbret genauso wie Schweinefleisch oder Rindfleisch. Das gilt auch für die Garzeiten. Vor dem Garen sollte das Fleisch immer angebraten werden, aber nicht so scharf wie ein Stück Rindfleisch, rät Jana Wagenländer.

Auf 80 Grad Kerntemperatur über einen gewissen Zeitraum sollte Wildfleisch stets gebracht werden. Sanftes Garen ist wichtig für die Zartheit des Fleisches. Auch Federwild sollte stets gut durchgebraten werden, so wie es auch bei Hofgeflügel üblich ist. 

6. Abschmeck-Tipps: Malzbier als Alternative zu Rotwein

Die Würze macht's: Zwiebel und Knoblauch sind Klassiker, aber auch Piment, Wacholder und Lorbeer sind aus der Wildküche nicht wegzudenken.
Foto: Gerhard Fischer | Die Würze macht's: Zwiebel und Knoblauch sind Klassiker, aber auch Piment, Wacholder und Lorbeer sind aus der Wildküche nicht wegzudenken.

Salz und Pfeffer sind auch bei Wildfleisch die Grundgewürze. Hinzu kommen typische Wildgewürze wie Lorbeer und vor allem Wacholder. Piment und Nelken geben dem Hirschbraten oder Wildschwein-Gulasch ebenfalls eine ganz eigene Note. Rosmarin und Thymian sind ebenfalls bewährte Geschmacks-Unterstützer beim Wild.

Mit einer Wild-Fertiggewürzmischung macht der Koch und die Köchin ebenfalls keinen Fehler. Ein Tipp von Kochkurs-Teilnehmer Jürgen Johannes: Malzbier zum Aufgießen ist nicht nur bei Rind eine leckere Alternative zu Rotwein, sondern auch bei Wildfleisch.

7. Übersetzungs-Tipps: Fachsprache

Detailarbeit: Das Parieren von Fleisch, also das Befreien von Sehnen und überflüssigem Fett, gehört zur Küchenarbeit dazu.
Foto: Gerhard Fischer | Detailarbeit: Das Parieren von Fleisch, also das Befreien von Sehnen und überflüssigem Fett, gehört zur Küchenarbeit dazu.

Es schadet nichts, einige grundlegende Begriffe der Jägersprache zu kennen. Ist das Tier "in der Decke", dann geht es um ein ganzes Tier mit Fell. Ist es abgezogen und zerlegt, dann ist das Wild "zerwirkt". "Abhängen" nennt sich der Prozess der Fleischreifung im Kühlraum. Dabei wird das Bindegewebe gelockert, Fleisch wird zart. Die Innereien von Wildtieren nennt der Jäger "Aufbruch". Wird Fleisch von Sehnen und überschüssigem Fett befreit, so nennt man dies "Parieren".

8. Timing-Tipps: Die Jahreszeiten 

Für die italienischen Momente im Leben: Eine Bolognese aus Wild-Hackfleisch ist eine leckere Alternative zum Küchen-Klassiker.
Foto: Gerhard Fischer | Für die italienischen Momente im Leben: Eine Bolognese aus Wild-Hackfleisch ist eine leckere Alternative zum Küchen-Klassiker.

Je frischer, desto besser. Nach der Jagdzeit für Wild sollte sich auch der Speiseplan richten. Circa bis zu einem halben Jahr bleibt Wild auch in der Gefriertruhe frisch. Ansonsten richtet sich der Koch nach den Jagdzeiten: Rehwild (Mitte Mai bis Januar), Rotwild (Juni bis Ende Januar), Wildschwein (Mitte Juni bis Ende Januar, Frischlinge ganzjährig), Hasen (Oktober bis Ende Januar), Wildkaninchen (Mitte Juni bis Ende März) und Fasan (Oktober bis Mitte Januar).   

Wildgerichte besorgt man sich über den Jäger seines Vertrauens. Eine Liste mit Anbietern gibt es unter:
www.bjv-service.de/wildbret

Rezept I: Wild-Hackbraten

Zutaten:
1 Brötchen vom Vortag; 1 Zwiebel; 1 Knoblauchzehe; 15 g Petersilie; 1 Ei; 1 kg Wildhackfleisch; 1 EL Senf; Paprikapulver; Salz; Pfeffer; 3 EL Ketchup.
Zubereitung:
Brötchen in 200 ml heißem Wasser einweichen. Zwiebel und Knoblauch schälen und würfeln. Petersilie waschen, trocken tupfen und fein würfeln. Etwas zum Garnieren beiseite stellen. Backofen auf Umluft 160 Grad vorheizen. Kastenform buttern und mit Mehl bestäuben.
Wasser aus dem Brötchen drücken. Brötchen und Ei mit Zwiebeln, Knoblauch und Petersilie in das Hackfleisch kneten. Großzügig mit Senf, Paprikapulver, Salz und Pfeffer würzen.
Hackfleisch in die Form geben und leicht andrücken. Oberseite mit Ketchup einpinseln. Hackbraten etwa 60 Minuten im Backofen garen. Vor dem Servieren kurz auskühlen lassen und dann in Scheiben schneiden. Mit der restlichen Petersilie garnieren.
Quelle: Hauswirtschaftsschule Bischofsheim

Rezept II: Wildburger mit Blaukraut-Pesto

Zutaten Wildburger: 80 g Brötchenwürfel; 100 ml lauwarme Milch; 1 Zwiebel; 500 g Wildhackfleisch; 1-2 Eier; Petersilie; Salz; Pfeffer; Muskatnuss; Burgerbrötchen; Feldsalat; Zwiebeln; Schmand; Preiselbeeren.
Zutaten Blaukrautpesto: 100 g Blaukrautblätter; 50 g Bergkäse; 1-2 Knoblauchzehen, 6-8 EL Öl; 4 EL Walnüsse; Salz.
Zubereitung Burger: Brötchenwürfel in Milch einweichen. Zwiebel würfeln und andünsten. Alle Zutaten vermischen und Burger formen. Bei 180 Grad Grillfunktion circa 12 Minuten grillen. Die Burger nach Belieben belegen.
Zubereitung Blaukrautpesto: Von den Blaukrautblättern die dicken Rippen entfernen und die Blätter grob schneiden. Käse würfeln, Knoblauch schälen und halbieren. Einen Teil des Blaukrauts mit Öl im Mixbecher pürieren. Restliches Blaukraut, Käse, Knoblauch, Nüsse und Salz nach und nach zugeben und zu einer sämigen Masse zerkleinern. Damit die Burger bestreichen.
Quelle: Hauswirtschaftsschule Bischofsheim
 
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  • Albatros
    Da ich in meinem Freundeskreis mehrere Jäger habe, essen wir sehr gerne Wild, vor allem Wildschwein. Ich selbst esse ein mal die Woche Fleisch und dann sehr gerne Wild. Artgerechter kann ein Tier nicht leben, kein Transport, kein Stress, außer bei Treibjagden, welche ich nicht gut finde.
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  • bobmannschaft@t-online.de
    Die Garzeit (Schmorzeit) ist etwas länger als bei Rindfleisch, finde ich.
    Wacholderbeeren (etwas andrücken) sind bei Reh und Wildschwein Pflicht.
    Mein Tipp: Etwas Lebkuchengewürz (1TL) in den Sossenansatz geben.
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