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Sandberg
Waldumbau in den Walddörfern mit klimatolerantem Laubholz
Schutzhüllen aus Plastik soll es künftig im Wald nicht mehr geben.
Foto: Marion Eckert | Schutzhüllen aus Plastik soll es künftig im Wald nicht mehr geben.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 20.02.2022 02:26 Uhr

Die Gemeinde Sandberg ist in einer glücklichen Lage: Auch nach drei Trockenjahren gibt es im Wald vergleichsweise wenig Trockenschäden und Schädlingsbefall. Forstdirektor Hubert Türich führt dies auf den buchenreichen Mischwald der Walddörfer zurück. Dennoch müsse der Waldumbau auch in der Gemeinde Sandberg vorangetrieben werden, sagte er in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Klimatolerantes Laubholz müsse nachgepflanzt werde. Kein einfaches Vorhaben, denn es sei ein regelrechter Preiskampf um junge Pflanzen entbrannt. "Viele Sortimente sind ausverkauft."

Der Waldumbau werde auch für kleinere Waldbesitzer wie die Gemeinde Sandberg kostspielig werden, davon ist Türich überzeugt. "Es wird nicht aus dem eigenen Wald finanzierbar sein." Sandberg habe zwar einerseits die Möglichkeit, über die sogenannte Naturverjüngung aus dem eigenen Wald einiges aufzufangen, doch die jungen Pflanzen bedürfen wiederum extra Schutz vor Verbiss durch Rehwild, was wiederum Kosten verursachen werde. Türich bat die Gemeinderäte, den Blick daher nicht ausschließlich auf die Kosten und die Zahlen zu richten, sondern in die Zukunft zu denken. "Ein Minusbetrag zeigt, dass in den Wald von Morgen investiert wird."

Wissenschaftlich begleiteter Praxisanbau

Sandberg geht beim Waldumbau voran. Das Gremium nahm den Vorschlag von Förster Michael Heinrich an, eine Fläche von 1000 bis 2000 Quadratmetern als alternative Anbaufläche zur Verfügung zu stellen. In dem Bereich sollen Pflanzen gesetzt werden, die üblicherweise in der Rhön nicht vorkommen, aber im Hinblick auf den Klimawandel eine Alternative sein könnten. Da die Erfahrung mit hitze- und trockenheitsresitenten Pflanzen in Bayern noch weitgehend fehle, werden solche Praxisanbauversuche in unterschiedlichen Klimalagen und Standorten vorgenommen und wissenschaftlich begleitet, erläuterten Türich und Heinrich.

Angeschnitten wurde in diesem Zusammenhang auch das Thema nicht-standorttypischer Pflanzen im Biosphärenreservat. Der Arten- und Naturschutz und die Notwendigkeit den Waldumbaus in Zeiten von Klimawandel seien komplexe Fragen, die fachlich und wisssenschaftlich eng zu begleiten seien, so Heinrich und Türich.

Minus von 1668 Euro im Waldjahr 2021

Das Waldjahr 2021 schloss für die Gemeinde Sandberg mit einem Minus von 1668 Euro. Eingenommen wurden aus dem Holzverkauf 4073 Euro, der Bund förderte mit 17 032 Euro die nachhaltige Waldbewirtschaftung und an Landesmitteln gab es 17 376 Euro. Ein Gesamteinnahmen von 38 501 Euro stehen Ausgaben von 40 169 Euro gegenüber. "Ein unter den Umständen noch zufriedenstellendes Ergebnis", so Türich.

Auf dem Weg nach Sandberg: Holzernte im Winter.
Foto: Marion Eckert | Auf dem Weg nach Sandberg: Holzernte im Winter.

Eingeschlagen wurden 1043 Festmeter, davon 180 Festmeter Schadholz. Die Endnutzung fand in den Schwarzen Bergen statt (90 Festmeter), im Lochschlag (60 Festmeter) und Mönchschlag (385 Festmeter). Auf 3,5 Hektar wurde in den Abteilungen Lochschlag und Stützlein auf eine Nutzung verzichtet. Dies sei ein Beitrag zum Natur- und Artenschutz.

4750 junge Pflanzen gesetzt

Auf 1,7 Hektar Fläche wurden 4750 junge Pflanzen gesetzt. Schwerpunkt war in den Schwarzen Bergen mit 3050 jungen Buchen, Ahorn und Tanne, in der Lämmerweide waren es 500 Pflanzen und im Stützlein und Mönchsschlag 600 Pflanzen. Neue Zäune wurden nicht aufgestellt, aber Einzelmaßnahmen zum Wildschutz angebracht.

Heinrich machte drauf aufmerksam, dass Plastikhülsen künftig nicht mehr bezuschusst werden. Alternativ gebe es Wildverbissschutzhülsen aus Holz, die allerdings mit vier Euro pro Stück und weiteren 1,50 Euro fürs Anlegen doppelt so teuer seien. Es müsse die Frage gestellt werden, ob Zaunbau nicht doch wieder die kostengünstigere Lösung sei.

Für 2022 rechnen die Forstfachleute erneut mit einem Defizit. 1420 Euro werden laut aktueller Prognose geschätzt, bei Einnahmen von 48 150 Euro und Ausgaben von 49 570 Euro. Eingeschlagen werden sollen 650 Festmeter auf 5,5 Hektar. "Der Minusbetrag zeigt, dass in den Wald von morgen investiert wird", betonte Türich. Der Waldumbau soll auch in diesem Jahr weiter gehen. Vorgesehen sei 6000 junge Pflanzen auf 1,7 Hektar zu setzen. Ein Zaun soll den Bereich schützen.

Türich gab außerdem dem Gremium aktuelle Informationen zum Wildverbiss. Dem neu erstellten Vegetationsgutachten zur Folge sei der Wildverbiss in der Hegegemeinschaft Sandberg im großen und ganzen tragbar. "Ich muss die Jägerschaft in Sandberg loben, es ist ein vergleichsweise guter Wert." In einzelnen Revieren, die dennoch einen zu hohen Wildverbiss aufweisen, müsse der Abschuss erhöht werden. Türich bat die Gemeinde, die Hegegemeinschaft als Partner zu sehen, ohne die der Waldumbau nicht hinzubekommen sei.

 
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