Die Luft ist klar, das Thermometer zeigt einstellige Minusgrade, Nebel steigt über den Baumkronen auf. Die hindurch fallenden Sonnenstrahlen lassen den Raureif auf den Wiesen glitzern. Kaum jemand ist an diesem Dezembervormittag auf der Lichtenburg in Ostheim unterwegs. Auch die Gaststätte hat noch geschlossen. Bei diesem eisig kalten Wetter ist hier niemand, oder?
Auf dem Parkplatz unterhalb der Lichtenburg steht ein grauer Campingbus mit Hochdach. Er gehört Tanja Fischer und Rainer Frank aus dem hessischen Linsengericht-Geislitz. Das liegt zwischen Frankfurt am Main und Fulda, knapp eineinhalb Stunden von Ostheim entfernt. Auf die Frage, ob es nicht lausig kalt sei, antworten die Beiden: "Nein, wir haben doch eine Standheizung und notfalls noch Winterschlafsäcke. Aber die brauchen wir nie."
Kurztrips übers Wochenende nach Ostheim
Tanja Fischer und Rainer Frank haben schon viele solcher Nächte in ihrem "Kuschel", so heißt ihr grauer Camper, verbracht. Sommer wie Winter parken die beiden Hessen nahezu jedes Wochenende auf dem Stellplatz unterhalb der Lichtenburg. "Wir genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit", verrät Tanja Fischer. Und ihr Mann Rainer Frank ergänzt: "Die Aussicht von hier oben ist einfach herrlich. Das genieße ich morgens immer als erstes."
Seit mehr als zehn Jahren kommt das Paar bereits regelmäßig nach Ostheim. "Wir haben unsere Fahrräder dabei, bummeln in der Stadt oder spielen Minigolf – das ist unwahrscheinlich schön", erzählen Tanja Fischer und Rainer Frank. Ostheim habe sehr viel zu bieten. Dabei hätten es ihnen die musikalischen Veranstaltungen wie zum Beispiel die Kurkonzerte besonders angetan.
Hier in der Rhön kommen Heimatgefühle auf
"Ich glaube, wir waren das erste Mal zum Wurstmarkt in Ostheim", erinnert sich Rainer Frank vage zurück. Zuvor war das Paar aber auch schon viel in der Gegend unterwegs. Tanja Fischer stammt gebürtig aus Büchenberg und auch ihr Mann kann sich an viele schöne Motorradtouren durch die Rhön erinnern. "Deshalb hat es uns in diese Richtung gezogen", sagt das Paar. Hier überkommen Tanja Frank Heimatgefühle. "Es ist ein bisschen wie heimkommen", sagt sie.
In ihrem "Kuschel" haben sie alles dabei, was sie für einen Kurzurlaub brauchen. "Wir sind immer gut vorbereitet und haben auch genug Stauraum", verrät Rainer Frank. Für die schnelle Campingküche gibt es einen Gasherd und einen Wassertank. "Wir gehen aber auch gerne Essen", gesteht er.
Dabei kommt das Paar immer recht schnell mit anderen ins Gespräch und hat schon viele Bekanntschaften gemacht. "Es hat nicht lange gedauert, da durften wir den Ostheimer Altbürgermeister duzen", verrät Frank. Und auch mit Bürgermeister Steffen Malzer sei das Paar per Du.
Wandern, plaudern und genießen
Oben auf der Lichtenburg sind die Geislitzer schon lange keine Unbekannten mehr. Mit Beate Leiber, Pächterin der Lichtenburg-Gaststätte, plaudern sie, als seien sie alte Freunde. Auf ihre Empfehlung hin, bestellen sie sich einen hausgemachten Glühwein. "Wir sind gerne hier", sagt das unternehmungslustige Paar. "Die Wanderwege in der Rhön sind ein Traum."
Dank der guten Beschilderung könne man sich auch nicht verlaufen. "Und bis auf wenige Ecken, bekommt man immer etwas zu Essen", meint Rainer Frank. Ihre E-Bikes können die Beiden über die Solaranlage auf ihrem Autodach aufladen. "Vor dem Rathaus in Ostheim gibt es aber auch eine Ladestation", weiß Frank.
Schon immer waren er und Ehefrau Tanja Fischer reiselustig. Afrika, Australien oder erst kürzlich die portugiesische Insel Madeira. "Wir haben vor dem langen Winter nochmal Sonne getankt", verrät Tanja Fischer. Sie war früher "Purser", also leitende Flugbegleiterin, und hat viel von der Welt gestehen. Auch Armut und Ungerechtigkeit bei Kindern. Deshalb unterstützen sie und ihr Mann seit vielen Jahren schon das Calvary Zion Children's Home in Kenia.
"2004 waren wir im Urlaub und haben ein Waisenhaus in der Nähe von Mombasa besucht", erzählt Tanja Fischer. Damals lebten die Kinder in einem angemieteten alten Haus. Fischer und ihr Mann wollten helfen und sammelten Spenden. So viel, dass davon ein großes Grundstück gekauft und ein neues Waisenhaus gebaut werden konnte. "Du siehst die Kinder groß werden und wie zufrieden sie sind mit dem Wenigen, was sie haben. Das macht demütig."
Müll als Risiko für Tiere unterhalb der Lichtenburg in Ostheim
Aber nicht nur für Waisenkinder haben Tanja Fischer und Rainer Frank ein großes Herz. Auch die Natur und ihre Bewohner sind dem Paar wichtig. Rainer Frank sammelt deshalb regelmäßig Müll am Campingplatz unterhalb der Lichtenburg in Ostheim ein. "Manche werfen ihre Kronkorken oder Flaschen achtlos in die Natur. Dabei könnte eine Maus elend in einer leeren Bierflasche verenden, weil sie rein, aber nicht mehr rauskommt."
Apropos Bierflaschen: Von denen haben die Beiden auch immer ein paar in ihrem "Kuschel" dabei. Denn Rainer Frank verrät: "Wir trinken gerne Rhöner Bier." Wie passend ist es da, dass die beste Brauerei Deutschlands 2022 – die Streck Bräu – aus Ostheim kommt.