Erfreuliche Nachrichten gibt es von der Lichtenburg: Wie die Lichtenburggemeinde-Rhönklubzweigverein mitteilen kann, ist der Bergfried nach einer umfangreichen Dachsanierung nun wieder begehbar und man kann wieder die wunderbare Aussicht auf die Umgebung genießen. Der Turm steht ab sofort auch wieder für standesamtliche Trauungen zur Verfügung – ein romantischer Ort für Paare, um den Bund fürs Leben zu schließen.
Der Zahn der Zeit hatte am Dach des Bergfrieds genagt. Die Balken befanden sich zwar noch in einem guten Zustand, aber wiederholt waren Dachziegel heruntergefallen. Aus Gründen der Verkehrssicherheit war Handlungsbedarf angesagt, wie Fürsteherin Doris Wienröder, ihr Stellvertreter Harald Nix, Schatzmeisterin Nicole Eckert und Gerätewart Wendelin Memmel bei einem Ortstermin erläuterten.
Turm im Winter gesperrt
Dankbar ist der Verein dafür, dass der Freistaat Bayern als Eigentümer der Burganlage sowie die Immobilien Bayern als Verwalterin und das Staatliche Bauamt Schweinfurt als Verantwortlicher für Bauangelegenheiten sehr entgegenkommend waren und so schnell reagiert haben. Im Winter war zum Schutz vor herabfallenden Ziegeln der Turm weitläufig abgesperrt und für einen sicheren Zugang zum Burghof zunächst ein Holztunnel errichtet worden. Im Mai wurde dann mit der Sanierung des Dachs begonnen, wobei neben der Ziegeleindeckung auch der Dachkasten und die Dachlatten erneuert wurden. Die Maßnahme gestaltete sich sehr aufwändig, musste doch der komplette, 37 Meter hohe Turm mit einem mehrere Hundert Quadratmeter umfassenden Fallgerüst versehen werden.
Im Zuge der Arbeiten wurden auch Sanierungen am Mauerwerk vorgenommen, ein neuer Blitzschutz installiert, die steinerne Außentreppe neu gesetzt und der Vorbau am Eingang hergerichtet. Und auch die Wetterhenne, die schon vor längerer Zeit von einem Sturm hinweggefegt worden war, wurde erneuert und thront nun stolz auf der Turmspitze. Rund 112 000 Euro hat der Freistaat Bayern für die ganzen Maßnahmen investiert. Bei den Arbeiten hatte man besonders auf Belange des Naturschutzes geachtet, wie Wienröder berichten konnte, schließlich ist das alte Gemäuer Heimstatt für Tiere wie Turmfalken, Waldkäuze, Siebenschläfer und diverse Fledermausarten.
Wahrzeichen der Stadt
Ostheims Bürgermeister Ulrich Waldsachs freut sich über die Turmsanierung, die noch im Jubiläumsjahr der Lichtenburggemeinde über die Bühne gehen konnte. „Schließlich ist der Bergfried ein Wahrzeichen der Stadt und der ganzen Region.“ Er lobte bei der Ortsbesichtigung den beherzten Einsatz der Burgfreunde. Der 1843 gegründete Verein kümmert sich seit 175 Jahren um die Anlage und zeichnet sich durch vorbildliches Ehrenamt in Sachen Denkmalpflege aus. Das Stadtoberhaupt ist auch froh über den guten Draht, den die Vereinsverantwortlichen zu den Behörden pflegen. Denn es stehen noch weitere, dringende Investitionen in die Burg an, und da sei die Unterstützung von den staatlichen Stellen ganz entscheidend, so Waldsachs.
„Der Bergfried erstrahlt in neuem Glanz“, freuen sich die Vereinsleute. Sie sind ohnehin das ganze Jahr über rührig auf der Burg beschäftigt und übernehmen nahezu alles, was möglich ist, in Eigenregie. So hatten sie beispielsweise schon vor einiger Zeit Stromleitungen im Turm verlegt. Damit konnte auch im Verlies des Turms eine Beleuchtung eingerichtet werden. Durch eine Glasscheibe kann man nun einen Blick in die Tiefen des Kerkers werfen. Das ist eine weitere Attraktion neben der herrlichen Rundumsicht, die sich vom Dachzimmer des Turms auf die Rhöner Landschaft bietet. Vom Turmfundament reicht das Verlies gut 13 Meter in den Boden. Es wird ungeklärt bleiben, wie viele Menschen dort in früheren Zeiten bei Wasser und Brot ausharren mussten oder sogar den Tod fanden.
Geschichte der Lichtenburg
Die Lichtenburg wurde erstmals 1156 erwähnt. Der Turm wurde vermutlich um 1330 errichtet. 1843, als der Lichtenburgverein ins Leben gerufen wurde, befand sich der Turm in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Der Verein, der sich als Vereinszweck den Erhalt der Burganlage auf die Fahnen geschrieben hatte, begann unmittelbar nach seiner Gründung mit der Instandsetzung. 1849 wurde der Turm aufgestockt. Dieses Mauerwerk bestand aber nicht aus großen Steinquadern, sondern aus Bruchsteinen und Fachwerk. Dies ist auch heute noch gut sichtbar.
1854 wurde dann die Treppe im Turminnern gebaut und der Turm mit einem Dach versehen. Als 1945 Ostheim als thüringische Exklave der amerikanische Besatzungszone zugeschlagen und damit bayerisch wurde, wurde der Bergfried von den Amerikanern aufgrund der exponierten Lage militärisch als Funkstation genutzt.
Eine umfassende Sanierung des Bauwerks erfolgte 1994. Seit 2016 kann auf der Burg geheiratet werden, dazu wurde die Turmstube von der Stadt Ostheim offiziell als Ort für standesamtliche Trauungen gewidmet.
Der Bergfried kann von Besuchern während der Öffnungszeiten des Burgrestaurants bestiegen werden (Dienstag Ruhetag). Der Schlüssel ist gegen eine Ausleihgebühr (Erwachsene 1 Euro, Kinder 50 Cent) beim Wirtepaar, den Burgvogten Willy und Beate Leiber, erhältlich.