
Das Kind ist krank. Nun heißt es für die Eltern: Die Schule anrufen, den Hort informieren und vielleicht noch das Essen abbestellen. Drei Anrufe, dabei ist der Inhalt immer derselbe. Der Aufwand für derlei Prozesse könnte bald geringer werden. Das Stichwort lautet: "Digitale Bildungsregion". Die vereinfachte digitale Kinder-Krankmeldung ist einer von vielen Bausteinen, die dem Landkreis Rhön-Grabfeld den Weg zu dieser Zertifizierung ebnen könnten.
Bereits 2015 wurde der Landkreis Rhön-Grabfeld vom bayerischen Kultusministerium als "Bildungsregion in Bayern" zertifiziert. Nun möchte er sich zur "Digitalen Bildungsregion" weiterentwickeln. Mit der Auftaktveranstaltung in der Stadthalle startete der Bewerbungsprozess.
Staatssekretärin lobt Akteure in Rhön-Grabfeld

"Die Gesellschaft und die Bildungslandschaft befinden sich in stetigem Wandel. Die Digitalisierung schreitet voran, durchdringt alle Bereiche des Lernens und Lehrens und stellt damit den gesamten Bildungsbereich vor neue Herausforderungen", begründete stellvertretender Landrat Bruno Altrichter in seinem Grußwort die Bewerbung.
Staatssekretärin Anna Stolz lobte die Bildungsakteure in Rhön-Grabfeld, die schon viele Projekte ins Leben gerufen hätten. So etwa die Hochschultage oder die Berufsfachmesse für Gesundheit und Pflege. "Nun freue ich mich, dabei zu sein, wenn der nördlichste Landkreis Bayerns sich auf den Weg macht, um digitale Bildungsregion zu werden", so Stolz.
Doch wie nützt den Bürgerinnen und Bürgern die "Digitale Bildungsregion" konkret? Die Arbeitskreisleiter der vier Handlungsfelder stellten Ideen vor, die zusammen mit weiteren Interessierten – rund 130 Gäste aus den Bereichen Bildung, Verwaltung und Politik waren zum Auftakt in die Stadthalle gekommen – konkretisiert werden sollen.
1. Handlungsfeld: Digitalisierung gemeinsam gestalten
Ziel des ersten Handlungsfeldes mit dem Titel "Digitalisierung gemeinsam gestalten" ist es, Bildungseinrichtungen besser zu vernetzen. Eine der Ideen: Kinder-Krankmeldungen für Eltern vereinfachen. "Wenn ein Kind krank wird, das die Grundschule und dann am Nachmittag die Ganztagsbetreuung besucht, bedeutet das für die Eltern mehrmals die gleiche Kommunikation", erklärt Schulrätin Inga Palma, die mit Schulamtsdirektor Karl-Heinz Deublein den Arbeitskreis leitet.
Zum einen müsste die Schule informiert werden, dann noch die Ganztagsbetreuung und vielleicht noch das Mittagessen abbestellt werden. "Kann man das optimieren und diese Information zeitnah allen relevanten Akteuren vereinfacht zur Verfügung stellen? Dabei könnte uns die Digitalisierung helfen", so die Schulrätin.
2. Handlungsfeld: Entwicklung einer modernen IT-Landschaft

Im zweiten Feld, der "Entwicklung einer modernen IT-Landschaft" geht es Stephen Johannes (Geschäftsführer Interkomm-IT Rhön-Grabfeld) und seinen Mitstreitern um eine gute IT-Ausstattung in den Bildungseinrichtungen. Als Beispiel nennt Johannes die Ipad-Klassen in der Wirtschaftsschule Bad Neustadt. Primäres Ziel sei das Netzwerken, damit die Technik gewinnbringend und zum Wohl der Kinder in den Schulen, Kitas und Horten zum Einsatz kommen könne.
3. Handlungsfeld: Vermittlung von Kompetenzen für eine digitalisierte Welt
Alle Menschen sollen Vorteile, aber auch Risiken der digitalen Möglichkeiten kennen. Das ist das Ziel des dritten Handlungsfeldes "Vermittlung von Kompetenzen für eine digitalisierte Welt", dessen Leiter Roland Mai und Vanessa Döll vom BayernLab Bad Neustadt sind. Die Arbeitskreismitglieder möchten pädagogische Fachkräfte durch Aus- und Weiterbildung kompetent und sicher machen im Umgang mit Neuen Medien, damit sie ihr Wissen weitergeben können.
4. Handlungsfeld: Wirtschaft 4.0 - Digitale Transformation
Michael Wimmel (Schulleiter der Jakob-Preh-Berufsschule Bad Neustadt) hat sich mit seinem Arbeitskreis der "Wirtschaft 4.0 - Digitale Transformationen" verschrieben. "Eine Wartung aus der Ferne ist zum Beispiel heute schon Realität. In unserem Arbeitskreis stellen wir uns die Frage: 'Wie müssen wir die Mitarbeitenden schulen? Was müssen Bildungsträger, Handwerkskammer, Berufsschulen und Betriebe tun, um das Personal bestmöglich für die Wirtschaft 4.0 aus- und weiterzubilden?", erklärt Wimmel.
Der Auftaktveranstaltung mit der Konstituierung der Arbeitskreise folgen eine einjährige Arbeitsphase in den Handlungsfeldern und die Entwicklung eines regionalen Digitalisierungskonzepts, das dann geprüft wird. Wenn alles klappt, könnte der Landkreis Ende 2024 das Siegel "Digitale Bildungsregion" verliehen bekommen.