
Egon Friedel arbeitete über 50 Jahre bei der Firma Preh. Er fing als Auszubildender noch unter Walter Preh an, durchlief den Verkauf an Rheinmetall und schließlich auch 2011 den Wechsel zur chinesischen Joyson-Group. Über 30 Jahre lang vertrat er als Betriebsratsvorsitzender die Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er gilt als "Preh-Urgestein". Bis heute verbinden viele seinen Namen mit dem Unternehmen. Was sagt er zu dem geplanten Stellenabbau bei Preh?
Egon Friedel: Zunächst hörte ich nur von der Versammlung in der Stadthalle und dachte mir schon, dass das nichts Gutes bedeutet. Als ich dann von dem geplanten Stellenabbau erfuhr, war ich schockiert. Ich konnte es gar nicht glauben. Natürlich wusste ich von der Kurzarbeit bei Preh. Aber der Personalabbau und dann auch noch in dem Ausmaß kam für mich überraschend.
Friedel: Die Auswirkungen sind katastrophal. 420 Arbeitsplätze bedeuten 420 Familien. Das zieht Kreise bis in den Handel und in die Gastronomie. Wenn man seinen Arbeitsplatz verliert, muss man natürlich mit jedem Pfennig rechnen. Leider ist es momentan nicht so, dass Firmen groß Personal einstellen.
Friedel: In der großen Finanzkrise 2008 wollte Preh über 300 Stellen abbauen. Damals konnten wir die Geschäftsführung davon überzeugen, zunächst alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen. Die Kurzarbeit wurde verlängert und Mitarbeiter wechselten in Teilzeit. Mit der Option, bei einer Besserung der Lage erneut in Vollzeit arbeiten zu können. Bald ging die Auftragslage wieder nach oben und nach etwa sechs Monaten arbeiteten alle wieder in Vollzeit.
Friedel: Ich kann die jetzige Situation als Außenstehender nicht einschätzen und möchte deshalb auch nicht mit Ratschlägen kommen. Generell kostet ein Sozialplan viel Geld und Neueinstellungen auch. Das verloren gehende Knowhow der Mitarbeiter gar nicht mitgerechnet. Insofern sollten vor einem Stellenabbau erst alle zur Verfügung stehenden Instrumente ausgereizt werden.
Friedel: Nur zu einzelnen. Ich bin noch in einer Preh-Radfahrergruppe aktiv. Aber die besteht überwiegend aus Rentnern wie mir. Über diese und weitere frühere Kollegen bekomme ich aber das ein oder andere mit.
Friedel: Die Leute sind schockiert, fast sprachlos und auch wütend. Was man nachvollziehen kann. Für viele ist es unbegreiflich. Die Beschäftigten sind sehr frustriert.
Friedel: Es wird nun ein Sozialplan erstellt. Das Arbeitsrecht sagt bei Kündigungen ganz klar, dass jungen Mitarbeitern und Beschäftigten mit kurzer Betriebszugehörigkeit zuerst gekündigt wird. Die jungen Mitarbeiter sind aber die Zukunft des Unternehmens. Diese Arbeitsplätze fallen dann weg.
Friedel: In meiner Zeit als Betriebsratsvorsitzender gab es keine einzige betriebsbedingte Kündigung. Die letzte Kündigungswelle war um 1982 mit über 100 Entlassungen. Insofern kann man das schon sagen.
Friedel: Ich hoffe, dass in Verhandlungen Lösungen gefunden werden, um die Arbeitsplätze zu erhalten. Dabei habe ich vollstes Vertrauen in den jetzigen Betriebsrat und in die Gewerkschaft. Diese werden alles versuchen. Außerdem hoffe ich auf die nötige Unterstützung von außen, von der Politik und von der Bevölkerung. Wichtig ist, dass nun alle Mitarbeiter von Preh zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen.