"Was is' des denn für e lidschäftigs Gerütsch? Des fällt ja gleich um!". Wenn Sie in Unterfranken geboren und aufgewachsen sind und vielleicht sogar noch dort leben, müssen Sie beim Lesen dieser Sätze vielleicht schmunzeln. Und sehen und hören vor ihrem inneren Auge und Ohr den Franken oder die Fränkin schimpfen.
Sollten Sie allerdings nur Bahnhof verstanden haben, seien Sie nicht traurig. Suchen Sie sich einfach eine nette einheimische Person, vielleicht Ihre Nachbarin oder Ihren Kollegen, er oder sie übersetzt sicher gerne. Oder fragen Sie die Frau, die das eingangs erwähnte "lidschäftig" als eines ihrer fränkischen Lieblingsworte bezeichnet: Monika Fritz-Scheuplein. Sie ist Teamleiterin am Unterfränkischen Dialektinstitut und weiß, wie und warum die Franken "babbeln", wie sie eben babbeln.
Dialekt stiftet Identität, sagt Monika Fritz-Scheuplein
"Für mich ist Dialekt eine Bereicherung unseres sprachlichen Repertoires. Er stiftet Identität", sagt Monika Fritz-Scheuplein. Sie stammt aus Mellrichstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld, wo ein Mann einmal einen gewitzten, schlauen Jungen als "Foggediefes" bezeichnet hatte. Dieses Wort mag Fritz-Scheuplein sehr gerne.
Zum Studium ging es nach Würzburg, dort arbeitet sie seit 2005 als leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin am Unterfränkischen Dialektinstitut am Institut für deutsche Philologie der Universität. Unterstützt und maßgeblich finanziert wird es von der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken. Der Rhöner Dialekt liegt Fritz-Scheuplein als Rhön-Grabfelderin freilich besonders am Herzen, auch wenn ihre Arbeit und Forschung sich der Sprache in ganz Unterfranken widmet.
Dialekt wird heute in größeren Sprachräumen gesprochen
Was mancher vielleicht schon vermutet hat, deckt sich mit den Erfahrungen der Expertin: Heute wird weniger Dialekt gesprochen als noch vor einigen Jahrzehnten. "Das liegt daran, dass wir heute viel mobiler sind, alles wird globaler. Früher sind die meisten Menschen ja kaum aus ihrem Ort rausgekommen.
So verändert sich auch die Sprache vom Dialekt eher hin zu einem Regiolekt", erläutert die Dialekt-Forscherin. Sie meint damit, dass lokal gefärbte Aussprachevarianten innerhalb eines größeren Raumes verwendet werden. Dagegen seien früher oft schon von Dorf zu Dorf unterschiedliche Worte für dieselbe Sache verwendet worden.
Dialekt hat nichts mit dem Bildungsniveau zu tun
Wenn auch nicht mehr so gang und gäbe wie in der Vergangenheit, sei der Dialekt gerade auf dem Land auch heute noch lebendig, hat Monika Fritz-Scheuplein beobachtet. Schade findet sie, dass manche Personen die Meinung vertreten, Dialekt sei nicht mehr zeitgemäß oder stehe für geringere Intelligenz.
"Dialekt hat überhaupt nichts mit dem Bildungsniveau zu tun. Auch, dass dialektsprechende Kinder im Hochdeutschen mehr Rechtschreibfehler machen, wurde widerlegt. Vielmehr hilft es beim Lernen einer Fremdsprache, wenn man mit Dialekt und Standardsprache aufgewachsen ist." Eltern müssten sich keine Sorgen machen, dass ihre Sprösslinge wegen der Mundart Probleme beim Hochdeutsch bekommen würden, denn die könnten durchaus unterscheiden, wann welche Varietät angebracht ist.
Sprachatlas für Unterfranken
Es stimmt sie hoffnungsvoll, dass sich viele heute auf das Ursprüngliche, das Regionale zurückbesinnen würden. Dies zeige sich daran, dass Comedians, die ihren Dialekt bewusst einsetzen, beliebt sind. "Was wären ein Fredi Breunig, ein Michl Müller oder ein Erwin Pelzig ohne ihren Dialekt?"
Um den Dialekt zu bewahren, führte das Forschungsprojekt Sprachatlas von Unterfranken zwischen 1990 und 1996 Erhebungen in 180 Orten in ganz Unterfranken durch, deren Ergebnisse in sechs Sprachatlasbänden veröffentlicht wurden. Außerdem kümmern sich Monika Fritz-Scheuplein und ihre Kollegen um die Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Dialekt, etwa mit Publikationen und einem Quiz auf der Webseite.
Beispielhaftes Dialekt-Projekt aus Erlabrunn
Was kann der Bürger oder die Bürgerin tun? "Vor allem viel Dialekt sprechen und ihn weitergeben an die Kinder." Dialekt-Initiativen von Bürgergruppen oder Heimatvereinen seien ebenso hilfreich. In Erlabrunn im Landkreis Würzburg beispielsweise unterhält laut der Expertin der Männergesangverein seit 2007 eine eigene Dialektgruppe. Ihr Ziel ist es, den Erlabrunner Dialekt so umfangreich wie möglich zu sammeln und zu bewahren.
"Natürlich wollen wir auch besonders schöne alte Wörter bewahren, die immer seltener gebraucht werden", sagt Simon Mayer, Mitinitiator der Gruppe. Das Wort "olwer" beispielsweise lässt das Herz des Dialekt-Freundes besonders hochschlagen, denn dieser Ausdruck für "albern" ist sein Lieblings-Begriff. Bei einer Umfrage unter den Erlabrunnern allerdings erhielt das Wort "Weißersundismaandi" (das erste e wird extra gesprochen, deshalb der Strich darauf) mit großem Abstand die meisten Stimmen. Damit hat der kleine Weinort sogar für den Montag nach dem Weißen Sonntag einen eigenen Begriff. "Ein weiteres Wort, das viele Stimmen bekam, war 'Darwes', also Streuselkuchen", sagt Simon Mayer.
Letztendlich gehe es um den gesamten Erhalt und die Dokumentation des Dialekts. Ein Dialekt-Wörterbuch "Mir hömm guad rêidæ - Erlabrunner Wortschatz" und das Kochbuch "Was geids´n haüd?" brachte die Gruppe bereits heraus. Das Dialektbuch ist laut Simon Mayer bereits in zweiter Auflage erschienen, allerdings schon wieder ausverkauft. Auch wurde von Erlabrunner Originalen der Dialekt als CD eingesprochen. Jüngstes Projekt: Im Herbst erschien ein 200 Seiten starkes Buch unter dem Titel: "Guad gschriewae - schöae verzeild". Darin haben Erlabrunner Texte aus der Weltliteratur in ihren Dialekt übersetzt.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
problem is mit dan dialekt wenn da no in der Schul bist,
dar lehrer verstehts lang nit, und im deutsche hasta en vierer,
Allerdings gilt, daß man im Ausland mit (fränkischen?) Englisch meistens weiter kommt. 😂😂