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MELLRICHSTADT
Dialekt: Unterfränkisch ist nicht gleich Unterfränkisch
Monika Fritz-Scheuplein von der Universität Würzburg beim kulinarischen Streifzug durch den fränkischen Dialekt in Mellrichstadt.
Foto: K. Haid | Monika Fritz-Scheuplein von der Universität Würzburg beim kulinarischen Streifzug durch den fränkischen Dialekt in Mellrichstadt.
mimi
 |  aktualisiert: 27.04.2016 03:29 Uhr

Man kennt es aus fremdländischen Restaurants, wenn man auf die Speisekarte blickt und nicht gleich weiß, um was es sich bei den Gerichten handelt. Dass so etwas aber auch im heimischen Unterfranken passieren kann, zeigte am Donnerstagabend Dr. Monika Fritz-Scheuplein vom Unterfränkischen Dialekt-Institut der Universität Würzburg. Auf dem Fundament ihres Elternhauses, auf dem heute die Carl-Fritz-Stube steht, erklärte die Sprachwissenschaftlerin im Rahmen der Fränkischen Woche, dass Unterfränkisch nicht gleich Unterfränkisch ist.

Frage man beispielsweise nach dem Tier, das Eier legt, dann höre man in Unterfranken drei verschiedene Antworten: „Das am weitesten verbreitete Wort ist „Huhn“ („Hue“ im Dialekt). Westlich des Spessarts sagt man dagegen „Hünkel“, und in einem kleinen Gebiet im Osten Unterfrankens heißt es „Henne“. Für alle drei Worte gibt es wiederum noch unterschiedliche Aussprachen, je nach Region“, so Fritz-Scheuplein.

Zwischen 1990 und 1996 hat sie zusammen mit anderen Sprachforschern in 180 Orten in Unterfranken Dialektbefragungen durchgeführt, unter anderem auch in 22 Orten im Landkreis, so auch in Mellrichstadt. Das liege im Übrigen östlich des Äppeläquators, so wird die Sprachgrenze zwischen Rheinfränkisch (Untermainländisch) und Mainfränkisch (Unterfränkisch) bezeichnet. Die Grenze der Dialekträume lässt sich an Kennwörtern festmachen: Hier vollzieht sich der Wechsel vom „Appel“ zum „Apfel“ und vom „Äppelwoi“ zum „Oepfelmoust“.

Schließlich lüftete die Wissenschaftlerin noch das Rätsel, das bis zu diesem Zeitpunkt keiner der Besucher herausbekommen hatte, nämlich was sich hinter dem Dialektwort Friiseli versteckt: In weiten Teilen Unterfrankens spricht man dabei von Schnittlauch, es gibt aber noch weitere Varianten wie etwa Frießlaub, Graselein, Grießlaub oder auch Süri.

Als ein Ehepaar beim Wort „Fleisch“ zu diskutieren begann, ob man nun in Mellrichstadt „Flääsch“ oder „Floasch“ sagt, musste Monika Fritz-Scheuplein lachen. „Das mit dem Dialekt ist gar nicht so einfach“, merkte sie an. Das musste auch das Wirtspaar des Madenhäusle, dem Mundartwirtshauses in Madenhausen im nördlichen Landkreis Schweinfurt, erfahren, denn ihre Speisekarte ist im ortsüblichen Dialekt geschrieben und soll mit Gerichten wie „roade Zipfl“ und „Lumpäbroad“ für Gesprächsstoff unter den Gästen sorgen . „Die Wirtin hat den Dialekt nun aber etwas zurückgenommen, denn vor allem einheimische Gäste haben sich beschwert, dass man des gor ned gelaas koo“.

Fritz-Scheuplein brachte eine Erkenntnis unter den Sprachforschern unters Volk: „Es scheint, als genießen bayrische Bezeichnungen ein höheres Prestige als das Fränkische. So hört man viel öfter Stubn oder Stüberl statt fränkisch Stüble, oder Obadzda statt Gerupften, so als müsse man sich dieser bodenständigen fränkischen Bezeichnungen schämen.“

Bei gefüllten Bierstangen und Getränken gab es unter anderem Erklärungen zu Krumpelich (Brotkrumen), Kummer (Gurke), Gackel (Fettschicht auf gekochter Milch) Eierkuche und dem vom Aussterben bedrohten Wort Zinserich (Thymian). Grummbien stammt nicht von krummen Birnen, wie es im Volksmund heißt, sondern war erst Bezeichnung für Erdnüsse und später für Kartoffeln, und die Grettelsuppe hat nichts mit einer Gretel zu tun, sondern leitet sich wohl eher vom bayerischen „alten crodal“ für Fleischgabel ab. Am Ende fand Monika Fritz-Scheuplein kurze und passende Abschiedsworte in Fränkisch: Nuu sood, nuu lää! – übersetzt: Jetzt bin ich satt, jetzt will ich liegen!

 
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