
Montags ist Ruhetag im "Hotel Café Rhönperle" in Bad Neustadt. Wer dessen Chefin Astrid Schlereth dann anruft, erreicht sie möglicherweise trotzdem beim Spätzle schaben. Es könnte auch sein, dass sie gerade die Buchhaltung macht oder die Tagesgerichte plant. Denn zu tun gibt es in dem Hotel und Café in der Innenstadt immer etwas.
Astrid Schlereth ist in der Rhönperle meist an einem Ort anzutreffen: der Küche. Sie steht selbst am Herd und kocht ihre vorwiegend fränkischen Gerichte. Tageweise erhält sie Unterstützung von einer Küchenhilfe, die sich auch um die acht Hotelzimmer kümmert. Als "klein und familiär", bezeichnet die Gastronomin ihren Betrieb. Außer ihr und ihrer Mitarbeiterin für Küche und Zimmer arbeiten dort Schlereths Sohn Matthias und eine Service-Aushilfe.
Quereinsteigerin Astrid Schlereth mag die Abwechslung in ihrem Job
Wie viele Stunden die Rhönperle-Chefin täglich in ihr Lokal investiert? "Es wäre besser, wenn du sagen würdest, in wie vielen Stunden du nicht arbeitest", wirft Matthias Schlereth beim Gespräch an seine Mutter gewandt ein. "Stimmt. Aber irgendwas zwischen 9 und 16 Stunden wird es wohl sein, es ist auf jeden Fall eine 7-Tage-Woche", sagt die Gastronomin.
Trotz Herausforderungen und viel Arbeit mag Schlereth ihren Job: "Was mich motiviert, ist die Abwechslung, kein Tag ist wie der andere. Man erfährt viel Dankbarkeit und kommt mit verschiedensten Menschen ins Gespräch". Sie sei keine, die den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen könne. Auch wenn Kalkulation und Buchhaltung natürlich ebenfalls zu ihrem Job gehören.
Als die Rhönperle in Bad Neustadt noch zur Hälfte die Boutique "Ullas Laden" war
Eine gelernte Gastronomin ist Schlereth nicht: Nach Abitur und kaufmännischer Ausbildung arbeitet die vierfache Mutter in verschiedenen Bereichen. Weil sie die Tochter der Rhönperle-Inhaberin Ulla Zillmer kennt, beginnt sie 2012, in der Küche mitzuarbeiten und merkt schnell, dass ein eigenes Lokal auch für sie etwas sein könnte. Zillmer hatte die Rhönperle seit 1987 geführt, deren eine Hälfte anfangs noch die Boutique "Ullas Laden" beherbergte.
Am 1. Oktober 2013 übernimmt Astrid Schlereth die Rhönperle. "Ich bin kaufmännisch gut aufgestellt und kann rechnen, bin also nicht blauäugig herangegangen nach dem Motto: 'Oh, ich hätte auch gern so ein kleines Hotel, das ist ja schnuckelig.'" Die Quereinsteigerin renoviert mit Unterstützung ihrer Familie Wirtschaft und Zimmer, die sich in einem denkmalgeschützten Haus aus dem 17. Jahrhundert befinden. Und entwickelt neue Ideen.
Schlereth bedauert, dass manche Bad Neustädter das Traditionslokal Rhönperle kaum auf dem Schirm hätten. Weil sie in der Küche steht und nicht wie mancher männliche Wirt beim Kassieren mit den Gästen in Kontakt kommt, werde sie als Inhaberin oft nicht wahrgenommen. "Wir fühlen uns generell etwas abgehängt, weil wir in der Spörleinstraße und nicht am Markplatz liegen. Aber zu einer Stadt gehören alle Gastronomen", so Schlereth.

Wie sieht sie die Gastronomie und Hotellerie in Bad Neustadt aufgestellt? "Es fehlt an Hotelbetten. Im Mai 2025 findet ein Event in der Stadthalle mit 300 bis 400 Auswärtigen statt. Seit März dieses Jahres sind wir dafür ausgebucht. Es gibt nur rund zehn Hotels in Bad Neustadt, das ist definitiv zu wenig", gibt Schlereth zu bedenken.
Was die Gastronomie angeht, sei das Honky Tonk Mitte März eine schöne Aktion gewesen: Da war auch die Rhönperle voll. Die musikalische Zeitreise mit dem Duo "Paper Jimmy" kam laut Schlereth sehr gut an. Sie sieht solche Projekte auch als eine Möglichkeit, jüngeres Publikum auf sich aufmerksam zu machen.

"Wir wollen außerdem unsere Alleinstellungsmerkmale wie den Biergarten in der Altstadt besser herausstellen. Warum dort nicht mal einen Weihnachtsbasar veranstalten?", meint sie. Die 60-Jährige könnte sich zudem vorstellen, sonntags Brunch anzubieten oder die Öffnungszeiten zu erweitern.
Fest steht für Schlereth, dass sie noch einige Jahre weitermachen möchte. "Wir würden die Rhönperle auch danach gern in der Familie halten", so Schlereth. Ihre Tochter unterstützt sie im Social Media-Bereich, Sohn Matthias arbeitet im täglichen Betrieb mit. Ob er das Lokal später übernehmen möchte, weiß der 33-Jährige noch nicht.
Astrid Schlereth glaubt, dass es auch in Zukunft kleine Betriebe wie ihren geben wird. "Wenn aber jemand lange im Geschäft ist und die Kinder die viele Arbeit mitbekommen haben, werden es die wenigsten übernehmen", vermutet die Hotel- und Café-Chefin. "Einige werden wohl schließen müssen, weil kein Nachfolger da ist". Astrid Schlereth denkt an solche Dinge derzeit nicht. Dazu hat sie zu viel Freude an ihrer Arbeit. Auch dann, wenn sie an Ruhetagen in der Küche steht und Spätzle schabt.