Sonntag, 12 Uhr: Zeit für einen Braten, ein Schnitzel, eine Pizza oder einen Salat. Doch warum selber kochen, wenn man, getreu dem Motto "Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wiener Wald" auch in einem Restaurant speisen kann? Allerdings nicht in allen Rhöner Gaststätten: Manche der Rhön-Grabfelder Wirte haben ihren Ruhetag auf den Sonntag gelegt. Und das, obwohl an diesem Tag doch die meisten Gäste zu erwarten wären. Oder doch nicht? Drei Gastronomen aus der Region haben dieser Redaktion erzählt, warum sie sonntags nicht öffnen.
1. Barbara "Babsi" Jung, Brauhaus-Grill in Mellrichstadt: "Wir haben unter der Woche genug zu tun"
"Wir sind jetzt 39 Jahre da und nach Corona haben wir uns dazu entschlossen. Einfach weil wir unter der Woche genug zu tun haben und uns aus Altersgründen mal ein paar Tage in der Woche gönnen wollten, wo wir nicht arbeiten müssen. Umsatzmäßig haben wir dadurch keine Einbußen. Wir kommen zurecht. Wir machen das nur noch hobbymäßig. Die einheimischen Gäste wissen, dass wir nur von Dienstag bis Freitag geöffnet haben. Gegen elf machen wir auf und bieten bis abends 18 Uhr durchgehend warme Küche an. Besonders Gruppen und Vereine kommen viel zu uns und sagen, dass sie froh sind, weil es immer schwieriger wird, nachmittags ein offenes Restaurant zu finden. Deswegen haben wir vier Tage die Woche durchgehend offen. Das reicht."
2. Nikola "Niko" Dzopa, Vinobar Pfiffikus in Bad Neustadt: "Sonntag ist unser Familientag"
"Meine Familie und ich arbeiten seit 30 Jahren als Gastronomen. 20 Jahre lang hatten wir keinen freien Tag. Vor 10 Jahren haben wir dann den Sonntag als Ruhetag eingeführt. Seitdem öffnen wir an diesem Tag nur in Ausnahmefällen. Einfach deswegen, weil wir einen Tag in der Woche privat als Familie verbringen wollen. Dass der Ruhetag ausgerechnet auf den Sonntag fällt, hat mit Personalmangel nichts zu tun, den habe ich nicht. Unsere Mitarbeiter sind auch glücklich und zufrieden mit dem Sonntag als Ruhetag."
3. Julia Matis, Einfach wir in Bad Neustadt: "Ein freier Sonntag ist motivierend für das Personal"
"Wir betreiben unser Lokal am Marktplatz seit sechs Jahren und haben seither immer am Sonntag zu. Die meisten Restaurants hatten sonntags immer auf, dann haben eben wir unseren Ruhetag auf den Sonntag gelegt. Ich habe deswegen ganz schlechte Bewertungen bekommen und Kommentare wie: 'Wie kann man denn am Sonntag zu lassen?' Oder 'Das muss man sich erst mal erlauben können, am Sonntag nicht zu öffnen'.
Aber seit wir damit angefangen haben, machen es am Marktplatz mehrere Lokale so und die Gäste haben sich daran gewöhnt. Ein klarer Vorteil ist, dass man dadurch mehr Personal bekommt. Es ist motivierend für die Mitarbeiter, die den Sonntag natürlich auch lieber mit ihrer Familie verbringen wollen.
Außerdem ist es nicht so, dass sonntags die meisten Leute Essen gehen. Aus meiner Sicht als Inhaberin – ich arbeite lang genug in der Gastro – ist Sonntag der unberechenbarste Tag. Entweder ist viel los oder gar nichts. Am Sonntag geht man auch eher zum Mittagessen oder zum Kaffeetrinken. Aber seltener zum Abend Essen, wie es bei uns serviert wird. Und wenn doch, dann wollen die Leute spätestens um 20 Uhr daheim sein."
Das Aufmacher-Foto und das Foto von Julia Matis wurden ausgetauscht.