Spielerisch lernen – Wissen erwerben, ohne das Gefühl zu haben, sich anstrengen zu müssen. Das ist das Prinzip von Cordula Krauß. "Lernen macht Spaß", ist sie überzeugt, und müsse nicht mühsam sein. Die gelernte Ergotherapeutin möchte Kindern Freude am Lernen und Denken vermitteln. Das macht sie seit etwa fünf Jahren im Rahmen der Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld. Für diese hält die 63-Jährige Förderstunden an Grundschulen.
Was ist die Bildungspartnerschaft? "Sie verfolgt das Ziel, Kinder möglichst frühzeitig zu unterstützen, damit sie in der Schule nicht den Anschluss verlieren und die Defizite sich nicht immer weiter aufbauen", erläutert Markus Till, Leiter der Erziehungsberatung des Kreiscaritasverbandes. Bei ihm laufen alle Fäden der Initiative zusammen. Im Fokus stehen dabei vor allem benachteiligte Grundschulkinder, etwa aus Familien mit begrenzten finanziellen Mitteln.
Unbürokratisch, ohne Verwaltungsaufwand und Hemmschwellen
Entstanden ist die Bildungspartnerschaft 2010 durch einen Zusammenschluss von Personen aus Jugendhilfe, Schule, Politik und Unternehmen. Aktuell sind neben Till im Organisationsteam tätig: Bernhard Roth (ehemaliger Leiter der Erziehungsberatung), die beiden Unternehmer Stephan Ullmer-Kadierka und Barbara Streit, die frühere Stadträtin und Kindergartenleiterin Gudrun Hellmuth sowie Schulamtsleiter Karl-Heinz Deublein.
"Unsere Angebote sollen unbürokratisch und ohne Verwaltungsaufwand bei den Menschen ankommen", führt Markus Till weiter aus. Um die Hemmschwellen für Kinder und Eltern so niedrig wie möglich zu halten. Insofern ist auch keine ärztliche Verordnung notwendig. Die Bildungspartnerschaft, die verwaltungstechnisch an die Caritas angedockt ist, wird ausschließlich durch Spenden finanziert.
Schulleiterin Eva-Maria Werner ist dankbar für die Unterstützung
Eine der Grundschulen, mit der die Bildungspartnerschaft von Anfang an zusammenarbeitet, ist die Karl-Straub-Grundschule in Salz. Deren Schulleiterin Eva-Maria Werner ist dankbar für die Unterstützung durch Ergotherapeutin Cordula Krauß. "Das ist eine wertvolle Ergänzung zu der Förderung, die bereits in der Schule geschieht", sagt sie. Darüber hinaus schätzt sie Krauß' "klaren Blick für die Probleme" und deren Fähigkeit, Spaß und Freude beim Lernen entstehen zu lassen.
Vom Prinzip her funktioniert das Angebot der Bildungspartnerschaft dergestalt, dass jede beteiligte Grundschule ein Kontingent von vier Stunden Förderunterricht in der Woche erhält. Die Schulen suchen die Kinder aus, die in den Genuss der Förderung kommen sollen. Diese erfolgt durch externe Fachkräfte wie Logopäden oder eben Ergotherapeuten wie Cordula Krauß. Die Förderung läuft parallel zum Unterricht und geschieht teilweise allein oder in Kleingruppen.
Die Fachkräfte unterstützen bei schulischen Anforderungen und sprachlichen Schwierigkeiten, erläutert Markus Till. Sie helfen, die Konzentration und die Arbeitshaltung oder auch die sozialen Fähigkeiten zu verbessern. "Wir wollen eine qualitativ gute Förderung", betont er. Aktuell unterstützt die Bildungspartnerschaft insgesamt um die hundert Kinder. Allein in der Grundschule in Salz sind es 13.
Cordula Krauß: "Alle denken, wir spielen nur und das sollen sie auch denken"
Die Kinder würden die Zuwendung sehr genießen, die sie in den Förderstunden erhalten, betont deren Schulleiterin Eva-Maria Werner. "Es macht Spaß, bei mir zu sein", bestätigt Cordula Krauß. Und ihr mache es auch Spaß. "Alle denken, wir spielen nur und das sollen sie auch denken." Dass die Hohenrotherin bei ihren Schülerinnen und Schülern beliebt ist, merkt man, wenn man mit ihr durch das Schulgebäude läuft. Von allen Seiten schallt ihr ein freundlich-fröhliches "Hallo, Frau Krauß" entgegen.
Beliebt ist im Förderunterricht auch die Arbeit am Computer. Dafür stehen zum Beispiel in Salz zwei Laptops zur Verfügung, auf denen unter anderem hilfreiche Mathematik-Programme drauf sind. Die bei den Kindern gut ankommen. "Manche Kinder mögen kein Mathe, aber am Computer geht das", sagt Krauß.
"Man kann keinem Kind Rechnen oder Deutsch beibringen, dem Lernen keinen Spaß macht", meint die 63-Jährige. "Hör auf zu rechnen, fang an zu denken", sei ein Satz, den sie immer wieder im Unterricht zu einem Kind sage. Oder auch: "Schau Dir die Zahlen an. Dein Ergebnis kann gar nicht stimmen."
Spaß am Lernen: Eine große Tasche voller Spiele
Cordula Krauß hat für ihren Unterricht immer eine große Tasche mit Spielen dabei. Ein Spiel liegt ganz oben. Der Name des Spiels verrät den Inhalt: "Leseratte". "Selbst Kinder, die nicht gerne lesen, lieben das Spiel", sagt Krauß. "Lesen ist Nebensache, die Kärtchen wollen verschoben werden." Sie spielt mit den Kindern beispielsweise auch das seit Jahren bekannte "Stadt, Land, Fluss" oder Einkaufen. Dabei lernen die Kinder nicht nur Rechnen, sondern auch wichtige Alltagskompetenzen.
Krauß ist es wichtig, an Eltern zu appellieren, mit ihren Kindern zu spielen. Spielen fördere auch die Resilienz, fügt Eva-Maria Werner hinzu. "Kinder lernen es auszuhalten, zu verlieren." Auch Merkfähigkeit und Konzentration würden gefördert werden.
Welche Erfolgserlebnisse erfährt Cordula Krauß? "Das war heute wieder toll." Wenn dieser Satz von einem Schüler oder einer Schülerin fällt, freut sie sich sehr. "Ich stresse sie schon ein bisschen. Aber sie finden es trotzdem schön." Damit habe sie ihr Ziel erreicht. "Ich möchte, dass sie sich gerne anstrengen und ihren Kopf benutzen." Auch freue sie sich, wenn die Rückmeldung einer Lehrkraft kommt, dass sich ein Schüler oder eine Schülerin positiv entwickelt.
Defizite bei Kindern müssen so früh wie möglich ausgeglichen werden
Eva-Maria Werner, Cordula Krauß und Markus Till sind sich einig darin, dass Defizite bei Kindern so früh wie möglich ausgeglichen werden müssen. "Sie haben noch eine lange Schulzeit vor sich. Wenn in der untersten Reihe zwei Steine fehlen, geht das eine Weile gut. Aber irgendwann bricht die ganze Chose zusammen", meint Krauß.
Bevor das geschieht, will die Bildungspartnerschaft aktiv werden. Und nach Meinung der drei Beteiligten gelinge das auch. Über die Jahre hinweg sei eine gute Kooperation zwischen den Fachkräften und den Schulen entstanden, erklärt Markus Till. "Uns ist etwas ganz Innovatives gelungen." Und das Schönste dabei: "Es kommt bei den Kindern gut an."
Weitere Informationen: Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld, c/o Caritasverband Rhön-Grabfeld, Kellereigasse 12-16, Bad Neustadt, Tel. (09771) 6116-0, E-Mail: info@bildungspartnerschaft-rhoen-grabfeld.de oder im Internet unter www.bildungspartnerschaft-rhoen-grabfeld.de. Dort sind auch Spendenmöglichkeiten angegeben.