Bevor der Stadtrat von Bad Neustadt für die Übernahme des Kurhauses stimmte, durften sich in der Sitzung Akteure vorstellen, die wichtige Dienste im schulischen Bereich verrichten.
Seit über zehn Jahren gibt es die Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld – eine Initiative von Ehrenamtlichen, die sich um benachteiligte Grundschüler mit Lerndefiziten oder Entwicklungsverzögerungen kümmert. Koordination und Verwaltung ist beim Caritasverband des Landkreises Rhön-Grabfeld angedockt.
Momentan ist die Bildungspartnerschaft an neun Grundschulen im gesamten Landkreis im Einsatz, über 1000 Schülerinnen und Schüler sind seit der Gründung gefördert worden.
Kinder sollen nicht "durchs Netz fallen"
"Wir wollen ein niederschwelliges und zusätzliches Hilfsangebot in der Region anbieten und damit verhindern, dass Kinder den Anschluss verpassen und durchs Netz fallen", erklärt Ansprechpartner Markus Till, der gemeinsam mit Bernhard Roth auf das Angebot aufmerksam machen will. Denn an den Schulen gibt es meist nur wenige Zusatzangebote in dieser Richtung.
Konkret sollen "normal begabte" Kinder (erste bis vierte Klasse) in den grundlegenden Fähigkeiten wie Sprache, Motorik und Sozialverhalten gefördert werden, wenn bei diesen die Gefahr droht, den Anschluss im Unterricht verlieren. Lehrkräfte schlagen Kinder für die Teilnahme vor. Nach dem Einverständnis der Eltern arbeiten bezahlte Fachkräfte in Kleingruppen mit den Kindern zusammen.
Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld ist rein auf Spenden angewiesen
Da die Bildungspartnerschaft keinen Zugriff auf Fördertöpfe besitzt, ist sie auf Spenden angewiesen, die komplett in die Finanzierung der Förderstunden fließen. Die Kosten liegen pro Schule jährlich bei rund 5000 Euro.
Bürgermeister Michael Werner dankte für das wichtige Engagement und sagte eine finanzielle Unterstützung durch die Stadt Bad Neustadt zu. Über die zuvor intern festgelegte Summe müsse man sich noch einmal im Gremium unterhalten, deutete Werner eine Erhöhung an.
Jugendsozialarbeit in Bad Neustadt bislang einmalig in Rhön-Grabfeld
Über die kürzlich gestartete Jugendsozialarbeit an der Karl-Ludwig-von-Guttenberg-Grundschule in Bad Neustadt berichtete Schulleiterin Ulrike Busch-Gerber. Vor sieben Jahren wagte sie einen ersten erfolglosen Versuch im Landratsamt, eine Stelle zu schaffen.
Im September 2021 war ein Antrag dank gemeinsamer Umsetzung von Stadt und Landkreis von Erfolg gekrönt. Die Schule in Bad Neustadt ist die erste Grundschule in Rhön-Grabfeld, die über einen Jugendsozialarbeiter verfügt.
Nach Ansicht von Busch-Gerber müsste jede Schule eine Stelle bekommen. Das Schulleben habe sich verändert. Neben dem klassischen Unterricht nimmt das Thema Erziehung einen immer größeren Stellenwert in der täglichen Arbeit ein.
Immer mehr sozial und emotional auffällige Kinder
Die Zahl sozial und emotional auffälliger Kindern wird immer höher. Die Schulleiterin betont, dass es sich nicht nur um Migrationskinder handelt, deren Anteil im kommenden Schuljahr bei rund 70 Prozent liegen wird. "Ich bin voll überzeugt, dass ein Jugendsozialarbeiter den Kindern guttut", sagt Ulrike Busch-Gerber und meint damit namentlich Rene Reitzig.
Dieser bekleidet seit kurzem die Stelle an der Grundschule und berichtete dem Stadtrat von ersten Eindrücken. "Die Lehrkräfte leisten sehr gute Arbeit, haben aber wenig Zeit für individuelle Einzelfälle", weiß Reitzig. Der Jugendsozialarbeiter bietet den Schülern künftig als Rückzugsmöglichkeit ein Beratungszimmer an, in dem auch Gruppenaktivitäten stattfinden sollen. Auch nimmt er an Konfliktgesprächen teil.
Was für den Jugendsozialarbeiter zu Beginn das Wichtigste ist
Mit einzelnen Kindern könne er gezielt in den Austausch gehen und deren Eltern kontaktieren, um mögliche Probleme bereits im Vorfeld zu bereinigen und unterstützend tätig zu sein. "Das Wichtigste ist, Vertrauen aufzubauen und das Ganze bekannt zu machen", so Rene Reitzig.
Aus Sicht von Michael Werner hat dieser Vortrag gezeigt, wie wichtig es ist, frühzeitig in die soziale Komponenten einzusteigen. Er dankte der Schulleiterin für den Vorstoß und die Hartnäckigkeit.
Lediglich ein formeller Akt im weiteren Verlauf der Sitzung war, die Oberhofer und Coburger Straße im erweiterten Baugebiet "Westlich der Berliner Straße" zu Ortsstraßen zu widmen. Das galt auch für eine Verlängerung der Münchener Straße.
Freiflächen-Photovoltaikanlagen: Bedenken wegen guter Böden
Mit zwei Gegenstimmen verabschiedete der Stadtrat den in der vergangenen Sitzung vorgestellten Kriterienkatalog für Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Stadtgebiet. Christoph Rothhaupt (Freie Wähler) fand, dass die festgelegten 45 Bodenpunkte als Grenze für eine Bebauung zu hoch seien. In anderen Städten würde ein Wert von 20 kursieren.
Er sorgt sich, dass gute Boden dann nicht mehr zur Herstellung für Nahrungsmittel genutzt werden können und bezweifelt, dass sie der Landwirtschaft später überhaupt wieder zur Verfügung stehen.
Der Bürgermeister betonte, dass man die besten Flächen nicht wegnehmen werde. Vielmehr hat die Stadt die Planungshoheit und der Stadtrat das letzte Wort. Bei diesem Katalog, betonte Stadtrat Alexander Barthelmes (CSU), handelt es sich nicht um eine beschlossene Satzung, sondern lediglich um einen Leitfaden für die Verwaltung.